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Studium: Neue Rekorde, alte Probleme

Noch nie haben in Deutschland so viele junge Menschen studiert wie heute. Gleichzeitig brechen viele ihr Studium wieder ab – das gilt besonders für jene Fächer, deren Absolventen auf dem Arbeitsmarkt dringend gebraucht werden.

Geschrieben von Christiane Konegen-Grenier am . Veröffentlicht in Bildung.
Foto: Lukas Moos / CC0 via Pixabay

Noch nie haben in Deutschland so viele junge Menschen studiert wie heute. Gleichzeitig brechen viele ihr Studium wieder ab – das gilt besonders für jene Fächer, deren Absolventen auf dem Arbeitsmarkt dringend gebraucht werden.

Zum Wintersemester haben sich rund 2.867.500 Studenten an deutschen Universitäten und Hochschulen eingeschrieben, meldet das Statistische Bundesamt. Seit zehn Jahren steigt die Zahl ununterbrochen. Auch auf dem Arbeitsmarkt ist noch keine Sättigung in Sicht: So liegt die Arbeitslosenquote von Akademikern bei 2,3 Prozent und damit weit unter dem Bundesdurchschnitt von 5,8 Prozent.

Ob der Run auf die Hochschulen anhält, ist allerdings fraglich. Denn die Zahl der Studienanfänger ist bereits zum dritten Mal in Folge gesunken. Besonders in Fächern, in denen Fachkräfte fehlen, geht die Zahl der Studienanfänger zurück: So haben sich für Maschinenbau und Verfahrenstechnik 6.234 junge Leute weniger eingeschrieben als noch vor drei Jahren. Bei Informatikern gibt es gegenüber dem Vorjahr nur einen bescheidenen Zuwachs von 2.200 Studienanfängern. Das ist in mehrfacher Hinsicht bedenklich: Schon jetzt fehlen rund 40.500 IT-Experten – und in den vergangenen drei Jahren hat sich das Minus mehr als verdoppelt. Gleichzeitig sorgt die Digitalisierung dafür, dass künftig deutlich mehr IT-Experten gebraucht werden: in der Wirtschaft, aber auch als Lehrer in Schulen und Hochschulen.

In der Informatik gibt es noch ein ganz besonders Dilemma: Etwa 45 Prozent der Uni-Studenten und 41 Prozent der FH-Studenten brechen ihr Studium vorzeitig ab, es gibt kaum ein Fach mit noch höheren Abbrecherquoten. Zwar gibt es Ansätze, um das zu ändern: Mit Tutorien, besserer Didaktik, transparenten Studienorganisationen und mehr Praxisbezug könnte viel erreicht werden. Allerdings sind gerade einmal 57 Prozent der zuständigen Fachbereichs- und Fakultätsleitungen der Ansicht, dass es ein strategisches Ziel sein sollte, die Abbrecherquoten zu senken. Deshalb ist nun die Politik gefragt, die richtigen Anreize zu setzen, zum Beispiel bei der Neugestaltung des Hochschulpaktes im kommenden Frühjahr. Aktuell gibt es Überlegungen, das Geld für die Hochschulen zum Teil an die Absolventenzahlen zu knüpfen. Das würde bedeutet: Je mehr Absolventen, desto höher die Förderung. Es wäre der richtige Weg.

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Quelle: IW Köln