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83 Milliarden für ein Fiasko

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In Anbetracht des anstehenden Abzugs aller US-Truppen aus Afghanistan präsentierte John F. Sopko, US-Sondergeneralinspektor für den Wiederaufbau Afghanistans, am Montag seine Zahlen. Insgesamt über 83 Milliarden US-Dollar hat seine Regierung in den Aufbau der afghanischen Sicherheitskräfte gesteckt. 18 Milliarden allein kostete die Ausrüstung. Mehr als 600.000 Waffen aller Art, 70.000 Fahrzeuge und 200 Flugzeuge. Sein Fazit? Viel Geld, aber noch lange nicht genug: Ohne kontinuierliche Finanzhilfe nach einem US-Abzug würden die Sicherheitskräfte in Afghanistan kollabieren.

Abschiebungen nach Afghanistan: Zweierlei Maß

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Die Bundesrepublik und andere westliche Länder spielen sich gern als Verteidiger der Menschenrechte auf. Zumindest, solange sie in Venezuela, China oder Kuba verletzt werden. Über das Grundrecht von nach Deutschland Geflüchteten auf ein Leben ohne Angst vor Verfolgung, Folter und Tod, vor Hunger und existenzieller Not gehen Regierung und Behörden dagegen eiskalt hinweg. Asylanträge werden abgelehnt, wo immer es geht, was sich an gesunkenen Anerkennungsquoten für Schutzsuchende aus etlichen Ländern zeigt.

Am Ende nichts gelernt

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  • Subtitle: US-Interventionspolitik
  • Bild Hintergrund Text Farbe: Hell

Der selbst ernannte Weltpolizist zieht aus Afghanistan ab. 3000 US-Soldaten sichern die Evakuierung der verbliebenen US-Bürger, die selbstverständlich keine Evakuierung sein soll. Auch handele es sich nicht etwa um einen vollständigen Rückzug. Die Afghanen müssten nun "selbst kämpfen, um ihren Staat kämpfen", äußerte US-Präsident Joe Biden bei der Verteidigung des US-Abzugs am vergangenen Dienstag im Weißen Haus in Washington. Ein letztes Aufbäumen und der Anspruch auf die Deutungshoheit. Zynischer geht es nicht.

Bilanz zum Einsatz Deutschlands in Afghanistan

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  • Subtitle: Enquête-Kommision
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Afghanistan, war da was? Vage erinnert man sich, dass eine vom Bundestag eingesetzte Enquête-Kommission den Einsatz Deutschlands in Afghanistan evaluiert.

Bundesregierung erteilte viele Zusagen zur Aufnahme von Ortskräften erst während der Evakuierung

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  • Subtitle: Afghanistan
  • Bild Hintergrund Text Farbe: Hell

Neue Zahlen zeigen einen entscheidenden Fehler der Bundesregierung bei der Evakuierung von Ortskräften aus Afghanistan: Bei der Bundeswehr-Luftbrücke im August gab die Regierung den meisten Betroffenen erst während der Evakuierung oder sogar danach eine Zusage zur Aufnahme. Das geht aus einer Antwort des Bundesinnenministeriums auf eine schriftliche Frage der Linken-Abgeordneten Gökay Akbulut hervor, die der "Neuen Osnabrücker Zeitung" (NOZ) vorliegt. Dadurch konnten viele Ortskräfte und schutzbedürftige Afghanen die Chance nicht mehr nutzen, das Land mit Bundeswehr-Maschinen zu verlassen.

Desaster nach dem falschen Krieg

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  • Subtitle: Zwei Jahrzehnten Militäreinsatz in Afghanistan

Nichts ist gut in Afghanistan, hatte die einstige evangelische Bischöfin Margot Käßmann in ihrer Neujahrspredigt 2010 gesagt. Das brachte der Protestantin seinerzeit empörte Kritiken ein. Von vielen Politikern und Medien. Über elf Jahre später, nachdem die alliierten Truppen, darunter das Kontingent der Bundeswehr, überhastet vom Hindukusch abgezogen sind, droht die Prophezeiung Käßmanns bittere Wahrheit zu werden. Die islamistischen Taliban breiten sich mit rasanter Geschwindigkeit im Land aus. Auch große Städte, wie jetzt Kundus im Norden, fallen ihrem Ansturm in die Hände. Vermutlich ist es nur noch eine Frage der Zeit, bis auch in Kabul wieder die Banner der Taliban wehen.

Deutschland muss seine Rolle annehmen

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Das Auseinanderdriften der Partner der freien Welt ist in Afghanistan konkret zu besichtigen. Die Mission im Kampf gegen die Taliban ist dort noch längst nicht erfüllt. Im Gegenteil: Die Angriffe der islamistischen Kämpfer haben wieder deutlich zugenommen. Während sich die Lage verschärft, sind insbesondere aber die Amerikaner der Mission müde. Präsident Donald Trump würde seine Truppen lieber heute als morgen abziehen. Die größte Herausforderung des Afghanistan-Einsatzes liegt also nicht in der verschärften Sicherheitslage, vielmehr ist es das Bemühen, die Amerikaner im Spiel zu halten.

Einfach abgehauen

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  • Subtitle: Kabul fällt

Das war's also. Zwanzig Jahre lang hat sich der Westen an Afghanistan abgemüht, Tausende Soldaten sind gefallen. Und nun geht das Land einfach zurück an die Taliban. Kabul fällt ohne einen Schuss, Europäer und Nordamerikaner hauen ab.

Fiasko am Hindukusch

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  • Subtitle: Afghanistan

Die Ereignisse am Hindukusch überstürzen sich. Wenn diese Zeilen erscheinen, haben die radikalen Taliban vermutlich bereits Teile der afghanischen Hauptstadt Kabul "friedlich" übernommen. Nach dem überstürzten Rückzug der alliierten Truppen vor wenigen Wochen war es nur eine Frage der Zeit, bis die bewaffneten Fundamentalisten das gesamte Land wieder unter ihre Kontrolle bringen würden. Die zwei Jahrzehnte vom Westen gehätschelte Staatsmacht und die afghanische Armee zerfielen in einem atemberaubenden Tempo. Nennenswerte Gegenwehr hatten die Taliban nicht mehr zu überwinden. Auch große Städte fielen wie Kartenhäuser unter ihrem Vormarsch.

Historiker rechnen mit schrecklichem Ende in Afghanistan

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  • Subtitle: Nationbuilding

Der Historiker Heinrich August Winkler blickt mit großer Sorge auf die Entwicklung in Afghanistan. Winkler sagte der "Heilbronner Stimme" (Samstag): "Wir müssen mit einem schrecklichen Ende rechnen, das ältere Beobachter an das Jahr 1975 zurückdenken lassen wird. Ich kann mich lebhaft erinnern an die Bilder von den Hubschrauber-Flügen der Amerikaner, mit denen sie dann noch einige ihrer südvietnamesischen Verbündeten aus dem belagerten Saigon zu retten versuchten. Man muss kein Pessimist sein, um zu befürchten, dass sich solche Szenen im Kabul von 2021 wiederholen könnten." Die Rückkehr der Taliban an die Macht sei jetzt wahrscheinlich nur noch eine Frage der Zeit.

Kein Zeichen von Humanität

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  • Subtitle: Vorübergehende Aussetzung von Abschiebungen nach Afghanistan

In Tagen, in denen sogar die EU-Botschafter in Afghanistan empfehlen, eine "vorübergehende Aussetzung" von Abschiebungen dorthin zu "erwägen", gerät selbst ein harter Knochen wie Horst Seehofer in Zugzwang. Das Empfohlene hat er nun getan, wobei die Betonung auch bei ihm auf "vorübergehend" liegt. Sobald als möglich - und wann das sein wird, entscheiden Lageberichtverfasser des Auswärtigen Amtes und deren Interpretierer im Heimatministerium vom Schreibtisch aus - werden straffällig Gewordene und "Gefährder" wieder in das Land am Hindukusch ausgeflogen.

Nicht nur Biden hat versagt

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  • Subtitle: Verzweiflung der Zurückbleibenden
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Kein zweites Saigon. Das sagt US-Außenminister Antony Blinken und verrät damit nur, in welcher Not seine Regierung steckt: Nur bitte kein zweites Saigon, so sehr die fluchtartige Endphase des Nato-Abzugs und die Verzweiflung der Zurückbleibenden auch an das Desaster am Ende des Vietnamkriegs erinnern.

Nicht überrascht

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  • Subtitle: Afghanistan

Es war nur eine Frage der Zeit, bis die afghanische Provinzhauptstadt Kundus in die Hände der Taliban fällt. Nicht zum ersten Mal, denn seit die Bundeswehr im Oktober 2013 das Camp am Flughafen der Stadt aufgab, bauten die Aufständischen ihre Position aus.

Unberechenbare Taliban

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  • Subtitle: Schulen für Mädchen
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Was hat die islamistischen Taliban geritten, dass sie erst die Öffnung der höheren Schulen für Mädchen ankündigen und nur wenige Stunden später diesen Schritt wieder rückgängig machen?

Unterlassene Hilfeleistung

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  • Subtitle: Afghanistan Truppenabzug

Zu spät, es kommt jetzt alles zu spät: Selbst wenn das deutsche Personal nun noch aus Kabul herausgeholt wird, so gerät das Versprechen der deutschen Bundesregierung, sich um die afghanischen Ortskräfte zu kümmern, doch zur entsetzlichen Farce.

US-General Petraeus widerspricht Biden und Bundesregierung

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  • Subtitle: Afghanische Streitkräfte
  • Bild Hintergrund Text Farbe: Hell

US-Präsident Biden und die Bundesregierung machen fehlenden Kampfwillen der afghanischen Armee für den Erfolg der Taliban verantwortlich. Im Interview mit dem Onlineformat STRG_F, das der NDR für funk produziert, widerspricht der ehemalige Kommandeur der US-Streitkräfte in Afghanistan, David Petraeus. „Sie hatten plötzlich keine Rückendeckung mehr“, sagt Petraeus mit Blick auf die afghanischen Streitkräfte. „Unsere Luftwaffe war weg“.