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Der Nordwesten Syriens: "Es riecht nach Blut und Schießpulver"

Der Nordwesten Syriens steht an der Schwelle zu einer humanitären Katastrophe, warnt die Kinderrechtsorganisation Save the Children. Hilfsgüter kommen nicht zu den notleidenden Menschen durch und die tödlichen Bombardements werden immer heftiger.

Geschrieben von Redaktion am . Veröffentlicht in Welt.
Foto: Freedom House / CC BY 2.0 via Flickr

Der Nordwesten Syriens steht an der Schwelle zu einer humanitären Katastrophe, warnt die Kinderrechtsorganisation Save the Children. Hilfsgüter kommen nicht zu den notleidenden Menschen durch und die tödlichen Bombardements werden immer heftiger.

Krankenhäuser, Schulen und die zivile Infrastruktur werden willkürlich angegriffen, in der letzten Woche traf es neun medizinische Einrichtungen in Aleppo und Idlib. Das medizinische Labor in einem Gesundheitszentrum Idlibs, das den einzigen Computertomographen der Stadt besaß, wurde zerstört. Die einzige Kinderklinik in Aleppo wurde zerbombt und musste schließen, ebenso wie viele andere ambulante Kliniken. Patienten in kritischer Verfassung können Aleppo wegen der Belagerung nicht verlassen und riskieren so ihr Leben. Ärzte und humanitäre Helfer arbeiten unter unvorstellbaren und sehr gefährlichen Bedingungen, während neben ihnen Bomben einschlagen. Die ständigen Luftangriffe hindern Nothilfeteams daran, Kinder und Familien aus den Trümmern zu retten.

Anlässlich der heutigen Konferenz der International Syria Support Group in Genf fordert Save the Children den sofortigen Waffenstillstand und ungehinderten Zugang für humanitäre Hilfe.

"Die Bevölkerung in Aleppo musste jahrelang Bombardements ertragen. Nun droht ihnen noch der Hungertod. Die Vorräte werden in den nächsten Wochen zu Ende gehen, wenn weiterhin keine Hilfsgüter durchgelassen werden. Es ist eine Schande, dass wir seit sechs Monaten nur leere Versprechungen bezüglich der Hilfslieferungen hören, während sich vor unseren Augen die womöglich schlimmste Belagerung täglich weiter verschärft. Die internationale Glaubwürdigkeit steht auf dem Spiel, wenn jetzt nicht gehandelt wird. Hilfe muss jetzt zugelassen werden, bevor noch mehr Kinder sterben", empört sich Sonia Khush, Save the Children Länderdirektorin in Syrien. Sie fordert die Teilnehmer der heutigen Konferenz zum Handeln auf.

Mitarbeiter von Save the Childrens Partnerorganisationen in Aleppo berichten, dass am dringendsten Lebensmittel und Benzin benötigt werden. Brot, Obst und Gemüse sind kaum noch vorhanden, seit die Hauptstraße in und außerhalb der Stadt zerstört wurde. Rund 300.000 Menschen leben nun in der belagerten Stadt - etwa 60 % von ihnen sind Frauen und Kinder. In dieser Woche wurde ein Lagerhaus einer Partnerorganisation von Save the Children während eines Luftangriffs zerstört. Darin befanden sich Lebensmittel für rund 10.000 Familien. Der Preis für Benzin, das für Wasserpumpen und medizinische Versorgung existenziell wichtig ist, hat sich verdreifacht. Sämtliche Schulen in Aleppo müssen bis zum 12. August geschlossen bleiben, weil das Risiko für die Kinder zu hoch ist.

Idlib wurde in den letzten Tagen von mehr als 100 Luftangriffen getroffen. Etwa 4.000 Familien (20.000 Menschen) flohen in der letzten Woche aus Idlib. Save the Children und lokale Partnerorganisationen verteilen Bargeld, damit die Menschen sich Lebensmittel und andere dringend benötigte Güter kaufen können. Außerdem betreibt die Kinderrechtsorganisation vier mobile Kliniken in der Region, um kranken Kindern und Müttern zu helfen.

Ein Mitarbeiter einer Partnerorganisation vor Ort sagt: "Die Straßen sind völlig leer. Der Geruch von Blut und Schießpulver hängt in der Luft."



Quelle: ots/Save the Children