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Putins Makel - Russischer Präsident soll Litwinenko-Mord gebilligt haben

Wladimir Putin klagt oft und gern darüber, dass der Westen ihm und seinem Land zu wenig Vertrauen entgegenbringe. Insbesondere die USA würden das Wort Partnerschaft ständig im Mund führen, im operativen Geschäft aber eine knallharte Interessenpolitik betreiben. Das mag stimmen.

Geschrieben von Redaktion am . Veröffentlicht in Welt.
Vladimir Putin
Vladimir Putin
Foto: Presidential Press and Information Office / CC BY-SA 2.0 (via Wikimedia Commons)

Wladimir Putin klagt oft und gern darüber, dass der Westen ihm und seinem Land zu wenig Vertrauen entgegenbringe. Insbesondere die USA würden das Wort Partnerschaft ständig im Mund führen, im operativen Geschäft aber eine knallharte Interessenpolitik betreiben. Das mag stimmen.

Davon unabhängig gibt es aber handfeste Gründe, dem russischen Präsidenten zu misstrauen - übrigens weit mehr als seinem Land und den Menschen dort. Selbst wer die Annexion der Krim, den Bruch des Völkerrechts und die offenen Lügen in dem Konflikt ("keine russischen Soldaten in der Ukraine") als Geopolitik mit den hybriden Mitteln des 21. Jahrhunderts einstuft, kommt bei der Bewertung Putins und seiner Regentschaft nicht an all den politischen Morden und Schauprozessen vorbei, die längst zum Kennzeichen des Putinismus geworden sind. Die Liste ist lang. Sie umfasst die Namen Politkowskaja, Litwinenko, Chodorkowski, "Pussy Riot", Nawalny und Nemzow, um nur die prominentesten Opfer zu nennen.

Noch immer gibt es auch Stimmen in Russland, die Putin eine Mitwisserschaft an den Sprengstoffanschlägen des Jahres 1999 mit mehr als 300 Toten zusprechen. Der Terror rechtfertigte damals den Tschetschenien-Krieg und ebnete dem früheren Geheimdienstchef Putin indirekt den Weg in den Kreml. Einer, der mehr als eine Mitwisserschaft Putins behauptete, war der abtrünnige FSB-Offizier Alexander Litwinenko. Nun hat eine britische Untersuchung ergeben, dass Litwinenko 2006 einem Mordanschlag zum Opfer gefallen ist, den Putin gebilligt haben soll. Die Betonung liegt auf "haben soll", denn auch diesmal gibt es keinen letztgültigen Beweis für Putins Täterschaft - ein Mordauftrag ist mehr als ein bloßes Mitwissen und Geschehenlassen. Das Schlimme an all dem aber ist, dass das Szenario, das die Briten beschreiben, höchst plausibel erscheint, ja, es liegt geradezu auf der Hand. Es liegt genauso auf der Hand wie die Frage, warum Boris Nemzow 2015 in unmittelbarer Nähe des hochgesicherten Kreml-Areals ermordet werden konnte.

In den Naturwissenschaften giltgrundsätzlich: Je einfacher eine Theorie ist, desto wahrscheinlicher ist ihre Richtigkeit. Was genau Putin in den genannten Fällen wusste und/oder anordnete oder nicht, werden wir vermutlich nie erfahren.

Die Mord- und Schandtaten werden aber an ihm haften bleiben. Sie sind sein Makel.



Quelle: Lausitzer Rundschau