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Handelsstreit: Dicke Luft

Beim Treffen in Beijing wollen die USA und China endlich den Handelsstreit beilegen. Allerdings ist eine Einigung kaum zu erwarten, denn das US-Handelsbilanzdefizit ist weiter gestiegen und die US-Delegation reist ohne ihre wichtigsten Minister nach China. Die deutsche Wirtschaft käme jede weitere Zuspitzung des Handelskonflikts teuer zu stehen: Das BIP könnte schlimmstenfalls in den kommenden fünf Jahren um 3,8 Prozent zurückgehen, wenn der Zwist weiter eskaliert, zeigen IW-Berechnungen.

Geschrieben von Galina Kolev am . Veröffentlicht in Wirtschaft.
Foto: skeeze / CC0 via Pixabay

Beim Treffen in Beijing wollen die USA und China endlich den Handelsstreit beilegen. Allerdings ist eine Einigung kaum zu erwarten, denn das US-Handelsbilanzdefizit ist weiter gestiegen und die US-Delegation reist ohne ihre wichtigsten Minister nach China. Die deutsche Wirtschaft käme jede weitere Zuspitzung des Handelskonflikts teuer zu stehen: Das BIP könnte schlimmstenfalls in den kommenden fünf Jahren um 3,8 Prozent zurückgehen, wenn der Zwist weiter eskaliert, zeigen IW-Berechnungen.

Seit Monaten tobt der Handelsstreits zwischen China und den USA. Trotz der verhängten Zusatzzölle in Höhe von zehn Prozent auf Waren im Wert von 250 Milliarden US-Dollar erreichte das US-Handelsdefizit mit China mit 43 Milliarden US-Dollar im Oktober vergangenen Jahres einen neuen Rekordwert. US-Firmen importieren derweil fast unbeeindruckt von Zusatzzöllen weiter chinesische Waren – unter anderem um künftige Preissteigerungen zu umgehen. Denn ab März könnten die Zusatzzölle von zehn sogar auf 25 Prozent steigen, sollten sich die Parteien nicht einigen können. Auf der anderen Seite sind die US-Exporte nach China seit Juni in der Tendenz rückläufig, im Oktober lagen sie fast 30 Prozent unter dem Niveau des Vorjahresmonats.

Das steigende US-Handelsdefizit mit China spricht dafür, dass es beim Treffen in Peking keine Einigung im Handelsstreit geben wird – schließlich ist die aktuelle Entwicklung ganz und gar nicht im Sinne des US-Präsidenten. Hinzu kommt: Die wichtigsten US-Minister sind nicht einmal angereist. Die US-Politik konzentriert sich momentan eher auf die Diskussion um die Mauer an der mexikanischen Grenze, die Trump anstrebt, und den damit verbundenen "Shutdown" der US-Verwaltung, der bereits über zwei Wochen andauert.

Die deutsche Wirtschaft beobachtet besorgt diese Entwicklungen. Jede weitere Eskalation des Konflikts gefährdet internationale Wertschöpfungsketten und somit das deutsche Geschäftsmodell. Das zeigen auch die Ergebnisse einer IW-Studie, die untersucht, welche Auswirkungen es haben könnte, wenn sich der Handelskonflikt zuspitzt: Mehr als 40 Prozent der befragten 1.111 deutschen Unternehmen erwarten einen Rückgang der Beschäftigung und Produktion in Deutschland, wenn es zu einer weiteren Verschärfung des Handelskonflikts kommt.

Schlimmstenfalls könnte das deutsche BIP in preisbereinigter Rechnung in den nächsten fünf Jahren sogar um etwa 3,8 Prozent schrumpfen. Dazu könnte es kommen, wenn Zusatzzölle in Höhe von 25 Prozent und entsprechende Vergeltungsmaßnahmen zwischen den USA auf der einen Seite und China, der EU und den anderen vier wichtigsten US-Handelspartnern auf der anderen Seite folgen. Die Arbeitslosenquote würde dann um 1,9 Prozent steigen, zeigen die IW-Berechnungen. "Die deutsche Wirtschaft ist sehr anfällig für die handelspolitischen Entscheidungen weltweit", sagt IW-Ökonomin und Studienautorin Galina Kolev. "Eine verlässliche regelbasierte Weltwirtschaftsordnung ist für das deutsche Exportmodell unentbehrlich."

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Quelle: IW Köln