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Ohne Moos nix los

Rund 100 Mill. Euro will die Stadt Hamburg für einen neuen Venture-Fonds mobilisieren, der Anschlussfinanzierungen für Start-ups der späteren Wachstumsphase bereitstellt. Einen entsprechenden Antrag haben SPD und Grüne dieser Tage in die Bürgerschaft eingebracht. Die bereits einen Frühphasenfonds nährende Hansestadt lässt sich nicht lumpen, wenn es um die Förderung junger Unternehmen geht, und steuert selbst 10 Mill. Euro zu dem Vehikel bei. Und in Berlin werden längst die Früchte einer Subventionspolitik für die Ansiedelung von Gründern geerntet, die Ende der neunziger Jahre ihren Anfang nahm.

Geschrieben von Björn Godenrath am . Veröffentlicht in Wirtschaft.
Foto: Klaus Dieter vom Wangenheim / pixabay (CC)

Rund 100 Mill. Euro will die Stadt Hamburg für einen neuen Venture-Fonds mobilisieren, der Anschlussfinanzierungen für Start-ups der späteren Wachstumsphase bereitstellt. Einen entsprechenden Antrag haben SPD und Grüne dieser Tage in die Bürgerschaft eingebracht. Die bereits einen Frühphasenfonds nährende Hansestadt lässt sich nicht lumpen, wenn es um die Förderung junger Unternehmen geht, und steuert selbst 10 Mill. Euro zu dem Vehikel bei. Und in Berlin werden längst die Früchte einer Subventionspolitik für die Ansiedelung von Gründern geerntet, die Ende der neunziger Jahre ihren Anfang nahm.

In der Bankenmetropole Frankfurt übt sich die öffentliche Hand derweil in Zurückhaltung, wenn es darum geht, Infrastruktur für die Ansiedlung von Fintechs bereitzustellen. Gerungen wird um 25 Mill. Euro, die über einen Zeitraum von fünf Jahren benötigt würden, um die Kräfte am Finanzplatz zu bündeln. Teil des Konzeptes ist auch ein Fintech-Zentrum als Anlaufstelle für alle im Gründer-Ökosystem.

Gesucht wird ein Ort mit Strahlkraft, der aber auch chillig genug ist für jene Protagonisten, die es bislang vor allem an die Spree zieht. Zur Wochenmitte werden Konzepte dafür präsentiert, was dem Land Hessen und der Wirtschaftsförderung der Stadt Erkenntnisse vermitteln soll, wie ein solcher Prozess begleitet werden kann.

So lobenswert es ist, dass die Politik nun endlich mal Initiative zeigt, so muss man doch im selben Atemzug konstatieren, dass, wenn es in dem Tempo weitergeht, die Mainmetropole niemals den Anschluss an das herstellen kann, was die Finanzplätze London und Luxemburg schon längst auf den Weg gebracht haben. In Canary Wharf gibt es schon seit drei Jahren einen Inkubator, der alle Teile der Branche anzieht. Und Vertreter der Londoner Wirtschaftsförderung sind sich nicht zu schade, auf Konferenzen in Frankfurt aufzuschlagen, um deutschen Fintechs die Ansiedelung an der Themse schmackhaft zu machen - so sieht aktive Finanzplatzpolitik aus.

Es ist ein Armutszeugnis für Frankfurt, dass eine Stadt mit Gewerbesteuereinnahmen von 1,675 Mrd. Euro (115 Mill. Euro über Plan) nicht mal ein paar Euro auf den Tisch legt, um private Initiativen zu flankieren. Eine solche Behäbigkeit kann man sich nicht leisten, nachdem nun zwei Jahre lang verdammt wenig passiert ist bei der Fintech-Förderung - ohne Moos nix los. Aber auch Banken und Börsenbetreiber sind gefordert, jenseits ihrer konzerneigenen Initiativen einen Beitrag zur Errichtung eines gemeinsamen Daches zu leisten.



Quelle: ots/Börsen-Zeitung