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Akademie-Chef will Corona-Atteste für Lehrer nur noch vom Betriebsarzt

Wegen der Vielzahl der Lehrer, die sich wegen der Corona-Pandemie durch ihren Hausarzt vom Präsenzunterricht befreien lassen, hat die Deutsche Akademie für Kinder- und Jugendmedizin (DAKJ) empfohlen, dafür nötige Atteste künftig vom Betriebsarzt ausstellen zu lassen. In einem Gespräch mit der "Neuen Osnabrücker Zeitung" erhoffte sich der Generalsekretär und Bremer Medizinprofessor Dr. Hans-Iko Huppertz durch eine solche Regelung "eine realistische Einschätzung der Gefahr durch die Pädagogen" und einen Schub für die Wiedereröffnung der Schulen.

Geschrieben von Redaktion am . Veröffentlicht in Bildung.
Viele Lehrer haben echte Ängste, die ernst genommen und korrekt adressiert werden müssen.
Viele Lehrer haben echte Ängste, die ernst genommen und korrekt adressiert werden müssen.
Foto: Maximilian Scheffler

Wegen der Vielzahl der Lehrer, die sich wegen der Corona-Pandemie durch ihren Hausarzt vom Präsenzunterricht befreien lassen, hat die Deutsche Akademie für Kinder- und Jugendmedizin (DAKJ) empfohlen, dafür nötige Atteste künftig vom Betriebsarzt ausstellen zu lassen. In einem Gespräch mit der "Neuen Osnabrücker Zeitung" erhoffte sich der Generalsekretär und Bremer Medizinprofessor Dr. Hans-Iko Huppertz durch eine solche Regelung "eine realistische Einschätzung der Gefahr durch die Pädagogen" und einen Schub für die Wiedereröffnung der Schulen.

Viele Lehrer haben echte, aber unbegründete Ängste, die ernst genommen, aber korrekt adressiert werden müssen", sagte Huppertz. "Ich habe sehr viel Sympathie für die Pädagogen, die Freunde der Kinder!" Im Klassenzimmer würden sie sich ausweislich der Erfahrungen in anderen Ländern aber nicht häufiger anstecken, als wenn sie sich anderweitig in der Öffentlichkeit bewegten und zum Beispiel einkaufen oder essen gingen und dabei die empfohlenen Hygieneregeln einhalten. "Eine Freistellung vom Präsenzunterricht sollte besser durch den Betriebsarzt erfolgen, der den Arbeitsplatz kennt", sagte Huppertz. Niedergelassene Ärzte könnten sich im Unterschied zu ihnen in einer "emotionalen Zwangssituation" befinden, "allein dem Wunsch des Patienten ohne Berücksichtigung der Gefahrensituation folgen zu wollen".

Der Professor verwies ferner darauf, dass in anderen Berufsgruppen wie Medizin, Handel und Erziehung keine vergleichbar großzügige Regelung greife.

Bisher war in Teilen Deutschlands gar keine Bescheinigung nötig, um dem Unterricht in der Schule wegen der Corona-Pandemie fernzubleiben, sofern man sich als Lehrer zu einer vom Robert-Koch-Institut (RKI) definierten Risikogruppe zählte. Seit das RKI betont, es sei eine individuelle Prüfung geboten, verlangen die meisten Länder ein Attest. Selbst in Bundesländern wie Niedersachsen, wo dies bereits seit einigen Wochen gilt, haben sich allerdings nach Angaben des Kultusministeriums rund 20 Prozent der Lehrkräfte befreien lassen, weil sie sich als gesundheitlich besonders gefährdet betrachten. Anderswo fehlen in den Klassen 30 Prozent der Lehrer und mehr. Im Rahmen der Möglichkeiten arbeiten sie dann von zu Hause aus, was den Neustart des Schulbetriebs in mehreren Bundesländern schwierig gestaltet und spürbar verzögert.

Die DAKJ ist die Dachorganisation aller wissenschaftlichen und berufsständischen Gesellschaften der deutschen Kinder- und Jugendmedizin, darunter die Deutsche Gesellschaft für Sozialpädiatrie und Jugendmedizin, der Berufsverband der Kinder- und Jugendärzte, die Deutsche Gesellschaft für Kinder- und Jugendmedizin sowie die Deutsche Gesellschaft für Kinder- und Jugendpsychiatrie.

Quelle: ots/Neue Osnabrücker Zeitung