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Sieben von zehn Deutschen anfällig für psychische Erkrankungen

Wien/Berlin (ots) - Repräsentative Befragung des Marktforschungsinstituts forsa zeigt, dass sieben von zehn Deutschen nicht ausschließen können, an psychischen Leiden wie etwa einer Depression zu erkranken - überdurchschnittlich häufig die jüngere Generation.

Geschrieben von Redaktion am . Veröffentlicht in Gesundheit.
Foto:Flachovatereza / pixabay (CC)

Wien/Berlin (ots) - Repräsentative Befragung des Marktforschungsinstituts forsa zeigt, dass sieben von zehn Deutschen nicht ausschließen können, an psychischen Leiden wie etwa einer Depression zu erkranken - überdurchschnittlich häufig die jüngere Generation.

Die deutliche Mehrheit der Deutschen (69 Prozent) ist überzeugt, dass Menschen mit psychischen Krankheiten in unserer Gesellschaft stigmatisiert werden - und genauso viele glauben, dass sie selbst für psychische Erkrankungen anfällig sind. Dies belegt eine repräsentative Studie des Meinungsforschungsinstituts forsa, das im Auftrag der Initiative 'Open Innovation in Science' der Ludwig Boltzmann Gesellschaft 1.001 Personen über 18 Jahren befragt hat. Um der Wissenschaft neue Impulse zu geben und auch um Ängste und Vorurteile abzubauen, lädt die Ludwig Boltzmann Gesellschaft Betroffene, Spezialisten und Interessierte unter dem Motto "Reden Sie mit!" ein, sich auf www.redensiemit.org noch bis 6. Juli aktiv an der Entwicklung von Forschungsfragen zum Thema psychische Erkrankungen zu beteiligen.

"Depressionen, Angststörungen und andere psychische Erkrankungen sind in Deutschland nach wie vor negativ behaftet und das macht die Situation für Betroffene und Angehörige oftmals noch schwerer", so Dr. Ulrike Schmidt, Leiterin der Trauma-Ambulanz des Max-Planck-Instituts für Psychiatrie in München und Mitglied im Beirat der Initiative 'Open Innovation in Science'. "Die Initiative 'Open Innovation in Science' ist nicht zuletzt deshalb so wichtig, weil sie dazu beiträgt, die Transparenz zu erhöhen und das Bewusstsein für psychische Erkrankungen zu stärken. Indem wir Betroffene direkt am Forschungsprozess beteiligen, wollen wir zudem dafür sorgen, dass deren Bedürfnisse bei der wissenschaftlichen Arbeit noch mehr in den Fokus rücken."

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Psychische Krankheiten werden nicht ausreichend ernst genommen

Neben der Stigmatisierung bemängeln sieben von zehn der von forsa Befragten, dass psychische Erkrankungen in Deutschland weniger ernst genommen werden als körperliche Erkrankungen und damit in ihrer Schwere und Bedeutung für die Erkrankten abgewertet würden. Die Generation der Menschen über sechzig schätzt dieses Problem dabei tendenziell als geringer ein: nur zwei von drei (65 Prozent) sehen eine Diskrepanz bei der Wahrnehmung psychischer und physischer Erkrankungen. Gleichzeitig sind sie die Gruppe, die für sich am ehesten ausschließen kann, an Leiden wie etwa einer Depression zu erkranken (34 Prozent). Bei den 18- bis 29-Jährigen kann das dagegen nur jeder Vierte (25 Prozent) relativ sicher sagen.

"Der Erfahrungsschatz von Patienten, Angehörigen und Ärzten ist entscheidend, um die Forschung näher an die Betroffenen heranzurücken. Genauso wollen wir aber Menschen aus allen Altersgruppen und in unterschiedlichen Lebenslagen ansprechen, die Angst haben, sie könnten psychisch erkranken. Sie sind eingeladen, sich mit Ihren Beiträgen zu bewerben", so Schmidt.

Insgesamt scheinen jüngere Menschen stärker sensibilisiert zu sein für psychische Erkrankungen: Während vier von fünf der unter 30-Jährigen (79 Prozent) glauben, dass Menschen mit psychischen Erkrankungen in unserer Gesellschaft stigmatisiert, also in gewisser Weise negativ oder abwertend gesehen werden, sind es bei den über 60-Jährigen nur drei von fünf (61 Prozent). Gut die Hälfte (46 Prozent) der Befragten gab zudem an, dass Ereignisse wie die Berichterstattung um den vermutlich vorsätzlich herbeigeführten Absturz der Germanwings-Maschine im März und die psychische Erkrankung des Co-Piloten dazu beitrügen, dass solche Leiden in der Öffentlichkeit vermehrt als Krankheit wahrgenommen würden.

'Open-Innovation in Science' ist eine europaweit einzigartige Initiative, in der in einem zweistufigen Verfahren Personen in die Generierung neuer Forschungsfragen eingebunden und anschließend Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler für die Anwendung von Open Innovation-Methoden in der Forschung trainiert werden. Sie wird getragen von der österreichischen Ludwig Boltzmann Gesellschaft und international von einem renommierten Advisory Board unterstützt, dem unter anderem Vertreter der WHO, der Harvard Medical School und der Max-Planck-Gesellschaft angehören.

Reden Sie mit! wird von namhaften Partnern aus Österreich, der Schweiz und Deutschland (Wissenschaft im Dialog) unterstützt.

Über Open Innovation in Science

Die Ludwig Boltzmann Gesellschaft startete im Frühjahr 2015 die Initiative 'Reden Sie mit!', die es Interessierten und Betroffenen ermöglicht, am Forschungsprozess und vor allem an der Generierung von Forschungsfragen teilzunehmen. Der Fokus der Initiative liegt auf dem Bereich psychische Erkrankungen und ist Teil des Gesamtprojekts ´Open Innovation in Science'. Durch die gezielte Öffnung des Innovationsprozesses soll neues Wissen von außen in die Forschung gebracht werden. Weitere Informationen unter www.openinnovationinscience.at.



Quelle: Ludwig Boltzmann Gesellschaft