Skip to main content
Wörter | Min. Lesezeit |

Coronavirus ist eine Herausforderung für uns alle

Folgte man den nervösen Börsen, die wegen des weltweit grassierenden Coronavirus' auf Talfahrt gehen, dann könnte man meinen, die Apokalypse stehe vor der Tür. Doch dem ist nicht so. Gerade jetzt, wo die Zahl von infizierten Personen steigt, sind ein kühler Kopf und einfachste Vorsichtsmaßnahmen notwendig - ebenso wie solide Informationen, Aufklärung und ein funktionierendes Gesundheitssystem. Schon damit sich aus dem - beherrschbaren - medizinischen Problem keine Massenpsychose entwickelt, damit Verschwörungs- und Pseudotheorien in weltweiten Netz nicht ebenfalls anstecken können.

Geschrieben von Reinhard Zweigler am . Veröffentlicht in Meinung.
Foto: Brandon Holmes

Folgte man den nervösen Börsen, die wegen des weltweit grassierenden Coronavirus' auf Talfahrt gehen, dann könnte man meinen, die Apokalypse stehe vor der Tür. Doch dem ist nicht so. Gerade jetzt, wo die Zahl von infizierten Personen steigt, sind ein kühler Kopf und einfachste Vorsichtsmaßnahmen notwendig - ebenso wie solide Informationen, Aufklärung und ein funktionierendes Gesundheitssystem. Schon damit sich aus dem - beherrschbaren - medizinischen Problem keine Massenpsychose entwickelt, damit Verschwörungs- und Pseudotheorien in weltweiten Netz nicht ebenfalls anstecken können.

Ja, es besteht Anlass zur Sorge. Die Lage ist ernst. Aber nein, es gibt keinen Grund zur Panik! Und es ist Zeit, auf die wirklichen Experten zu hören - auf Virologen und Ärzte - nicht auf Möchtegern-Mediziner und Berufspessimisten, die jetzt ebenfalls Konjunktur haben. Die Aufgeregtheit der Menschen über das noch ziemlich unbekannte Virus, das weltweit Todesopfer fordert, ist verständlich. Gleichwohl scheint Sars-CoV-2 nicht so dramatische Wirkungen zu haben wie etwa das gefährliche Ebola-Virus. Die Krankheitsverläufe bei Infektionen mit dem neuen Virus aus China sind in der Regel leichter. Allerdings sind vor allem ältere und bereits vorgeschädigte Menschen besonders gefährdet. Wie das übrigens bei einer "normalen" Grippe auch der Fall ist. Vergessen sollten wir zudem nicht die Erfolge, die es bislang bereits bei der Bekämpfung des Virus' hierzulande gegeben hat. In Bayern waren bei Mitarbeitern eines Autozulieferers Ende Januar die ersten Infektionen in Deutschland aufgetreten. Durch Umsicht und die rasche Quarantäne der Betroffenen und ihres Umfeldes konnten die Infektionen an dieser Stelle gestoppt werden. Das sollte bundesweit Mut machen.

Dass die Bundesregierung einen Krisenstab zu einer möglicherweise bevorstehenden Virusepidemie einrichtete, war richtig, wenngleich es hätte früher erfolgen können. Die Empfehlungen dieses Expertengremiums können eine wichtige Orientierung für die Gesundheitsbehörden in den Ländern und Kommunen sein. Bei denen liegt letztlich die Verantwortung für Maßnahmen, die getroffen - oder unterlassen werden. Und das ist richtig so. Unser Gesundheitssystem ist föderal organisiert. Entsprechend der konkreten Lageeinschätzung in Ländern, Landkreisen und Kommunen können maßgeschneiderte Maßnahmen ergriffen werden. So können in einem Landkreis mit Neuinfektionen etwa Großveranstaltungen, Fußballspiele, Kongresse, Konzerte abgesagt werden. In Regionen, in denen das Virus noch nicht auftauchte, kann dagegen anders entschieden werden. Der Bund kann und darf die Vorgehensweisen ohnehin nicht zentral von Berlin aus vorgeben. Die notwendigen Rahmenbedingungen dafür, dass Krankenhäuser, Ärzte und Schwestern, Pflegestationen und -heime wirkungsvoll auf das Virus reagieren können, muss der Bund jedoch schon schaffen.

Allerdings haben auch die Börsen nicht ganz unrecht. Die Wirtschaft, die bereits ohne das Virus auf einen Abschwung zusteuerte, ist ebenfalls betroffen. Es können Lieferketten, zumal aus Ländern wie China oder Italien, zusammenbrechen. Es kann zu noch größeren Absatz- und Liquiditätsproblemen kommen, als die, die sich bereits in einigen Branchen zeigen. Vor diesem ernsten Hintergrund ist es richtig, wenn die Bundesregierung Hilfsprogramme für besonders betroffene Branchen und Unternehmen entwickelt. Es braucht gewissermaßen ein Anti-Corona-Stützungsprogramm, damit die Wirtschaft nicht noch weiter und nicht so dramatisch unter den Folgen der Virus-Infektionen leiden muss. Es dürfte ohnehin hart genug werden.

Quelle: ots/Mittelbayerische Zeitung