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Ein Angriff wie eine Kriegserklärung

Mit Qassem Soleimani haben die USA den Architekten der iranischen Expansionspolitik im Nahen Osten getötet. Der Kommandant der Al-Kuds-Brigaden, die für die Auslandsoperationen der Revolutionsgarden zuständig sind, war ein Strippenzieher mit gewaltigem Einfluss auf das politische und militärische Geschehen im Irak, in Syrien, im Jemen und im Libanon.

Geschrieben von Jan Jessen am . Veröffentlicht in Meinung.
Qassem Soleimani
Qassem Soleimani
Foto: Tasnim News Agency / CC BY 4.0 (via Wikimedia Commons)

Mit Qassem Soleimani haben die USA den Architekten der iranischen Expansionspolitik im Nahen Osten getötet. Der Kommandant der Al-Kuds-Brigaden, die für die Auslandsoperationen der Revolutionsgarden zuständig sind, war ein Strippenzieher mit gewaltigem Einfluss auf das politische und militärische Geschehen im Irak, in Syrien, im Jemen und im Libanon.

Aus amerikanischer Sicht war seine Ermordung am Flughafen in Bagdad die folgerichtige Reaktion auf seinen destruktiven Einfluss in der Region, speziell aber auch Vergeltung für den Angriff auf die US-Botschaft im Irak, der von den irakischen Milizen orchestriert wurde, die auf den Befehl Soleimanis hörten. Feuer mit Feuer zu löschen, ist aber immer gefährlich, und in diesem Fall droht ein Flächenbrand. Im Irak werden die verschiedenen zerstrittenen schiitischen Fraktionen zusammenrücken und ihre Milizen in Marsch setzen. Die verbliebenen US-Truppen sind in höchster Gefahr. Zumal nun auch die irakische Regierung gezwungen ist, sich gegen die USA zu stellen.

Neben Soleimani ist bei dem Angriff auch Abu Mahdi al Muhandis getötet worden, der Vize-Kommandeur der schiitischen Haschd-al-Schaabi-Milizen, die mittlerweile in die irakischen Streitkräfte eingliedert wurden. Durchdekliniert heißt das: Die USA haben einen Kommandeur der Armee eines Landes ermordet, um dessen Partnerschaft sie buhlen. Selbst wenn viele Iraker die Tötung Soleimanis begrüßen, weil ihnen der iranische Einfluss zuwider ist, kann aus Sicht Bagdads eine solche Verletzung der Souveränität des Irak nicht ohne Folgen bleiben. Zudem stärkt die Drohnen-Attacke die Hardliner in Teheran. Es sind nun mindestens niederschwellige Angriffe auf Seehandelswege und die Öl-Infrastruktur von Ländern zu erwarten, die mit den USA befreundet sind. Nicht zuletzt gefährdet die Attacke die Sicherheit Israels, auf das weit über 100.000 Raketen der Hisbollah im Libanon gerichtet sind.

Nicht auszudenken, wenn all diese Risiken nur aus dem Grund in Kauf genommen worden wären, um einen angeschlagenen US-Präsidenten innenpolitisch zu stärken. Faktisch war dieser Angriff eine Kriegserklärung an den Iran.



Quelle: ots/Neue Ruhr Zeitung/Neue Rhein Zeitung