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Mehr Optimismus wagen

Die Welt wird nach Corona eine andere sein. Die Wirtschaft wird geschrumpft und die Staatskasse wird leer sein. Und ja, ganz nebenbei, die schöne Regensburger Maidult wird es 2020 auch nicht gegeben haben. Selbst besessene Berufsoptimisten strecken die Waffen und räumen ein, dass das Coronavirus nicht einfach ein böser Traum ist, aus dem wir alle morgen aufwachen. Doch gerade weil wir das alles jetzt wissen und hundert Mal gehört haben, sind wir gefordert, mit aller Macht dagegen anzugehen. Und das beginnt am besten damit: Mehr Optimismus wagen.

Geschrieben von Jürgen Scharf am . Veröffentlicht in Meinung.
Es braucht Ideen, Impulse und Innovationen - und auch Ziele. Termine, die dick angestrichen im Kalender stehen, an denen sich die Menschen festhalten können.
Es braucht Ideen, Impulse und Innovationen - und auch Ziele. Termine, die dick angestrichen im Kalender stehen, an denen sich die Menschen festhalten können.
Foto: MoreLight / CC0 (via Pixabay)

Die Welt wird nach Corona eine andere sein. Die Wirtschaft wird geschrumpft und die Staatskasse wird leer sein. Und ja, ganz nebenbei, die schöne Regensburger Maidult wird es 2020 auch nicht gegeben haben. Selbst besessene Berufsoptimisten strecken die Waffen und räumen ein, dass das Coronavirus nicht einfach ein böser Traum ist, aus dem wir alle morgen aufwachen. Doch gerade weil wir das alles jetzt wissen und hundert Mal gehört haben, sind wir gefordert, mit aller Macht dagegen anzugehen. Und das beginnt am besten damit: Mehr Optimismus wagen.

Einer der größten Feinde des Optimismus ist die Ungewissheit. Niemand kann vorhersagen, wann das öffentliche Leben wieder öffentlich wird. Wann Menschen wieder unbesorgt ins Wirtshaus oder ins Schwimmbad gehen können. Was tun? Abwarten, Tee trinken und darauf hoffen, dass die besseren Zeiten eher früh als spät kommen. Nein! Zuletzt wurden viele Entscheidungen getroffen, die unausweichlich waren. Es wurde geschlossen, zugesperrt und abgesagt, was nur ging. Das war in den meisten Fällen richtig. Es lässt sich vielleicht drüber streiten, ob ein für Juni angesetztes Volksfest schon jetzt abgesagt werden muss, oder ob man noch ein paar Wochen aufs Prinzip Hoffnung setzt. Das ist aber wohl nur ein Eiertanz um die goldene Ananas. Viel wichtiger ist es, jetzt nicht alles (!) und auf alle Zeit abzusagen. Irgendwann wird es weitergehen. Es gibt Forderungen, das Münchner Oktoberfest jetzt schon aus dem Terminkalender zu streichen. Und den Gillamoos in Abensberg auch und die Regensburger Herbstdult sowieso. Es heißt, dies wären wichtige Signale, um den Menschen aufzuzeigen, wie ernst die Coronakrise immer noch sei.

Ja, in der Tat, ein Signal für den Ernst der Lage wären diese Absagen zweifellos. Allerdings stellt sich die Frage, ob den Menschen, die diesen noch nicht begriffen haben, auch durch Absagen aller gesellschaftlichen Events bis ins Jahr 2030 auf die Sprünge geholfen werden kann. Schon jetzt die Geburtstagsfeier im Oktober und die Weihnachtsfeier im Dezember in die Tonne zu treten, wäre auf jeden Fall ein fatales und möglicherweise falsches Signal dafür, dass wirklich alles im Eimer ist und dass es nie wieder richtig weitergeht. Irgendwann muss es aber weitergehen. Den Menschen, die derzeit riesige gesundheitliche oder wirtschaftliche Probleme haben, werden Ruckreden jeglicher Art herzlich egal sein. Sie fordern zu Recht schnelle Hilfe bei ihren Problemen. Umso mehr sind aber diejenigen, die es nicht so hart getroffen hat, gefordert, mit aller Macht schon jetzt an einer Zukunft zu arbeiten, die zumindest so gut wie nur irgendwie möglich wird.

Es braucht Ideen, Impulse und Innovationen - und auch Ziele. Termine, die dick angestrichen im Kalender stehen, an denen sich die Menschen festhalten können. Ansonsten wird die Krise zu einer Sackgasse. Zuletzt wurde im Gezerre um die Olympischen Sommerspiele in Tokio deutlich, wie weit es gekommen ist. Thomas Bach, der deutsche Präsident des IOC, macht sicher nicht alles richtig. Dass er nun allerdings an den öffentlichen Marterpfahl gestellt wurde, nur weil er das größte Sportereignis der Welt nicht schon beim ersten Corona-Fall in Japan abgesagt hat, geht dann aber doch zu weit. Mal ehrlich, da wird das IOC doch wenigstens mal kurz darüber nachdenken dürfen. Es besteht leider die Gefahr, dass Corona zur Antwort für alles wird. Geht nicht, weil Corona. Klappt nicht, ist ja derzeit Corona. Wird nichts, wegen Corona. Das darf aber nicht passieren. Und so schön sie sind: Nur mit netten Handy-Videos, mit denen wir alle aus unserer Isolation im Wohnzimmer berichten, werden wir nicht die Grundlage legen, mit der es später so schnell wie möglich wieder aufwärts geht.

Etliche Unternehmer, die sich mit pfiffigen Ideen gegen die Krise stemmen, machen es vor. Solche Leute brauchen wir, auch um denen zu helfen, denen die Coronakrise alles genommen hat. Und ja, irgendwann wird es wieder mal was zu feiern geben. Vielleicht sogar schon in diesem Herbst. Wer weiß, es gibt bislang auf jeden Fall nicht den Gegenbeweis. Gillamoos in Abensberg, Regensburger Herbstdult, Münchner Oktoberfest. Alles heute noch absagen? Bitte nicht. Die Hoffnung stirbt zuletzt.

Quelle: ots/Mittelbayerische Zeitung