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Nein, ein unbeschwertes Osterfest wird Europa in diesem Jahr nicht erleben

Wer sich zu Freunden, Verwandten oder Bekannten aufmacht, bei dem reist die Angst mit. Vielleicht wird sogar manch einer beten, der das Beten längst verlernt hatte. Auch wenn das ganz sicher nicht das Ziel der IS-Mörderbanden war.

Geschrieben von Redaktion am . Veröffentlicht in Meinung.
Brüssel, Tram
Brüssel, Tram
Foto: akzidenzsetzer / Flickr (CC BY 2.0)

Wer sich zu Freunden, Verwandten oder Bekannten aufmacht, bei dem reist die Angst mit. Vielleicht wird sogar manch einer beten, der das Beten längst verlernt hatte. Auch wenn das ganz sicher nicht das Ziel der IS-Mörderbanden war.

Bei den Terroranschlägen in Brüssel hat sich erneut gezeigt, wie verwundbar unser Leben ist. All das, was man nach den Attentaten über die Schicksale der Opfer lesen konnte, schnürt einem die Kehle zu. Oft war es der Zufall, der über Leben und Tod entschied.

Dieses besonders lange Wochenende von Karfreitag bis Ostermontag gibt uns Zeit, über das, was um uns herum passiert, nachzudenken. Über unsere Art zu leben, unser Werteverständnis, auch über unsere Idee von Europa. Das kann helfen, die Ereignisse und Bilder aus Belgien zu verarbeiten. In stiller Trauer wie im Gespräch mit Menschen, die uns besonders wichtig sind. Dieser Konfrontation mit der Realität können wir nicht ausweichen. Denn die Terrorgefahr bleibt hoch und sie ist allgegenwärtig - verschärfte Kontrollen an Bahnhöfen, Flughäfen und Grenzen sind bloß ihre sichtbarsten Zeichen.

Doch zum persönlichen Umgang mit der Gefahr, zur individuellen Risikoabschätzung, zur Abwägung von Freiheitsverlangen und Sicherheitsbedürfnis kommen berechtigte Ansprüche an den Staat und an die Staatengemeinschaft. Eklatante Mängel in der belgischen Sicherheitsarchitektur haben die Anschläge begünstigt. Das stimmt leider. Dennoch sollten wir auf uns schauen: Läuft hierzulande alles perfekt? Wie sind die hiesigen Behörden miteinander vernetzt? Welche Daten geben die deutschen Ermittler an die Nachbarn weiter?

Wo nationale Alleingänge und gegenseitige Schuldzuweisungen dominieren, wären Selbstkritik und rasches gemeinschaftliches Handeln gefragt.

Auch die Europäische Union offenbart im Anblick der terroristischen Bedrohung eklatante Defizite. Europa wird sich besinnen müssen. Die Versäumnisse sind lange bekannt. Auch an konkreten Vorschlägen fehlt es nicht. Der Bielefelder Europapolitiker Elmar Brok (CDU) hat das schonungslos offengelegt. Eine Analyse, bei der auch einer seiner Parteifreunde - Bundesinnenminister Thomas de Maizière - nicht gut wegkam. Es wird Zeit, entschlossen zu handeln. Und es ist an der Zeit, gemeinsam zu handeln. Europa braucht mehr Kooperation, um sich entschieden und effizient zu verteidigen. Mag sein, dass es dazu auch neuer Gesetze bedarf, zuerst aber sollten die bestehenden angewendet werden.

Christen feiern an Ostern das Fest der Auferstehung Jesu Christi. Es ist ein Fest der Hoffnung und der Zuversicht. Auch Europa muss sich aufraffen, um neue Zuversicht zu verbreiten. Beten allein wird dabei nicht reichen. Es sind Taten gefragt, damit der Terror und die Gewalt nicht das letzte Wort haben.



Quelle: ots/Westfalen-Blatt