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Westfälischer Frieden - Kommentar zu Sparkassen von Bernd Wittkowski

Frankfurt (ots) - Der Spexit findet nicht statt. Spexit? Nein, nicht Spanien. Sparkassen. Westfalen-Lippe. Der von Rolf Gerlach geführte Regionalverband hat beigedreht und will weiter im einheitlichen Sicherungssystem der Sparkassenorganisation mitwirken. Da ist der Rest der Welt aber dankbar für den am alten Tag der deutschen Einheit - zur Abwechslung mal in Bielefeld ausgehandelten - Frieden von Münster, mit dem ein diesmal nicht ganz 30-jähriger Krieg beendet werden soll.

Geschrieben von Redaktion am . Veröffentlicht in Meinung.
Foto: Jan Arkesteijn / Gemeinfrei (via Wikimedia)

Frankfurt (ots) - Der Spexit findet nicht statt. Spexit? Nein, nicht Spanien. Sparkassen. Westfalen-Lippe. Der von Rolf Gerlach geführte Regionalverband hat beigedreht und will weiter im einheitlichen Sicherungssystem der Sparkassenorganisation mitwirken. Da ist der Rest der Welt aber dankbar für den am alten Tag der deutschen Einheit - zur Abwechslung mal in Bielefeld ausgehandelten - Frieden von Münster, mit dem ein diesmal nicht ganz 30-jähriger Krieg beendet werden soll.

In Wirklichkeit lachen sich maßgebliche Teile der Sparkassenwelt kaputt. 145 Stimmen für den Verbleib im Haftungsverbund, 28 dagegen, sieben Enthaltungen: Das nennt man eingedenk des Theaters, das die Gerlach-Truppe monatelang veranstaltet hat, und insbesondere angesichts der "Drohung", zur (teureren) Einlagensicherung des Bundesverbandes Öffentlicher Banken (VÖB) überzulaufen, eine Klatsche. Nebenbei: Der kleine VÖB wäre mit 70 zusätzlichen Sparkassenmitgliedern komplett überfordert gewesen und mit seinen Strukturen völlig aus den Fugen geraten.

Plan A von Westfalen-Lippe: Erfordernis der Einstimmigkeit statt des bisherigen Quorums von 75% bei Stützung einer Landesbank - gescheitert. Plan B: Haftungsdeckel für die Region von 100 Mill. Euro - gescheitert. Für einen Gerlach ist es nun natürlich nicht denkbar einzugestehen: "Ja, wir sind in der Organisation isoliert, akzeptieren das, ziehen die Konsequenzen, bleiben also drin und fügen uns den von den anderen beschlossenen Regeln." Nein, jetzt muss - Versuch der Gesichtswahrung - Plan C her: Bedingungen, Nebenabreden, Geheimabsprachen (die längst nicht mehr geheim sind) über ein mit anderen Regionalverbänden koordiniertes Abstimmungsverhalten, Hintertürchen. Und die neuerliche Drohung: Wird Westfalen-Lippe diese Extrawurst nicht gebraten, kehrt man zum Status quo ante zurück, das heißt Haftungsdeckel, somit Abweichung von der Rahmensatzung des Dachverbandes DSGV und in der Konsequenz doch Ausstieg aus dem gemeinsamen Sicherungssystem.

Geht's nicht eine Nummer kleiner, Herr Gerlach? Alle Appeasement-Bemühungen mit dem eigens nach Bielefeld angereisten DSGV-Präsidenten Georg Fahrenschon und auch die Tatsache, dass einzelne andere Akteure der Gruppe eine ebenfalls nur bedingt hilfreiche Rolle gespielt haben, ändern nichts daran: Westfalen-Lippe hat unter Führung des hoch pokernden und krachend gescheiterten Gerlach die deutsche Sparkassen-Finanzgruppe an den Rand der Spaltung gebracht. Bei mancher Bank sind Verantwortliche schon für weniger zurückgetreten.



Quelle: Börsen-Zeitung