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Noch immer deutsche Islamisten in Rakka

Immer noch verschanzen sich mehr als ein Dutzend deutschstämmiger Anhänger der Terrormiliz IS im syrischen Rakka. Das haben NDR und SWR von deutschen Sicherheitsbehörden erfahren. Darüber hinaus lägen Hinweise vor, wonach sich noch insgesamt etwa 300 Deutsche in dem immer kleiner werdenden Gebieten des einstigen „Kalifats“ aufhielten. Zuletzt hätten sich allerdings mehrere Deutsche ergeben.

Geschrieben von Redaktion am . Veröffentlicht in Welt.
Foto: Freedom House / Flickr CC BY 2.0

Immer noch verschanzen sich mehr als ein Dutzend deutschstämmiger Anhänger der Terrormiliz IS im syrischen Rakka. Das haben NDR und SWR von deutschen Sicherheitsbehörden erfahren. Darüber hinaus lägen Hinweise vor, wonach sich noch insgesamt etwa 300 Deutsche in dem immer kleiner werdenden Gebieten des einstigen „Kalifats“ aufhielten. Zuletzt hätten sich allerdings mehrere Deutsche ergeben.

Rakka, die einstige Hauptstadt des selbst ernannten Islamischen Staates, steht kurz vor dem Fall. Kämpfer der Terrormiliz halten nur noch wenige Häuserblocks und Straßen der ehemaligen IS-Hochburg. Unter den Eingeschlossenen sind nach Angaben deutscher Sicherheitsbehörden auch noch mehr als ein Dutzend deutsche IS-Anhänger. Mit dem bevorstehenden Verlust Rakkas wird der so genannte Islamische Staat auch das Zentrum der aus Deutschland ausgereisten Kämpfer verlieren. In keiner anderen Stadt ihres „Kalifats“ hatten sich zwischenzeitlich so viele der insgesamt 940 deutschen Islamisten aufgehalten wie in der syrischen Kleinstadt am Euphrat.

Während sich eine kurdisch-arabische Allianz, die Demokratischen Kräfte Syriens (SDF), am Boden von Haus zu Haus kämpft, versuchten gleichzeitig ausländische IS-Kämpfer verzweifelt aus der Stadt zu fliehen oder zu desertieren. Unter den Deserteuren: der Deutsch-Bosnier Muhammad H. aus Duisburg. Er war vor kurzem mit seiner Ehefrau Nancy S. zu den kurdischen Truppen geflohen und befindet sich mittlerweile im Nordirak in Haft. Seine Frau kehrte bereits nach Deutschland zurück. Ein Haftbefehl liegt gegen sie offenbar nicht vor. Muhammad H. soll vom Abu Walaa-Netzwerk für den Kampf in Syrien rekrutiert worden sein. Abu Walaa gilt aus Sicht der Bundesanwaltschaft als die zentrale Führungsfigur der Terrormiliz Islamischer Staat (IS) in Deutschland. Er und vier weitere Beschuldigte stehen derzeit in Celle wegen Unterstützung und Mitgliedschaft in einer ausländischen terroristischen Vereinigung vor Gericht.

Andere halten dem IS bis zum Schluss die Treue. Im Stadtzentrum Rakkas tobt ein erbitterter Krieg um das Nationalkrankenhaus. Ein Offizier der Demokratischen Kräfte Syriens (SDF), der für die Befreiung des Stadtzentrum Rakkas zuständig ist, erklärte gegenüber dem Ressort Investigation des NDR, dass sich in dem Krankenhaus Kämpfer der Terrormiliz verschanzt hätten und dabei Zivilisten als Schutzschilde nutzten.

Es ist eben jenes Krankenhaus, in dem bis vor kurzem ein deutscher Islamist für den IS-Geheimdienst eingesetzt war. Er gehörte zu den führenden Figuren in den Reihen der Terrormiliz in Rakka. Doch kurz vor dem Einmarsch des SDF haben die Führungskräfte des Islamischen Staates Rakka verlassen, so der Offizier. Darunter war offenbar auch der Deutsche. Er hat sich, wie viele andere Führungsfiguren, in das Euphrat-Tal mehrere hundert Kilometer südlich von Rakka zurückgezogen.

Im Zuge eines Abkommens örtlicher Stämme mit den Islamisten konnten mehr als 3000 Zivilisten aus der Stadt fliehen. Mehrere hundert syrische IS-Kämpfer ergaben sich, nachdem die Einigung für einen friedlichen Abzug für sie und ihre Familien erzielt worden war. Ausdrücklich von dieser Einigung ausgenommen waren ausländische IS-Kämpfer. Nach Medienberichten stockten die Verhandlungen über deren Abzug, offenbar weil der Drahtzieher des Terroranschlags in Paris 2015 unter ihnen sein soll.



Quelle: NDR