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Weitere Analyse zum Dieselbetrug: VW-Vorstand ist abgeschnitten von Informationen

Der Vorstand des Volkswagen-Konzerns ist bei der Aufklärung des Diesel-Skandals von Informationen externer Ermittler und Gutachter weitgehend abgeschnitten. Dies gilt nicht nur für die Nachforschungen der US-Kanzlei Jones Day, die ihre Erkenntnisse vor allem mit den US-Behörden geteilt hat, sondern auch für deutsche Sonderermittler.

Geschrieben von Redaktion am . Veröffentlicht in Wirtschaft.
Foto: Ian Munro / CC0 via Pixabay

Der Vorstand des Volkswagen-Konzerns ist bei der Aufklärung des Diesel-Skandals von Informationen externer Ermittler und Gutachter weitgehend abgeschnitten. Dies gilt nicht nur für die Nachforschungen der US-Kanzlei Jones Day, die ihre Erkenntnisse vor allem mit den US-Behörden geteilt hat, sondern auch für deutsche Sonderermittler.

Der Aufsichtsrat hatte im vergangenen Jahr die Kanzlei Gleiss Lutz beauftragt, Haftungsfragen der Führungsriege zu klären. In eine über 100 Seiten starke Analyse der Juristen flossen nach Informationen des Wirtschaftsmagazins 'Capital' (Ausgabe 4/2017; EVT 23. März) auch umfangreiche Erkenntnisse von Jones Day ein. Diese teilt der Aufsichtsrat allerdings nicht mit dem Vorstand.

Dieses Herrschaftswissen ist eine schwere Belastungsprobe für die Zusammenarbeit der Führungsgremien, die mit der Neuaufstellung von Volkswagen ohnehin vor einer Mammutaufgabe stehen. Denn die Zusammenfassung von Gleiss Lutz ist bisher wohl die einzige umfassende Grundlage in dem komplexen Verfahren. Dem Vorstand um Konzernchef Matthias Müller wurde der Zugang zu dem Bericht jedoch verwehrt - unter Verweis auf laufende Verfahren und ein Einspruchsrecht des US-Justizministeriums.

Besonders pikant ist der Vorgang, weil auch im Aufsichtsrat mehrere Vertreter sitzen, deren Rolle in dem ganzen Skandal um manipulierte Dieselmotoren und Schadstoffwerte höchst umstritten ist. Dies gilt insbesondere für Aufsichtsratschef Hans Dieter Pötsch, Betriebsratschef Bernd Osterloh und auch Niedersachsens Ministerpräsident Stephan Weil. Der ehemalige VW-Aufsichtsratschef Ferdinand Piëch behauptet, er habe neben Ex-Chef Martin Winterkorn auch einige Kontrolleure wie Weil, Osterloh, den früheren IG-Metall-Chef Berthold Huber und seinen Cousin Wolfgang Porsche etliche Monate vor Bekanntwerden des Skandals über die Manipulationen informiert. VW und die Beschuldigten weisen die Behauptung als unglaubwürdig zurück und stützen sich auf die "eingehende und detaillierte" Prüfung von Jones Day.

Den möglichen Haftungsfragen geht die renommierte Kanzlei Gleiss Lutz mit einem Großaufgebot an Experten nach: Unter der Leitung des Stuttgarter Juristen Michael Arnold eruieren 16 weitere Kollegen den Fall. Die Berater kommentieren ihr Mandat nicht. VW bestätigt, dass die Kanzlei ihre Einschätzungen dokumentiert hat.



Quelle: ots/Capital, G+J Wirtschaftsmedien