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DT-Premieren: Daniel Kehlmann GEISTER IN PRINCETON / Franz Kafka DIE VERWANDLUNG

Nach seinem Bestseller-Roman DIE VERMESSUNG DER WELT über Carl Friedrich Gauß und Alexander von Humboldt, von Mark Zurmühle mit großem Erfolg auf die Bühne des DT in Göttingen gebracht, widmet sich Daniel Kehlmann in seinem ersten Theaterstück GEISTER IN PRINCETON dem Denken und Leben des wohl wichtigsten Logikers seit Aristoteles: Kurt Gödel. Das preisgekrönte Stück feiert am Samstag, 13. Oktober 2012, in der Inszenierung von Antje Thoms Premiere im Großen Haus.

Geschrieben von Deutsches Theater Göttingen am . Veröffentlicht in Kunst & Kultur.
Daniel Kehlmann - Geister in Princeton
Daniel Kehlmann - Geister in Princeton
Foto: Michaela Oswald

Nach seinem Bestseller-Roman DIE VERMESSUNG DER WELT über Carl Friedrich Gauß und Alexander von Humboldt, von Mark Zurmühle mit großem Erfolg auf die Bühne des DT in Göttingen gebracht, widmet sich Daniel Kehlmann in seinem ersten Theaterstück GEISTER IN PRINCETON dem Denken und Leben des wohl wichtigsten Logikers seit Aristoteles: Kurt Gödel. Das preisgekrönte Stück feiert am Samstag, 13. Oktober 2012, in der Inszenierung von Antje Thoms Premiere im Großen Haus.

1906 in Brünn geboren, nahm Gödel als Physikstudent an den Sitzungen des »Wiener Kreises« teil. Mit seiner bedeutendsten Forschungsarbeit, dem Gödelschen Unvollständigkeitssatz, revolutionierte er das Weltbild der mathematischen Logik, indem er den Tempel einer widerspruchsfreien Mathematik zum Einsturz brachte. 1940 musste er, irrtümlich für einen Juden gehalten, nach Amerika emigrieren. In Princeton, wo er eine Professur erhielt und ihn eine innige Freundschaft mit Albert Einstein verband, bewies er zunächst, dass Einsteins Relativitätstheorie theoretisch Zeitreisen ermögliche, bevor er sich selbst zunehmend in eine Sphäre von bizarren Wahnvorstellungen, Depressionen und Verschwörungstheorien verlor.

Kehlmann gelingt es mit viel Witz und dramaturgischer Raffinesse, das Leben und die Erkenntnisse Kurt Gödels in ein komplexes Spiel aus Realität und Fiktion zu übertragen. Er nimmt das Publikum mit auf eine Zeitreise durch die abenteuerliche Biografie des legendären Logikers und beweist auf höchst vergnügliche Art und Weise, dass Gödels Paradoxien zumindest im Theater nicht nur graue Theorie bleiben müssen.

Für sein 2011 am Theater Graz uraufgeführtes Stück erhält Kehlmann im November den österreichischen Theaterpreis „Nestroy“.

Antje Thoms, die in den vergangenen Spielzeiten EINE FAMILIE von Tracy Letts und Heinrich von Kleists DER ZERBROCHNE KRUG am DT inszenierte, setzt Kehlmanns Stück mit großer Virtuosität und Musikalität in Szene. Es spielen Vanessa Czapla, Gaby Dey, Florian Eppinger, Lutz Gebhardt, Fred Kerkmann, Nikolaus Kühn, Karl Miller, Paul Wenning, Gerd Zinck. Beginn 19.45 Uhr, weitere Vorstellungen am 18. und 26. Oktober 2012.

Mit Franz Kafkas vor 100 Jahren entstandener Erzählung DIE VERWANDLUNG bringt das junge schauspiel am Donnerstag, 11. Oktober 2012, einen Klassiker der Moderne auf die Bühne. Die Inszenierung von Joachim von Burchard kommt um 20 Uhr im Studio zur Premiere.

Foto Proben

Foto: Probenfoto von Jeannine Simon aus Kafka's "Die Verwandlung"

War die von Kafka fokussierte Entfremdung des Ich von der Gesellschaft Lieblingsthema der Moderne, so zeigt sie sich heute aktueller denn je - im Kleid von Burn-Out und Depression, gewürzt mit Abstiegsangst und privater Isolation. Joachim von Burchard inszeniert eine eigene Bühnenversion der Erzählung, die schon im ersten Satz in lapidarem Ton das Ungeheuerliche mitteilt: Gregor Samsa, ein die väterlichen Schulden abtragender Handlungsreisender, stellt eines Morgens fest, dass er sich über Nacht in ein monströses Insekt verwandelt hat. Groteskerweise scheint ihn dies nicht übermäßig zu erschrecken, er nimmt die Metamorphose als gegeben hin. Samsa beunruhigt allerdings, dass er den Dienst verschlafen hat und somit seine Pflichten gegenüber den Eltern und dem Arbeitgeber vernachlässigt. Von Schuldgefühlen geplagt, will er sich der Familie und dem anwesenden Chef erklären.

Für die Inszenierung hat der Musiker Nick Claus Potulski einen Klangkäfig entworfen. Es spielen Imme Beccard, Kathrin Müller-Grüß, Norman Grüß und Meinolf Steiner.

Titelfoto: Vorabfoto von Michaela Oswald aus "Geister in Princeton"