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Sabin Tambrea

Meine Eltern wollten mir das weitergeben, was ihre berufliche Erfüllung war

Die Eltern des Schauspielers Sabin Tambrea hatten für ihren Sohn eine Karriere als Berufsmusiker vorgesehen.

Geschrieben von Redaktion am . Veröffentlicht in Menschen.
Seit dem 14. März ist Tambrea in der Rolle des Franz Kafka in "Die Herrlichkeit des Lebens" in den deutschen Kinos zu sehen.
Seit dem 14. März ist Tambrea in der Rolle des Franz Kafka in "Die Herrlichkeit des Lebens" in den deutschen Kinos zu sehen.
Foto: Superbass / CC BY-SA 4.0 (via Wikimedia Commons)

Die Eltern des Schauspielers Sabin Tambrea hatten für ihren Sohn eine Karriere als Berufsmusiker vorgesehen.

Tambrea ist im Alter von drei Jahren mit seiner Familie nach Deutschland geflohen und ist in Hagen in Nordrhein-Westfalen aufgewachsen. Er habe sich aber nie zwischen den Stühlen gefühlt: "Ich wurde von beiden Ländern so toll aufgenommen, dass ich mich in beiden Ländern zu Hause fühlte", sagte er.

"Meine Eltern wollten mir das weitergeben, was ihre berufliche Erfüllung war", sagte der 39-Jährige. Beide Eltern sind Orchestermusiker. Ab seinem vierten Lebensjahr erhielt auch Tambrea Geigenunterricht.

"Das gehörte zu meinem Leben dazu", so Tambrea. "Das war mein Tagesprogramm. Ich hatte Geige zu üben und dann hatte ich wieder frei. Ich musste nur das Soll erfüllen."

Vor allem während der Pubertät sei es dann auch mal zu Differenzen zwischen Tambrea und seinen Eltern gekommen. Da habe er "nicht immer Lust gehabt, vier oder fünf Stunden Geige zu üben", sagte der Schauspieler. "Da kam es natürlich zu Konflikten, aber nichts, was unsere Beziehung auf lange Sicht beschädigt hätte."

Dem deutsch-rumänische Schauspieler bereitet zudem der Rechtsruck in Europa große Sorge. "Europa driftet auseinander", sagte Tambrea und ergänzt: "Es ist politisch jedes Jahr aufs Neue das schlimmste Jahr, an das ich mich erinnern kann. Ich weiß nicht, wo das hinführen soll." Wo es hinführen kann, hätten wir vor nicht ganz 100 Jahren gesehen. "Doch was tun wir dagegen, um das noch einmal zu verhindern? Ich fürchte viel zu wenig", so der 39-Jährige.

Es sei ihm wichtig, das Bewusstsein für die nationalsozialistische Vergangenheit Deutschlands zu stärken und "die Erinnerung wach zu halten." Das würde sich auch in seiner Rollenauswahl widerspiegeln. Tambrea verkörperte unter anderem einen SS-Untersturmführer in "Nackt unter Wölfen" und den Verteidiger der Angeklagten im ersten Auschwitz-Prozess in Frankfurt in der Serie "Deutsches Haus".

Der Schauspieler habe zuletzt auch den Demonstrationen gegen rechts teilgenommen. Es sei für ihn "das Mindeste, was man machen kann, um zu zeigen, dass wir hoffentlich mehr sind."

Auch vor politischen Diskussionen schrecke Tambrea nicht zurück: "Wenn immer ich etwas lese oder sehe, was ich gerne mit anderen teilen möchte, tue ich das auch, ohne an die Konsequenzen zu denken. Mein Postfach ist voll, wenn ich etwas Politisches poste, aber was soll's? Das beeinflusst mich nicht in meiner Entscheidung, da Stellung zu beziehen."

Seit dem 14. März ist Tambrea in der Rolle des Franz Kafka in "Die Herrlichkeit des Lebens" in den deutschen Kinos zu sehen.

Quelle: Neue Osnabrücker Zeitung