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Nahles rettet Martin Schulz

Das war knapp. Nur mit allergrößter Mühe konnte der SPD-Vorsitzende Martin Schulz, vor wenigen Monaten noch gefeierter "Mister 100-Prozent", seine Partei am Sonntag hinter sich bringen und darf jetzt Koalitionsverhandlungen mit der Union beginnen. Schulz hat sich mit großer Mühe über eine Hürde gerettet.

Geschrieben von Jörg Quoos am . Veröffentlicht in Politik.
Andrea Nahles
Andrea Nahles
Foto: SPD Schleswig-Holstein / Flickr CC BY 2.0

Das war knapp. Nur mit allergrößter Mühe konnte der SPD-Vorsitzende Martin Schulz, vor wenigen Monaten noch gefeierter "Mister 100-Prozent", seine Partei am Sonntag hinter sich bringen und darf jetzt Koalitionsverhandlungen mit der Union beginnen. Schulz hat sich mit großer Mühe über eine Hürde gerettet.

Es war nicht der Parteichef, der den Bonner Parteitag überzeugte. Seine Rede war schwach und entzündete die Delegierten an keiner Stelle. Zu dünn war der Beifall, zu gequält wirkten die Mienen der meisten Delegierten. Die Gesichter von Amtsvorgänger Sigmar Gabriel und Schulz' heimlichem Rivalen, Hamburgs Erstem Bürgermeister Olaf Scholz, drückten nicht Skepsis, sondern Verachtung für den Mann aus Würselen aus.

Dass der Parteivorsitzende am Ende doch noch knapp die Kurve bekommen hat, verdankt er besonders der Leidenschaft, mit der sich Andrea Nahles ins Zeug legte. Ihre Rede hat sicher manchen Delegierten noch umgestimmt. In der kurzen Ansprache der mächtigen Fraktionschefin lag mehr Feuer als in der kraftlosen, 58 Minuten dauernden Rede des Vorsitzenden.

Andrea Nahles' Macht hat dem Parteichef noch geholfen. Sollte es aber weiter so schlecht laufen für Martin Schulz, kann diese Macht für ihn auch gefährlich werden. Es ist ein offenes Geheimnis, dass viele bei den Sozialdemokraten die erfahrene Sozialpolitikerin für die bessere Vorsitzende halten.

Für die Wähler ist das Ergebnis des SPD-Parteitags keine schlechte Nachricht. Egal wie uninspirierend man eine Neuauflage des schwarz-roten Bündnisses auch finden mag: Je schneller Deutschland wieder eine stabile Regierung bekommen kann, umso besser ist dies. Auch Neuwahlen, die am Ende wahrscheinlich ein sehr ähnliches Ergebnis bringen würden, kann niemand wollen. Da ist eine weitere große Koalition sicher das kleinere Übel.



Quelle: ots/Berliner Morgenpost