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Daniel Günther

Der Aufsteiger

Chapeau: Dieser Wahlsieg gehört allein dem schleswig-holsteinischen Regierungschef Daniel Günther. Der 48-jährige Christdemokrat kam 2017 aus dem Nichts, zählt nach den fünf Jahren Jamaika-Koalition in Kiel aber zu den beliebtesten Ministerpräsidenten der Republik.

Geschrieben von Andreas Härtel am . Veröffentlicht in Politik.
Günther gilt als sehr gut vernetzt in der ganzen Union, und er wird sich in Zukunft mehr in die Bundespolitik einmischen, das hat er schon angekündigt.
Günther gilt als sehr gut vernetzt in der ganzen Union, und er wird sich in Zukunft mehr in die Bundespolitik einmischen, das hat er schon angekündigt.
Foto: Olaf Kosinsky / CC BY-SA 3.0 de (via Wikimedia Commons)

Chapeau: Dieser Wahlsieg gehört allein dem schleswig-holsteinischen Regierungschef Daniel Günther. Der 48-jährige Christdemokrat kam 2017 aus dem Nichts, zählt nach den fünf Jahren Jamaika-Koalition in Kiel aber zu den beliebtesten Ministerpräsidenten der Republik.

Sowohl die Zustimmungswerte zu seiner Person als auch die zur Arbeit seines Bündnisses aus CDU, Grünen und FDP waren vor der Wahl überragend. Günther hat in den Zeiten der Corona-Pandemie mit ruhiger Hand agiert; er hat stets Kurs gehalten, wie es seine Wahlkampagne auch für die nächsten fünf Jahre verspricht. Da sitzt einer in der Staatskanzlei, der sagt, ein starker Politiker zu sein, das habe nichts damit zu tun, "auf dicke Hosen zu machen". Die Wähler haben es honoriert.

Damit hat die CDU eine neue starke Figur, vielleicht sogar einen Mann für die Zeit nach dem heute schon 66 Jahre alten Bundesvorsitzenden Friedrich Merz. Günther gilt als sehr gut vernetzt in der ganzen Union, und er wird sich in Zukunft mehr in die Bundespolitik einmischen, das hat er schon angekündigt. Er, der von sich selbst sagt, er sei immer noch ein großer Fan von Angela Merkel; er, der Katholik, der nichts gegen die Homo-Ehe hat oder gegen ein Adoptionsrecht für Schwule und Lesben - und der eine Frauenquote für die Partei fordert. Da wetterleuchtet eine Art Wiederkehr der liberalen Merkel-CDU; das wäre das Komische daran, wenn Merz den Wahlsieg an der Förde umzudeuten versuchte in einen Triumph "seiner" Union.

Ein Stimmungstest für den Bund war die Wahl angesichts der Fokussierung auf Günther nicht - auch wenn sich die SPD an alte Zeiten vor der Bundestagswahl erinnert fühlen dürfte. Die Landes-SPD zahlt die Zeche für die völlig falsche Taktik: Ausgerechnet gegendiesen Ministerpräsidenten den wenig bekannten Spitzenkandidaten Thomas Losse-Müller ins Rennen zu schicken, war absurd. Die Grünen wiederum haben sich im Jamaika-Bündnis offensichtlich besser verkaufen können als die FDP. Der Blick wird im Bund denn auch schnell nach Nordrhein-Westfalen wandern. Dort steht schon am kommenden Wochenende viel mehr auf dem Spiel.

Und in Kiel? Da hat Günther die Wahl zwischen mehreren Optionen, aber es dürfte doch auf eine schwarz-grüne Koalition hinauslaufen. In Zeiten, in denen es unter anderem um die Ansiedlung von Flüssiggas-Terminals an der Küste geht, wird der Christdemokrat kaum gegen die deutlich erstarkten Grünen regieren wollen. Günther kann sehr zufrieden sein. Schwarz-Grün wäre für ihn jedenfalls eine weitere Koalition, mit der er sich für höhere Weihen empfehlen könnte.

Quelle: Allgemeine Zeitung Mainz