Der Brief aus München
Es ist nicht die Sache an sich, die Assoziationen zu einem zerstrittenen Ehepaar hervorruft, sondern die Art und Weise, wie Horst Seehofer und Angela Merkel miteinander umgehen.
Es ist nicht die Sache an sich, die Assoziationen zu einem zerstrittenen Ehepaar hervorruft, sondern die Art und Weise, wie Horst Seehofer und Angela Merkel miteinander umgehen.
Man kommuniziert nur noch per Brief, anstatt miteinander zu reden, wie dies unter Partnern - Stichwort Schwesterparteien - üblich ist. Das ist Kindergartenniveau oder auch kalkulierte Provokation. Wie man den CSU-Chef kennt, liegt Letzteres näher. Er provoziert, wo es geht, weil es beim bajuwarischen Wähler gut ankommt. Und die SPD wird dabei ganz nebenher aufmunitioniert.
Seehofer ist es egal, ob er die täglich stärker in Bedrängnis geratende Kanzlerin beschädigt beziehungsweise ob sie aus dieser Lage ohne Gesichts- und Machtverlust wieder herauskommen kann. Unter Partnerschaft versteht man eigentlich etwas völlig anderes.
Allerdings ist die Depesche an die Kanzlerin aus Münchner Sicht wohl die Ultima Ratio, die deutsche Bundeskanzlerin noch zu einer als dringend notwendig erachteten Kehrtwende zu bewegen - die als wenig chancenreich geltende Verfassungsklage einmal ausgenommen. Dass Merkel und ihr hohes Amt unter dem CSU-Trommelfeuer Schaden nehmen, gilt in der Münchner Staatskanzlei als Kollateralschaden. Man nimmt ihn in Kauf, weil man nicht mehr weiß, was zu tun ist, um die Lage an den Grenzen auf das dem Wähler versprochene Normalmaß zu reduzieren.
Es wäre gut, wenn die Kanzlerin und ihr Minister Peter Altmaier sich nicht nur darauf einigen könnten, dass aus dem Freistaat Bayern eben immer etwas Gepoltere dazugehört, sondern dass die dortigen Politiker in ihrer Ohnmacht keinen Ausweg mehr sehen, als Merkel erneut einen einzuschenken - keine gute Perspektive für ein künftiges Miteinander.