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Zuwanderungspolitik: Aus der Vergangenheit lernen

Die Frage nach der richtigen Zuwanderungspolitik erhitzt die Gemüter. Eine neue Studie des Instituts der deutschen Wirtschaft Köln (IW) rät nun dazu, Erfahrungen aus dem 19. Jahrhundert zu nutzen: Damals zog es Millionen Deutsche in die USA, die sich ohne soziales Sicherungssystem gut integrierten und das Land entscheidend voranbrachten.

Geschrieben von Redaktion am . Veröffentlicht in Politik.
Die große Halle des Zuwanderungsmuseums auf Ellis Island erinnert
Die große Halle des Zuwanderungsmuseums auf Ellis Island erinnert
Bild: Jean-Christophe BENOIST / (CC BY 3.0) via Wikimedia Commons

Die Frage nach der richtigen Zuwanderungspolitik erhitzt die Gemüter. Eine neue Studie des Instituts der deutschen Wirtschaft Köln (IW) rät nun dazu, Erfahrungen aus dem 19. Jahrhundert zu nutzen: Damals zog es Millionen Deutsche in die USA, die sich ohne soziales Sicherungssystem gut integrierten und das Land entscheidend voranbrachten.

Die IW-Studie weist darauf hin, dass es sinnvoll wäre, das deutsche Zuwanderungsrecht weiter zu liberalisieren, um die dringend benötigten Fachkräfte zu gewinnen. Um gleichzeitig zu verhindern, dass die hiesige soziale Sicherung für viele Migranten zum entscheidenden Faktor für die Zuwanderung und den Verbleib im Land wird, sollte die Politik den Zugang zu Asylbewerberleistungen möglichst restriktiv handhaben. Im Gegenzug sollte es für Flüchtlinge – wie jüngst mit Blick auf die Westbalkanländer geschehen – zusätzliche Zugangswege nach Deutschland als Erwerbsmigranten geben.

Basis der IW-Studie ist die Migrationsgeschichte der Deutschen selbst: Im 19. Jahrhundert zog es in manchen Jahren über 200.000 Deutsche in die USA. „Was auffällt, ist, welche Bedeutung die Zuwanderer für die wirtschaftliche Entwicklung der USA hatten und wie gut sie sich integrierten“, erklärt IW-Ökonom Wido Geis. Laut IW-Studie hing es einst von vier Faktoren ab, ob ein Deutscher überhaupt ins Ausland aufbrach: von den Kosten der Migration per Schiffsüberfahrt, vom Lohn in der Fremde, von der Altersstruktur dies- und jenseits des Atlantiks und von der Zahl der bereits im Zielland lebenden Migranten, weil diese nützliche Hinweise in die Heimat weitergeben konnten.

Damals wie heute, so die IW-Studie, stand beziehungsweise steht im Verhältnis zur Zahl der Arbeitskräfte viel Kapital zur Verfügung – damals, weil in den USA immer weitere Gebiete erschlossen wurden, heute wegen des demografischen Wandels und der daraus resultierenden Fachkräfteengpässe. Der wichtigste Unterschied liege indes darin, dass es in den USA keine staatlichen Sozialleistungen gab. Entsprechend müsse Deutschland eine zweigleisige Strategie verfolgen: Zum einen den unmittelbaren Bezug von Sozialleistungen so weit wie möglich beschränken, zum anderen den Zugang nach Deutschland für all diejenigen weiter erleichtern, die hier arbeiten wollen.



Quelle: IW Köln