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107. Weltfrauentag: Diesen Tag sollten Frauen nutzen

Weder in Führungspositionen noch bei der Bezahlung herrscht Gleichheit zwischen Frauen und Männern. Im 21. Jahrhundert ist diese Erkenntnis zwar traurig, aber nicht neu. Deswegen sollte der Weltfrauentag nicht dazu da sein, weiter über Frauenquoten oder #metoo zu diskutieren. All diese Debatten machen das weibliche Geschlecht zum Opfer.

Geschrieben von Julia Weidner am . Veröffentlicht in Themen.
Foto: Ketan Rajput / CC0 via Unsplash

Weder in Führungspositionen noch bei der Bezahlung herrscht Gleichheit zwischen Frauen und Männern. Im 21. Jahrhundert ist diese Erkenntnis zwar traurig, aber nicht neu. Deswegen sollte der Weltfrauentag nicht dazu da sein, weiter über Frauenquoten oder #metoo zu diskutieren. All diese Debatten machen das weibliche Geschlecht zum Opfer.

Jetzt ist es an der Zeit, zu zeigen: Frauen sind keine Opfer. Sie trauen sich etwas zu und nehmen, was ihnen zu steht. Schon als Kleinkinder lernen Mädchen vor allem eines: brav zu sein. Nicht aufzufallen, sondern sich anzupassen. Niemanden kritisieren, denn das könnte jemanden verletzen. Mädchen nehmen auf alle Rücksicht. Ein Fehler. Nur wer sich zu Wort meldet, wird gehört. Wer aufsteht, wird gesehen. Wer sachlich kritisiert, wird respektiert.

Nur so erarbeitet sich man Stück für Stück eine Reputation mit der man es auch in Führungspositionen schafft. Dafür braucht man keine Frauenquote, sondern Selbstbewusstsein. Angela Merkel und Theresa May sind laut dem Forbes Magazine die beiden mächtigsten Frauen der Welt. Die beiden kamen nicht durch eine Quote in ihre Positionen oder hielten sich mit ihrer Meinung zurück, um nicht anzuecken. Wer mit den zwei Politikerinnen nichts anfangen kann, soll sich Sheryl Sandburg zum Vorbild nehmen. Sie steckte nicht hinter männlichen Kollegen zurück und wurde so Geschäftsführerin von Facebook. Sie zweifelte nicht an sich selbst, sondern lieferte ab.

Das heißt nicht, dass Frauen typisch weibliche Eigenschaften verstecken sollen. Sie sind einfühlend, kommunikativ und hören zu. Männer dagegen sind entscheidungsfreudig, packen an und beweisen Durchsetzungsvermögen. Soweit das oberflächliche Bild. Doch all diese Eigenschaften gemeinsam sind erforderlich, um als Führungskraft respektiert zu werden. Wer gleichzeitig einfühlend und entscheidungsfreudig ist, einerseits zuhört, aber auch anpackt, ist eine Führungskraft für das Jahr 2018. Frauen sollten auf ihre Stärken vertrauen. Denn genau diese bringen sie im Job voran.

Welcher Mann sitzt zweifelnd vor einer Jobausschreibung und überlegt, ob er wirklich die geeigneten Eigenschaften mitbringt? Nach einer Eye-Tracking Studie der Jobbörse Jobware liest ein Mann bei einer Stellenausschreibung im Durchschnitt 1,17 Sekunden die Anforderungen für das Jobprofil. Frauen beschäftigen sich laut dieser Studie doppelt solange damit. Nicht, weil sie weniger qualifiziert sind, sondern, weil sie selbstkritischer sind. Sie überprüfen, ob sie der Herausforderung gewachsen sind.

Ihre Qualifikation beweisen müssen aber die wenigsten Frauen. Jährlich schließen mehr Frauen als Männer die Universität mit einem Abschluss ab. Schon in der Grundschule kristallisiert sich heraus: Im oberen Drittel des Notendurchschnitts tummeln sich mehr Mädchen als Jungs. Diese Erfahrung zieht sich durch bis zum Abschluss. Wenn bei der Abiturfeier die Klassenbesten geehrt werden, stehen zu zwei Drittel junge Frauen auf dem Podest. Doch schon wieder schrillen hier im Kopf typisch weibliche Alarmglocken: Nur keine Streberin sein, am besten das Erreichte herunterspielen. Falsch! Wer eine gute Bildung vorweisen kann, ist kein Streber. Sondern kann auf Wissen und Erfahrungen aufbauen und es so bis ganz noch oben schaffen.

Frauen dürfen nicht nur einmal im Jahr, an diesem besonderen Tag am 8. März, selbstbewusst sein. Was im Hinblick auf Gleichberechtigung bis heute erreicht wurde, muss gefeiert werden. Es muss aber auch jeden Tag ein weiterer Erfolg hinzugefügt werden. Auf diese Erfolge dürfen Frauen nicht warten, sondern müssen selbst aktiv werden: Ihr seid an der Reihe, zeigt es der Welt.



Quelle: ots/Mittelbayerische Zeitung