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Auseinandersetzungen in Flüchtlingsunterkünften nicht religiös oder ethnisch motiviert

Berlin (ots) - Meldungen über Streitigkeiten und Schlägereien in Flüchtlingsunterkünften mehren sich. Es sei jedoch falsch, als Grund für die Auseinandersetzungen religiöse und ethnische Spannungen zwischen den verschiedenen Gruppen von Asylbewerbern verantwortlich zu machen, schreibt der Münchner Psychoanalytiker Wolfgang Schmidbauer in einem Beitrag für die in Berlin erscheinende Tageszeitung "neues deutschland" (Dienstagausgabe). Aus den Konflikten die Gefahr eines "drohenden Bandenkriegs unter Flüchtlingen an die Wand zu malen, ist ungefähr so einsichtsvoll, wie aus einer Schlägerei zwischen deutschen Skinheads und türkischen Jugendgangs einen bevorstehenden Krieg zwischen Deutschen und Türken zu beschwören".

Geschrieben von Redaktion am . Veröffentlicht in Themen.
Foto: Mattes / CC-BY-SA-2.0 (via Wikimedia Commons)

Berlin (ots) - Meldungen über Streitigkeiten und Schlägereien in Flüchtlingsunterkünften mehren sich. Es sei jedoch falsch, als Grund für die Auseinandersetzungen religiöse und ethnische Spannungen zwischen den verschiedenen Gruppen von Asylbewerbern verantwortlich zu machen, schreibt der Münchner Psychoanalytiker Wolfgang Schmidbauer in einem Beitrag für die in Berlin erscheinende Tageszeitung "neues deutschland" (Dienstagausgabe). Aus den Konflikten die Gefahr eines "drohenden Bandenkriegs unter Flüchtlingen an die Wand zu malen, ist ungefähr so einsichtsvoll, wie aus einer Schlägerei zwischen deutschen Skinheads und türkischen Jugendgangs einen bevorstehenden Krieg zwischen Deutschen und Türken zu beschwören".

Die Flüchtlinge hätten sich während ihrer Flucht wochen-, teilweise sogar monatelang in psychischen Extremsituationen befunden, seien mit "Brutalität, Hunger, Durst, sexuellem Missbrauch, dem Tod von Angehörigen" konfrontiert worden. Diese Situationen hätten die Menschen zu geistigen und körperlichen Höchstleistungen gezwungen, so Schmidbauer. Es sei eine vollkommen normale Reaktion der menschlichen Psyche, dass erst in der Phase der Ruhe und des Friedens Stresssymptome wie leichte Reizbarkeit und erhöhte Gewaltneigung auftreten. Flüchtlinge, so der Psychoanalytiker weiter, seien "auch nicht gefährlicher als der deutsche Bürger, wenn sie nach einigen Wochen Erholungszeit die Chance erhalten, an der Gesellschaft teilzuhaben, in die sie gekommen sind. Menschen, denen Abstand voneinander unmöglich gemacht wird, können ihre Aggressionen immer schlechter kontrollieren."

Eine Trennung der Flüchtlinge nach Herkunftsländern oder Konfessionen sei deshalb der falsche Weg, um die Konflikte in den Griff zu bekommen. Klare Regeln sowie eine schnelle und angemessene Reaktion auf Regelverstöße seien ausreichend, um der Aggressionsprobleme in den Flüchtlingsunterkünften Herr zu werden.



Quelle: neues deutschland