Beamte im Corona-Modus
Alle freuen sich über die Corona-Lockerungen. Geschäfte, Restaurants, Kinos und Urlaubsorte begrüßen ihre Gäste mit herzlichen Willkommensschildern. Theaterschauspieler unterhalten mit aus dem Boden gestampften Freiluftstücken. Teile der öffentlichen Verwaltungen jedoch verschanzen sich weiterhin hinter abgesperrten Türen und Anrufbeantwortern. Auch die Schulen haben sich an den Corona-Modus gewöhnt. Mehr als 4500 Lehrkräfte an bayerischen Schulen, die schwanger oder über 60 Jahre alt sind, müssen nicht im Klassenzimmer unterrichten. Die 2600 Risikopersonen mit Attest sind nicht eingerechnet.
Alle freuen sich über die Corona-Lockerungen. Geschäfte, Restaurants, Kinos und Urlaubsorte begrüßen ihre Gäste mit herzlichen Willkommensschildern. Theaterschauspieler unterhalten mit aus dem Boden gestampften Freiluftstücken. Teile der öffentlichen Verwaltungen jedoch verschanzen sich weiterhin hinter abgesperrten Türen und Anrufbeantwortern. Auch die Schulen haben sich an den Corona-Modus gewöhnt. Mehr als 4500 Lehrkräfte an bayerischen Schulen, die schwanger oder über 60 Jahre alt sind, müssen nicht im Klassenzimmer unterrichten. Die 2600 Risikopersonen mit Attest sind nicht eingerechnet.
Dabei bräuchten wir gerade jetzt in der sich abschwächenden ersten Corona-Welle schnell und beherzt handelnde Kommunalbeamte, die sich nicht auf ihren Status zurückziehen. Und möglichst viele Lehrkräfte, die sich noch mehr für die Schüler einsetzen als sonst - vor allem für die Schwachen, denen der elterliche Rückhalt fehlt. Während etwa Polizeibeamte stärker gefragt sind denn je und die Pandemie-Vorschriften durchboxen müssen, sperrt der Großteil der kommunalen Behörden das Publikum nach wie vor aus, obwohl es Mund-Nasen-Schutz gibt und die Abstandsregeln eingehalten werden könnten.
In Regensburg markiert die extrem späte Auszählung der OB-Stichwahl im März den Beginn der Corona-Zurückhaltung. Keine andere bayerische Stadt ließ sich so viel Zeit. Sogar ein Stadtrat mahnte an, Regensburg sei doch kein Bauerndorf. Gegenwärtig verkündet die städtische Website, dass Publikumsverkehr nur in dringenden Fällen und nach Terminabsprache möglich ist. Es folgt der Appell: "Ist Ihr Anliegen dringend? Bitte verschieben Sie Ihren Besuch bei uns nach Möglichkeit und schützen dadurch sich und andere." Auf dem Höhepunkt der Pandemie war das verständlich, doch allmählich verlieren die Menschen die Geduld mit einem Teil der Verwaltung. Auch in anderen Oberpfälzer Kommunen ist das so. Viele Ämter waren vor der Pandemie auf einem guten Weg zu serviceorientierten Dienstleistern. Jetzt machen sie beinahe den Eindruck, erleichtert zu sein, dass die ungeliebten Bittsteller nicht mehr einfach auftauchen. Der Servicegedanke gerät völlig in den Hintergrund.
Regensburger warten fünf Wochen auf einen Passtermin und einen weiteren Monat, bis das Dokument ausgestellt ist. Fischerei- und Jagdscheine dauern mindestens zwei Monate. Für Vaterschafts-Anerkennungen gibt es keinen Termin. Telefonisch oder per Mail ist in manchen Ämtern auch zu den Geschäftszeiten niemand zu erreichen. Die schlechte Erreichbarkeit der Bauverwaltungen in Städten und Kreisen alarmiert die Handwerkskammer Niederbayern-Oberpfalz. Wegen verkürzter Arbeitszeit oder Homeoffice gibt es keine Auskunft über Vorhaben. Baugenehmigungen verzögern sich. Mit einem Brandbrief hat die Kammer am Montag Landräte und Oberbürgermeister aufgerüttelt.
Dass in den Schulen so viele Lehrkräfte wegen Covid-19 fehlen und nicht einmal ein Attest brauchen, wurmt die Eltern. Arbeitnehmer aus anderen Branchen wundern sich zu Recht, ob ein über 60-jähriger Pädagoge stärker gefährdet ist als eine gleichaltrige Supermarkt-Kassiererin. Das bayerische Kultusministerium sollte die Regelung wegen der sinkenden Corona-Zahlen sofort stoppen - und gleichzeitig die Digitalisierung vorantreiben, Lehrer und Schüler mit Laptops ausstatten. Die Ämter müssen umgehend zum Normalbetrieb zurückkehren und für Besucher öffnen. Gleichzeitig sollten die kommunalen Verwaltungen weiter in ihre digitale Infrastruktur investieren. Mancherorts fehlt es an Internet-Bandbreiten, um umfangreiche Planungsdokumente schnell zu übermitteln. Vieles kann ja durchaus online erledigt werden, wenn die Infrastruktur stimmt. Im besten Fall wirkt Corona wie ein digitaler Katalysator.