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Bundeswehr

100 Milliarden Euro reichen nicht

Eva Högl hat ausgesprochen, was eigentlich jeder seit vielen Jahren weiß. Die Wehrbeauftragte des Bundestages attestiert der Armee einen bemitleidenswerten Zustand. Nach gut 30 Jahren vermeintlich ohne unmittelbaren Feind ist die Bundeswehr kaputt gespart.

Geschrieben von Redaktion am . Veröffentlicht in Themen.
Die Idee, ein Land wie Deutschland benötige im Grunde keine Armee mehr, war immer falsch. Leider.
Die Idee, ein Land wie Deutschland benötige im Grunde keine Armee mehr, war immer falsch. Leider.
Foto: SSgt. Benjamin Blake / Public Domain (via DVIDS)

Eva Högl hat ausgesprochen, was eigentlich jeder seit vielen Jahren weiß. Die Wehrbeauftragte des Bundestages attestiert der Armee einen bemitleidenswerten Zustand. Nach gut 30 Jahren vermeintlich ohne unmittelbaren Feind ist die Bundeswehr kaputt gespart.

Deshalb regt sich auch relativ wenig Widerstand gegen das Versprechen von Kanzler Olaf Scholz, möglichst kurzfristig 100 Milliarden Euro in die Verteidigung des Landes investieren zu wollen. Es wird höchste Zeit. Viel zu lange hat Deutschland sich in einer falschen Sicherheit gewähnt. Die Idee, ein Land wie Deutschland benötige im Grunde keine Armee mehr, war immer falsch. Leider. Dabei haben schon Adenauer, Brandt, Schmidt und Kohl gewusst, dass Verhandeln und miteinander reden dann besondere Aussicht auf Erfolg haben, wenn stets auch zweifelsfrei ist, dass ein Land sich verteidigen kann. Angela Merkel und ihre Bundesregierungen wussten das offenbar nicht. Deshalb ist es nun auch nicht ernst zu nehmen, wenn aus der Union Forderungen laut werden, die Versäumnisse der vergangenen 16 Jahre nun binnen zwölf Monaten aufzuholen. Sprüche dieser Art kann Bayerns Ministerpräsident Markus Söder sich nun sparen, in den vergangenen Jahren hat er dazu schließlich wenig gesagt.

Die Bundeswehr muss nicht nur ausgerüstet werden, wie die Verteidigungsministerin schamhaft sagt, es geht um Aufrüstung. Es geht darum, dass sich die technische und finanzielle Leistungsfähigkeit der Bundesrepublik auch in deren Fähigkeit widerspiegelt, sich gegen Aggressoren verteidigen zu können. Seit dem 24. Februar ist die Gefahr, angegriffen zu werden, kein Hirngespinst mehr. Deutschland muss sich in die Lage versetzen, im hoffentlich nie eintretenden Ernstfall seine Rolle im Verteidigungsbündnis Nato einnehmen zu können. Das bedingt zwingend auch eine Antwort auf die Frage, ob Deutschland eine Dienstpflicht braucht. Ist die Bundeswehr erst einmal auf den Stand der Technik gebracht worden, dann braucht es auch Soldatinnen und Soldaten, die in der Lage sind, diese Technik zu bedienen. Dass sich die dafür benötigten Talente freiwillig zur Bundeswehr melden, ist angesichts der aktuellen Attraktivität der Truppe wenig wahrscheinlich.

Quelle: Westdeutsche Zeitung