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Abschiedsbesuch

Das ungleiche Duo

Ganz einfach war es nicht immer zwischen der scheidenden Bundeskanzlerin Angela Merkel und Frankreichs Staatschefs. Das deutsch-französische Duo in seinen Inkarnationen Merkel/Chirac, Merkel/Sarkozy, Merkel/Hollande und schließlich Merkel/Macron wurde traditionell mit riesigen Erwartungen überfrachtet, während die Interessen der beiden Länder oft voneinander abwichen.

Geschrieben von Eva Oer am . Veröffentlicht in Themen.
Macron muss während Frankreichs EU-Ratspräsidentschaft ab Januar 2022 sehen, wie er mit der neuen Bundesregierung klarkommen wird.
Macron muss während Frankreichs EU-Ratspräsidentschaft ab Januar 2022 sehen, wie er mit der neuen Bundesregierung klarkommen wird.
Foto: Kremlin.ru / CC-BY 4.0 (via Wikimedia Commons)

Ganz einfach war es nicht immer zwischen der scheidenden Bundeskanzlerin Angela Merkel und Frankreichs Staatschefs. Das deutsch-französische Duo in seinen Inkarnationen Merkel/Chirac, Merkel/Sarkozy, Merkel/Hollande und schließlich Merkel/Macron wurde traditionell mit riesigen Erwartungen überfrachtet, während die Interessen der beiden Länder oft voneinander abwichen.

Aber bei ihrem Frankreich-Abschiedsbesuch im burgundischen Beaune kann Angela Merkel mit ihrem Gastgeber Emmanuel Macron auf einen riesigen Erfolg zurückblicken: Der 750 Milliarden schwere Corona-Wiederaufbaufonds, den "Mercron" auf den Weg brachte. Der vielbeschworene deutsch-französische Motor - in der Krise sprang er dann doch mal an. Genau diese treibende Kraft hatte oft gefehlt. Merkel hatte in den Jahren zuvor im Vergleich mit dem neuen Präsidenten die Bremsklotz-Rolle eingenommen. Ungeduldig wollte Macron große enthusiastische Projekte anschieben - und die Bundeskanzlerin? Schien das alles auszusitzen.

Macron muss während Frankreichs EU-Ratspräsidentschaft ab Januar 2022 sehen, wie er mit der neuen Bundesregierung klarkommen wird. Wenn er den Vorsitz nutzen will, um der EU noch mal einen Schubs nach vorne zu geben, wird er sich vorsehen müssen: Konflikte mit Deutschland wird es genug geben, etwa um Sicherheits- und Verteidigungsfragen.

Einerseits ist Europa eine starke Partnerschaft zwischen Frankreich und Deutschland zu wünschen - wenn sie dabei hilft, eine soziale und fortschrittliche Gemeinschaft voranzubringen und die Mitgliedsstaaten zu einen. Doch gerade für den Zusammenhalt innerhalb der EU muss das Duo Paris/Berlin auch eines sein, das sich selbst und seine Vorschläge nicht zum Maß aller Dinge erhebt.

Beide müssen starke Beziehungen zu den anderen Mitgliedern unterhalten, bei ihren Vorschlägen müssen auch die Bedenken kleinerer Mitglieder Gehör finden. Sonst droht das Scheitern, weil genau diese unwillens sein werden, die Initiativen des deutsch-französischen Duos zu unterstützen.

Quelle: taz - die tageszeitung