Skip to main content
Wörter | Min. Lesezeit |

LKA-Bericht: Hamburger Polizei änderte Fahndungsdatei im Fall Amad A., nicht NRW

Im Fall des Todes eines unschuldig inhaftierten Syrers hat das Landeskriminalamt (LKA) eine nachträgliche Manipulation der Fahndungsdatei durch die nordrhein-westfälische Polizei ausgeschlossen. Das geht aus einer technischen Analyse des LKA hervor, die der in Essen erscheinenden Westdeutschen Allgemeinen Zeitung (WAZ, Dienstagausgabe) vorliegt.

Geschrieben von Redaktion am . Veröffentlicht in Themen.
Foto: WDR

Im Fall des Todes eines unschuldig inhaftierten Syrers hat das Landeskriminalamt (LKA) eine nachträgliche Manipulation der Fahndungsdatei durch die nordrhein-westfälische Polizei ausgeschlossen. Das geht aus einer technischen Analyse des LKA hervor, die der in Essen erscheinenden Westdeutschen Allgemeinen Zeitung (WAZ, Dienstagausgabe) vorliegt.

Der hellhäutige Syrer Amad A. war nach der Festnahme im Juli 2018 in Geldern am Niederrhein mit einem dunkelhäutigen Mann aus Mali verwechselt worden, den die Hamburger Polizei zur Fahndung ausgeschrieben hatte. Wochenlang saß der 26-Jährige Amad A. in der Justizvollzugsanstalt Kleve in Haft und kam im September bei einem Zellenbrand ums Leben. Das WDR-Magazin "Monitor" hatte zuletzt berichtet, eine gezielte Manipulation von Datensätzen und damit eine absichtliche Verwechselung der Männer sei nicht mehr auszuschließen. Dem neuen LKA-Bericht zufolge wäre es den NRW-Behörden jedoch gar nicht möglich gewesen, einen vom Landeskriminalamt Hamburg angelegten Datensatz in der Fahndungsdatei INPOL zu verändern, heißt es in dem vierseitigen Bericht. Vielmehr sei nun klargestellt, dass eine Hamburger Polizistin am 9. Juli 2018 um 11.48 Uhr, also drei Tage nach der Verhaftung von Amad A., die sogenannten Aliaspersonalien in der Datenbank geändert habe. Warum dies geschah und welche Rolle dabei die zuvor von der Polizei Kleve übermittelte Anforderung von Haftunterlagen spielte, sei noch Gegenstand der Ermittlungen, hieß es in Sicherheitskreisen. Eine mögliche Theorie, wie es überhaupt zur Verbindung des Syrers Amad A. mit einem Haftbefehl aus Hamburg kommen konnte, ergibt sich laut LKA aus dem sogenannten Kreuztreffervergleich des polizeilichen Auskunftssystems VIVA in NRW. Dabei werden Namensbestandteile und Aliaspersonalien gesuchter Personen in zahlreichen Konstellationen ausgeworfen. Möglicherweise dachte die Klever Polizei bei einem nur flüchtigen Vergleich der Systeme INPOL und VIVA, der von ihnen festgenommene Amad A. sei der in Hamburg gesuchte Afrikaner Amedy G. Innenminister Herbert Reul (CDU) hatte bereits im Herbst 2018 eingeräumt, dass die Polizei Kleve Vorschriften zum weiteren Foto- und Identitätsabgleich grob missachtet habe. "Die Trefferergebnisse erfordern unabhängig vom jeweiligen polizeilichen Auskunftssystem eine kriminalfachliche Analyse, Bewertung und Schlussfolgerung", heißt es auch in dem LKA-Bericht.



Quelle: ots/Westdeutsche Allgemeine Zeitung