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Nachhaltigkeit der Altersvorsorge in Gefahr

Im Vergleich der Altersvorsorgesysteme in 25 ausgesuchten Ländern liegt Deutschland auf dem 12. Platz. Spitzenreiter bleibt Dänemark, gefolgt von Australien und den Niederlanden. Die Schlusslichter des Rankings sind Indien, Südkorea und Japan.

Geschrieben von Redaktion am . Veröffentlicht in Themen.
Foto: Life-Of-Pix / pixabay (CC)

Im Vergleich der Altersvorsorgesysteme in 25 ausgesuchten Ländern liegt Deutschland auf dem 12. Platz. Spitzenreiter bleibt Dänemark, gefolgt von Australien und den Niederlanden. Die Schlusslichter des Rankings sind Indien, Südkorea und Japan.

Zu diesem Ergebnis kommt der heute veröffentlichte Melbourne Mercer Global Pension Index 2015, der vom Beratungsunternehmen Mercer bereits zum siebten Mal in Kooperation mit dem Australian Centre for Financial Studies erstellt wurde. Die Studie untersucht und bewertet die Altersversorgung verschiedener Länder hinsichtlich ihrer Angemessenheit, Nachhaltigkeit und Integrität. Dabei wurden neben den staatlichen Rentensystemen und der betrieblichen Alters-versorgung auch private Anlagen und Vorsorgemaßnahmen berücksichtigt.

Gründe für das gute Abschneiden Dänemarks (81.7 von 100 möglichen Punkten) sind u. a. die solide Finanzierung und guten Leistungen auf Basis eines hohen Vermögens- und Beitragsniveaus. Ein weiterer Vorteil ist ein gut reguliertes privates Vorsorgesystem.

Deutschland: Nachhaltigkeit bleibt größte Herausforderung

Mit einem Gesamtindexwert von 62.0 hat sich das deutsche Rentensystem im Vergleich zum Vorjahr (62.2) minimal verschlechtert. Im Bereich "Nachhaltigkeit", der sich auf die Zukunftsfähigkeit z. B. in Bezug auf die Finanzierung bezieht, gab es Punktabzüge. Die Studie macht damit deutlich, dass in Deutschland nach wie vor Reformen nötig sind, damit das Rentensystem den demografischen Herausforderungen besser gerecht wird. Die wichtigsten Forderungen:

- Anhebung der Mindestrenten für Niedriglohn-Rentner - Weitere Erhöhung der Erwerbsquote älterer Arbeitnehmer
- Verbesserung der Kommunikation an die Leistungsempfänger
- Erhöhung der Teilnahmequoten in der betrieblichen Altersversorgung.

"Wir haben in Deutschland ein etabliertes Rentensystem, um das uns viele Länder beneiden. Wir wissen aber auch, dass aufgrund der demografischen Entwicklung in Zukunft die Beiträge steigen und das Versorgungsniveau sinken wird. Die Problemstellung ist lange bekannt und viel diskutiert. Nach wie vor fehlen aber effektive Ansätze zur Lösung des Nachhaltigkeitsproblems. Wie Lösungen aussehen könnten, zeigt ein einfacher Blick über die Landesgrenzen hinweg. Z. B. gibt es in den skandinavischen Ländern viele Ansätze, die auch in Deutschland zu substanziellen Verbesserungen führen könnten.", so Achim Lüder, Geschäftsführer von Mercer in Deutschland.

"Die geplante Rentenerhöhung in Deutschland um über 4 Prozent im nächsten Jahr ist angesichts der demografischen Entwicklung kontraproduktiv. Diese führt zu einer weiteren Abschmelzung der Rentenreserven und damit zu einer weiteren Verschiebung des ungelösten Rentenproblems auf die nächste Generation ", so Lüder. "Insbesondere die betriebliche Vorsorge wird in Zukunft eine noch wichtigere Rolle spielen müssen, um ein ausreichendes Rentenniveau zu gewährleisten. Aktuell ist unter dem Stichwort "Nahles-Rente" ja eine Reform der betrieblichen Altersversorgung in der Diskussion, die zumindest etwas neuen Wind in die Thematik bringen könnte. Doch eine bloße Ausweitung des Angebots durch tarifliche Lösungen wird nicht ausreichen. Der Gesetzgeber bleibt weiterhin gefordert, wenn es um die steuer- und arbeitsrechtlichen Rahmenbedingungen für die betriebliche Altersversorgung geht."

Von Spitzenreitern lernen

"Es war noch nie wichtiger als heute, die Rentensysteme durch notwendige Reformen zu verbessern und damit auch die finanzielle Sicherheit des Einzelnen und der Gesellschaft zu gewährleisten", so David Knox, Autor der Studie und Senior Partner bei Mercer. "'Der Melbourne Mercer Global Pension Index' ermöglicht der Politik, von den angemessensten und nachhaltigsten Systemen der Welt zu lernen. Wir wissen, dass es kein perfektes und universell anwendbares System gibt, aber wir sehen viele Gemeinsamkeiten, die zu besseren Ergebnissen führen können."

Der Index werde weiterhin von Forschern und politischen Entscheidungsträgern herangezogen, um die Vor- und Nachteile ihrer jeweiligen Rentensysteme zu bewerten, ergänzt Amy Auster, Executive Director des Australian Centre for Financial Studies.

"Im weltweiten Vergleich zeigt der Index die Stärken der verschiedenen Rentensysteme und deren Verbesserungsmöglichkeiten auf. Einige Länder haben bereits Empfehlungen aus unseren jährlichen Reports aufgegriffen und damit ihre Rentensysteme gestärkt."

"Es ist erfreulich, dass der Index Politik und Wirtschaft dazu ermutigt, eine langfristige Perspektive einzunehmen und sie dabei unterstützt, ihre Rentensysteme zu verbessern", so Auster. "Mit Blick auf die demografischen Herausforderungen und wechselhaften Marktbedingungen ist das nicht immer einfach. Dennoch arbeiten Verantwortliche weltweit weiterhin daran, ihre Rentensysteme zu stärken, damit diese auch zukünftige Generationen adäquat unterstützen können."

Entwicklungen und Trends

"Wenn man die letzten sieben Jahre betrachtet, in denen unser Global Pension Index veröffentlicht wurde, zeigt sich, wie wichtig grundlegende Änderungen wie die Erhöhung des Rentenalters, die Verbesserung der Erwerbsquote von Älteren und die Finanzierung zusätzlicher Rentenbeiträge weltweit sind", so David Knox.

In den elf Ländern, die seit 2009 Teil des Index sind, hat sich die durchschnittliche Rentenbezugsdauer von 16,6 auf 18,4 Jahre erhöht. In fünf dieser Länder - Australien, Deutschland, Japan, Singapur und UK - wurde als Reaktion das Rentenalter angehoben. Doch die Rentenbezugsdauer wird sich in den nächsten 20 Jahren in acht dieser elf Länder weiter erhöhen. Lediglich in Kanada und den Niederlanden (beide planen in den nächsten Jahren eine Anhebung des Rentenalters auf 67) sowie den USA (etwas kürzere Lebenserwartung) zeigt sich eine Verringerung.

Die durchschnittliche Erwerbsquote der 55- bis 64-jährigen ist in den 16 Ländern, die seit 2011 im Index betrachtet werden, von 57,9 auf 62,2 Prozent gestiegen, was etwas mehr als einem Prozent pro Jahr entspricht. Allerdings hat sich die Quote bspw. in den USA verringert, während sie sich in Brasilien, Indien und China um weniger als 4 Prozent verbessert hat.

"Einer der effektivsten Wege, die Nachhaltigkeit eines Rentensystems mit Blick auf eine steigende Lebenserwartung zu stärken, ist die Verlängerung der Erwerbstätigkeit", kommentiert Knox. "Wenn man bedenkt, dass die Quote in den meisten Ländern noch immer unter 70 Prozent liegt, gibt es weltweit noch viel Potenzial, Rentensysteme nachhaltiger zu gestalten."

Zur Bewertung der Nachhaltigkeit eines Rentensystems muss auch berücksichtigt werden, welche Mittel heute zurückgelegt werden, um zukünftige Leistungen zu gewähren und die nachfolgenden Generationen zu entlasten. Hier zeigen sich im Ländervergleich enorme Un-terschiede - von 1,8 Prozent des BIP in Indonesien und 6 Prozent des BIP in Österreich bis hin zu 160,6 Prozent des BIP in den Niederlanden und 168,9 Prozent des BIP in Dänemark.

"Die deutlichen Unterschiede im Rentenvermögen sollten von den Ländern als Aufforderung verstanden werden, sich weiterhin bestmöglich vorzubereiten", so Knox.



Quelle: ots / Mercer