Pseudo-Realität als Versuchung
Die Tat von München war noch im Gang, da entfaltete sie in den sozialen Medien ihr Eigenleben. Politiker twitterten steile Thesen, vermeintliche Experten schwadronierten Unverantwortliches, TV-Stationen sendeten Video-Schnipsel irgendwelcher Smartphone-Besitzer. Hinzu posteten Tausende Facebook-User aus München, sie seien safe, also nicht in Gefahr.
Die Tat von München war noch im Gang, da entfaltete sie in den sozialen Medien ihr Eigenleben. Politiker twitterten steile Thesen, vermeintliche Experten schwadronierten Unverantwortliches, TV-Stationen sendeten Video-Schnipsel irgendwelcher Smartphone-Besitzer. Hinzu posteten Tausende Facebook-User aus München, sie seien safe, also nicht in Gefahr.
Im kuriosen Umkehrschluss hieß das, dass womöglich viele andere, die nichts posteten, in Gefahr schwebten - die Anflüge von Panik in der Münchner Innenstadt waren mindestens teilweise ein Produkt überbordender Schein-Informationen und digitaler Pseudo-Realität.
Pseudo-Wirklichkeit entfaltet reale Wirkung - das ist der Trend der Zeit. Die Zahl derer wächst, welche jede scheinbare Realität im Netz für wahrhaftiger hält als alles, was ihnen in der vergleichsweise faden Wirklichkeit begegnet. Das Bedrohliche daran ist: So könnte es auch dem Amokläufer von München gegangen sein, so könnte es jedem gehen, der warum auch immer maximales Unheil anrichten will und für den die Internet-Echtzeit-Verstärkerwelt zur Versuchung wird.
Könnte! Wissen tun wir es nicht. Das macht die Lage nicht besser.