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Terroranschläge im Juli verändern Sichtweise auf Zuwanderung und Polizei

Die zurückliegenden Terroranschläge in Frankreich und Bayern beeinflussen die Einstellung junger Deutscher. Seit diesen Ereignissen haben Menschen zwischen 18 und 34 Jahren in Deutschland mehr Angst vor sozialen Unruhen, sind skeptischer gegenüber Zuwanderung und vertrauen der Polizei mehr als zuvor.

Geschrieben von Redaktion am . Veröffentlicht in Themen.
Foto: Peter H / CC0 via Pixabay

Die zurückliegenden Terroranschläge in Frankreich und Bayern beeinflussen die Einstellung junger Deutscher. Seit diesen Ereignissen haben Menschen zwischen 18 und 34 Jahren in Deutschland mehr Angst vor sozialen Unruhen, sind skeptischer gegenüber Zuwanderung und vertrauen der Polizei mehr als zuvor.

Das sind erste Ergebnisse von "Generation What?", der europaweiten Studie zur Lebenswelt junger Menschen, an der sich bisher mehr als 880 000 Menschen aus 34 Ländern Europas beteiligt haben. Das SINUS-Institut hat eine repräsentative Stichprobe gemacht und diese vor dem Hintergrund der Terroranschläge im Juli dieses Jahres analysiert.

Neben dem Anschlag von Nizza am 14. Juli 2016 wurde auch Deutschland Schauplatz verschiedener Attentate, wie der Axt-Attacke in einem Regionalzug bei Würzburg, dem Amoklauf in München und dem Sprengstoffanschlag in Ansbach. Das SINUS-Institut verglich mit Hilfe repräsentativer Stichproben das Antwortverhalten der Teilnehmer von "Generation What?" vor der Gewaltwelle, währenddessen und danach. Bei den befragten jungen Menschen hat die Gewaltwelle Spuren hinterlassen: Der Aussage "Zuwanderung von Menschen aus anderen Ländern bereichert unsere kulturelle Vielfalt" konnten bis einschließlich Juni 2016 noch 78 Prozent der Teilnehmer zustimmen, ab dem 15. Juli 2016 waren es nur noch 73 Prozent. Innerhalb der Sub-Gruppen zeigen sich dabei größere Veränderungen: Während Multi-Kulti bei den Hochgebildeten gesetzt zu sein scheint (87 Prozent vor und 85 Prozent nach den Terroranschlägen), fallen die Unterschiede bei den formal niedrig Gebildeten deutlicher aus (74 Prozent vorher versus 67 danach). Am größten ist der Effekt bei den jüngsten Befragten (18 bis19 Jahre), deren Zustimmung von 83 Prozent auf 74 Prozent sinkt.

Auch die Ängste der jungen Menschen wurden durch die Anschläge beeinflusst. Auf die Frage "Wähle die drei Dinge aus, die dir momentan am meisten Angst machen?" wurde Terrorismus nach dem 15. Juli 2016 etwas öfter angewählt (bis 30. Juni: 30 Prozent, ab 15. Juli: 34 Prozent). Auch hier ist auffällig, dass jüngere und bildungsfernere Teilnehmer deutlich mehr durch die aktuellen Ereignisse beeinflusst wurden. Überraschend, auch für die Forscher des SINUS-Instituts, war eine Veränderung im Antwortverhalten auf die Frage "Wähle die drei Punkte, über die du dir am meisten Sorgen machst". Hier kam es zu einem signifikanten Anstieg bei der Auswahlmöglichkeit "Soziale Unruhen" (bis 30. Juni: 35 Prozent, ab 15. Juli: 41 Prozent). "Besonders bemerkenswert ist, dass dieser Anstieg alters-, geschlechter- und bildungsübergreifend ist", sagt Maximilian von Schwartz, Studienleiter für "Generation What?" beim SINUS-Institut. Effekte hatte die Gewaltwelle auch auf das Vertrauen der jungen Menschen in die Polizei. So gaben nach den Anschlägen 69 Prozent an, der Polizei zu vertrauen. 19 Prozent vertrauen der Polizei sogar völlig. Das sind fünf Prozentpunkte mehr als noch Ende Juni.

Ein weiterer Befund: Nach den Anschlägen vom Juli 2016 gaben deutlich mehr Menschen an, ohne aktuelle Nachrichten und Informationen glücklich sein zu können. Die deutliche Steigerung um neun Prozentpunkte insgesamt zeigt sich in allen Alters- und Bildungsgruppen beinahe gleichermaßen.

Noch bis November 2016 können junge Menschen zwischen 18 und 34 Jahren auf www.generation-what.de an der Umfrage teilnehmen: Sie umfasst 149 Fragen von Politik über Religion bis hin zu Sexualität und Lebensglück. Das Ziel: Die 18- bis 34-jährigen Europäer sollen die Chance erhalten, selbst ein Bild ihrer Generation zu zeichnen. Koordiniert wird "Generation What?" von der Europäischen Rundfunkunion (EBU); in Deutschland begleiten das ZDF, der Bayerische Rundfunk und der SWR das Projekt. Im November wird das SINUS-Institut in Kooperation mit den Sendern und in Zusammenarbeit mit Soziologen aus ganz Europa anhand einer repräsentativ gezogenen Stichprobe die Endergebnisse zum Projekt "Generation What?" vorstellen.



Quelle: ZDF