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Tötungsdelikt in Chemnitz - Tatverdächtiger kommt frei

Wende im Ermittlungsverfahren in Chemnitz: Der 22-jährige Iraker Yousif A., der seit drei Wochen in Haft sitzt, weil er im Verdacht steht, Daniel H. getötet zu haben, kommt nach Angaben seines Anwalts Ulrich Dost-Roxin gegenüber dem Norddeutschen Rundfunk und der Süddeutschen Zeitung auf freien Fuß. Das Amtsgericht Chemnitz folgt damit dem Antrag von Yousif A.'s Rechtsanwalt Ulrich Dost-Roxin, der nach eigenen Angaben keinerlei Beweise für eine Tatbeteiligung des Irakers sieht.

Geschrieben von Redaktion am . Veröffentlicht in Themen.
Amtsgericht Chemnitz
Amtsgericht Chemnitz
Foto: Miebner / CC BY-SA 3.0 via Wikipedia

Wende im Ermittlungsverfahren in Chemnitz: Der 22-jährige Iraker Yousif A., der seit drei Wochen in Haft sitzt, weil er im Verdacht steht, Daniel H. getötet zu haben, kommt nach Angaben seines Anwalts Ulrich Dost-Roxin gegenüber dem Norddeutschen Rundfunk und der Süddeutschen Zeitung auf freien Fuß. Das Amtsgericht Chemnitz folgt damit dem Antrag von Yousif A.'s Rechtsanwalt Ulrich Dost-Roxin, der nach eigenen Angaben keinerlei Beweise für eine Tatbeteiligung des Irakers sieht.

In der Begründung seiner Haftbeschwerde führt Dost-Roxin unter anderem aus, dass von der Staatsanwaltschaft im Haftbefehl aufgeführte Zeugenaussagen zu unpräzise seien, um daraus einen dringenden Tatverdacht gegen Yousif A. abzuleiten. Auch der Fund zweier Messer in der Nähe des Tatorts, an denen laut Staatsanwaltschaft „blutähnliche Anhaftungen“ gefunden worden seien, sei kein Beweis für die Täterschaft seines Mandaten, weil auf den Messern keine Fingerabdrücke von Yousif A. gefunden worden seien. Dass A. einer der Mittäter gewesen sein könnte, bezeichnete er im Gespräch mit dem Norddeutschen Rundfunk und der Süddeutschen Zeitung als „Phantasiegebilde der Staatsanwaltschaft.“ „Kein Tatzeuge bezichtigte meinen Mandanten der Tatbeteiligung“, sagte Dost-Roxin. Die von der Chemnitzer Staatsanwaltschaft präsentierten Beweise seien „Fake-Beweise“ gewesen.

Die Staatsanwaltschaft Chemnitz wollte sich zu den Vorwürfen nicht äußern, plant am Nachmittag allerdings ein Pressestatement. Das Amtsgericht Chemnitz wollte seine Entscheidung zur Freilassung von Yousif A. nicht kommentieren. Bereits am Vormittag hatte es einen Haftprüfungstermin im Fall des zweiten Tatverdächtigen, dem 23-jährigen Syrer Alaa S., gegeben.

In der vergangenen Woche waren erstmals Zweifel am dringenden Tatverdacht gegen Yousif A. laut, wie der Norddeutsche Rundfunk berichtet hatte. Demnach hatte Yousif A. gegenüber einem Vertreter der irakischen Botschaft eine Tatbeteiligung bestritten. Außerdem gab ein unbeteiligter Zeuge gegenüber der Polizei an, dass A. während des Angriffs auf Daniel H. mehrere Meter abseits gestanden habe.

Wie genau es zu der tödlichen Messerattacke auf Daniel H. kam, ist immer noch unklar. Weder Polizei noch Staatsanwaltschaft haben bisher mitgeteilt, was sich ihrer Ansicht nach in der Tatnacht genau ereignete. Inhaftiert wurden wegen dringendem Tatverdacht aber unmittelbar nach dem Tötungsdelikt Yousif A. sowie ein junger Syrer namens Alaa S., gegen die die Staatsanwaltschaft Chemnitz wegen gemeinschaftlichen Totschlags ermittelte. Außerdem fahndet die Polizei nach einem dritten Tatverdächtigen, dem Iraker Farhad A.

Die Tötung des Chemnitzers Daniel H. Ende August hatte zu einer Reihe ausländerfeindlicher Proteste in der Stadt und später zu einer innenpolitischen Krise in Deutschland geführt, nachdem der Präsident des Bundesamts für Verfassungsschutz, Hans-Georg Maaßen, erklärt hatte, ein Video, das die Verfolgung von Ausländern in Chemnitz zeigt, sei möglicherweise falsch.



Quelle: NDR