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Wahlerfolg von Donald Trump: Ein verhaltensökonomischer Erklärungsversuch

Donald Trump wird der 45. Präsident der USA. Sein Erfolg hat Gründe, die sich verhaltensökonomisch erklären lassen.

Geschrieben von Redaktion am . Veröffentlicht in Themen.
Donald Trump hat im Wahlkampf einfache Lösungen für komplizierte Probleme versprochen und damit bei den Wählern gepunktet.
Donald Trump hat im Wahlkampf einfache Lösungen für komplizierte Probleme versprochen und damit bei den Wählern gepunktet.
Foto: Gage Skidmore / CC BY-SA 2.0 via Flickr

Donald Trump wird der 45. Präsident der USA. Sein Erfolg hat Gründe, die sich verhaltensökonomisch erklären lassen.

Die Wähler in den USA haben entschieden: Donald Trump wird Nachfolger von Barack Obama und zieht im Januar ins Weiße Haus. Sein Wahlsieg kommt für viele Menschen gerade in Europa überraschend. Warum haben die Amerikaner ihn gewählt? Die Verhaltensökonomik gibt Aufschluss.

Einfach statt kompliziert: In einer komplizierten und komplexen Welt sehnen wir Menschen uns nach einfachen Lösungen und leicht verständlichen Entscheidungen. Unsere Informationsverarbeitungskapazität ist begrenzt, genauso wie die Bereitschaft, sich mit Fakten und Daten auseinanderzusetzen. Stattdessen verlassen wir uns gerne auf unser Bauchgefühl und unsere Intuition. Das ist schneller und weniger anstrengend. Dabei unterliegen wir aber vielfach Fehlschlüssen und ignorieren wissenschaftliche Erkenntnisse, die zudem von Fachleuten nicht gut erklärt und in den Medien selten präsentiert werden.

Bad News are good News: Menschen sind evolutorisch darauf trainiert, vor allem schlechten Nachrichten Aufmerksamkeit zu schenken. Das sicherte Tausende von Jahren unser Überleben und ist tief in uns verankert. Intuitiv nehmen wir nur wahr, was schlecht ist, zum Beispiel dass Arbeitsplätze nach China verlagert wurden. Zugleich übersehen wir, was besser geworden ist, wie etwa eine größere und preiswertere Auswahl an Produkten. Wenn alles schlecht ist, kann es durch Wandel nur besser werden.

But America First: Globale Vorteile, wie die Verringerung der weltweiten Armut durch Freihandel, bedeuten für andere Gruppen Ängste vor dem Abstieg und Jobverlusten. Diese führen dazu, dass nationale Interessen stärker ins Gewicht fallen. Ein Arbeitsplatz im eigenen Land wird höher bewertet und als wichtiger angesehen als fünf oder zehn neue Arbeitsplätze in einem anderen Land, wie IW Studien zeigen. Dies wird als Anti-Foreign-Bias bezeichnet.

Macht des kleinen Mannes: Die politischen, wirtschaftlichen und intellektuellen Eliten haben sich – auch aufgrund der Sozialen Medien und der Fragmentierung der Medien – weit vom „kleinen weißen Mann“ und seinen Sorgen entfernt. Trump hatte auch Erfolg, weil diese Wähler zeigen wollten, wir wählen ihn, weil die Eliten ihn nicht wollen. Die Entscheidung ist dann zudem eine Low-Cost-Entscheidung. Das heißt, es muss nur ein Kreuz gemacht werden, um zu rebellieren – gegen mehr Unsicherheit und Überforderung.



Quelle: IW Köln