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WM 2006: Dubioser Millionen Transfer um FIFA Zuschuss zu steigern

Ist die Geldnot des Deutschen Fußball-Bundes eine Mär? Ein internes Papier aus dem DFB zeigt, dass der Weltfußballverband Fifa Anfang der 2000er Jahre seinen Zuschuss zur WM-Organisation für die Deutschen keineswegs grundsätzlich an eine Provisionszahlung knüpfte. Es ging laut dem Papier nur um eine "Steigerung" des Zuschusses. Demnach hatten die Deutschen 100 Millionen Euro sicher. Für weitere 70 Millionen Euro mussten sie dann auf irgendeinem Weg die bekannten 6,7 Millionen Euro aufbringen und in die Kanäle der Fifa leiten.

Geschrieben von Redaktion am . Veröffentlicht in Themen.
Foto: schnaidt68 / Flickr (CC BY 2.0)

Ist die Geldnot des Deutschen Fußball-Bundes eine Mär? Ein internes Papier aus dem DFB zeigt, dass der Weltfußballverband Fifa Anfang der 2000er Jahre seinen Zuschuss zur WM-Organisation für die Deutschen keineswegs grundsätzlich an eine Provisionszahlung knüpfte. Es ging laut dem Papier nur um eine "Steigerung" des Zuschusses. Demnach hatten die Deutschen 100 Millionen Euro sicher. Für weitere 70 Millionen Euro mussten sie dann auf irgendeinem Weg die bekannten 6,7 Millionen Euro aufbringen und in die Kanäle der Fifa leiten.

Das zweiseitiges Papier mit dem Logo "Deutscher Fußball-Bund", das bei den Razzien in der DFB-Zentrale und in Privathäusern vergangenen November auftauchte, liegt dem stern vor. Es enthält Zusammenfassungen mehrerer Gespräche und Treffen von (ehemaligen) DFB-Spitzenfunktionären. Verfasst hat es der langjährige stellvertretende DFB-Generalsekretär Stefan Hans.

Hans war Niersbachs Vertrauter. Beim DFB verantwortete er bis zu seiner Freistellung vor einigen Wochen die Direktionen Recht, Finanzen und Personal. Die einzelnen Vermerke auf dem Papier sind an mehreren Stellen in einer Handschrift korrigiert oder ergänzt, die wie die Handschrift von Wolfgang Niersbach aussieht.

Unter der Zeile "Gespräch mit Fedor Radmann am 03.06.2015, 16:40 Uhr bis 18:30 Uhr" notierte Stefan Hans, dass Radmann beim Fifa-Kongress 2015 in Zürich ein Fifa-Mann angesprochen habe. Radmann, ein guter Freund Franz Beckenbauers, war über mehrere Jahre Vize-Chef des Organisationskomitees (OK) der WM, das der DFB gebildet hatte. Den Fifa-Mann kürzte Hans in seinem Vermerk als "MK" ab. Er meinte damit Markus Kattner, einen Deutschen, der 2003 als Finanzchef zur Fifa kam und dort heute als Geschäftsführender Generalsekretär amtiert.

Es sei um einen "Vorgang aus der WM 2006" gegangen, heißt es in dem Vermerk, und weiter: "Ursprünglich sei für das OK WM 2006 ein sehr viel niedrigerer (laut Fedor Radmann EUR 100 Mio. umgerechnet) als der tatsächlich gezahlte (EUR 170 Mio.) Zuschuss vorgesehen gewesen." Für 100 Millionen Euro mussten die Deutschen folglich keineswegs eine Gegenleistung erbringen. Ein Geldfluss an die Fifa war laut des Papiers nur nötig, um eine "Steigerung" des WM-Zuschusses zu erhalten. Für diese Steigerung verlangte die Fifa dann offenbar rund zehn Prozent Provision.

Dass die Fifa offenkundig 100 Millionen Euro problemlos bereit stellte verblüfft. Bisher wurde der Sachverhalt immer so dargestellt, als sei Deutschland in der Frühphase der Organisation von dem Fifa-Geld abhängig gewesen. So wirkte es auf manchen Betrachter fast schon verzeihlich, dass heimlich 6,7 Millionen Euro in die Kanäle der Fifa geleitet wurden.

In seiner Pressekonferenz am 22. Oktober 2015 in Frankfurt hätte Wolfgang Niersbach den Sachverhalt richtig darstellen können. Stattdessen sagte er mit Blick auf die 170 Millionen Euro von der Fifa: "Mit diesem Zuschuss stand die Gesamtfinanzierung der WM 2006 auf total soliden Füßen."

Er spreche "in aller Offenheit und Ehrlichkeit", mit diesen Worten begann Niersbach seine Ausführungen vor den Journalisten damals. Das dem stern vorliegende Papier zeigt jedoch, dass Niersbach vor allem verschleierte.

"Ich bin vorgestern, also am Dienstag, bei Franz Beckenbauer in Salzburg gewesen und kenne erst seitdem einigermaßen genau diesen ersten Teil, also wie überhaupt der Kontakt zu Robert Louis-Dreyfus zustande gekommen ist", sagte der damalige DFB-Boss nämlich auf der Pressekonferenz. Einigermaßen genau? Stefan Hans hielt fest, dass Niersbach mit Franz Beckenbauer, Fedor Radmann und dem früheren DFB-Generalsekretär Horst R. Schmidt über den 6,7-Millionen-Deal bereits am 9. Juni 2015 gesprochen habe. Und noch am selben Tag, so ist zu lesen, habe Niersbach den Generalsekretär Helmut Sandrock und Hans davon informiert. Es ging bei Niersbachs Gespräch mit Beckenbauer und Co. laut Hans um den Deal und sogar um den möglichen Verwendungszweck der DFB-Millionen: Von dem katarischen Fifa-Funktionär Mohammed Bin Hammam ist die Rede und vom Blatter-Wahlkampf 2002.

Einen Tag später traf Stefan Hans in Köln auf den früheren DFB-Generalsekretär und Vize-OK-Chef Horst R. Schmidt. Schmidt habe ihm den "Vorgang vollumfänglich bestätigt", schreibt Stefan Hans und zählt auf: "- Ausgang sei ein Gespräch Blatter-FB gewesen.

- RLD Geld an Katar, Schuldschein von Schwan
- Jahre später habe RLD Geld zurück gefordert
- TZW + HRS seien bei RLD in Lugano gewesen"

Wolfgang Niersbach wusste demnach früh viel.



Quelle: ots/Gruner+Jahr, STERN