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Bio für alle wird nicht funktionieren

Der Weltklimarat warnt: Bereits jetzt hat die globale Erwärmung Einfluss auf die Sicherheit der weltweiten Lebensmittelversorgung. Vorhersagen werden schwieriger, Landwirte können schlechter planen, es wird wärmer und heftige Wetterereignisse machen Bauern immer häufiger einen Strich durch die Rechnung. Die Experten raten zu einer raschen Kehrtwende bei der globalen Nutzung der Landfläche. Eine reflexhafte Verteufelung der nicht biologischen Landwirtschaft ist in diesem Zusammenhang allerdings zu kurz gedacht - und auch nicht im Sinne des Weltklimarates.

Geschrieben von Torben Gocke am . Veröffentlicht in Umwelt.
Foto: Michi-Nordlicht / CC0 (via Pixabay)

Der Weltklimarat warnt: Bereits jetzt hat die globale Erwärmung Einfluss auf die Sicherheit der weltweiten Lebensmittelversorgung. Vorhersagen werden schwieriger, Landwirte können schlechter planen, es wird wärmer und heftige Wetterereignisse machen Bauern immer häufiger einen Strich durch die Rechnung. Die Experten raten zu einer raschen Kehrtwende bei der globalen Nutzung der Landfläche. Eine reflexhafte Verteufelung der nicht biologischen Landwirtschaft ist in diesem Zusammenhang allerdings zu kurz gedacht - und auch nicht im Sinne des Weltklimarates.

Laut Berichten sieht dieser den zentralen Ansatzpunkt für den Ausgleich zwischen Klimaschutz und Nahrungsmittelversorgung beim Verbraucher. Und genau darum muss es künftig in dieser Frage gehen: um einen gelungen Ausgleich. Ohne Zweifel sind die Fragen, die sich aus den klimatischen Veränderungen ergeben, wesentliche Herausforderungen für die Menschheit. Sie allerdings über alles zu erheben und dabei andere große Probleme hintanzustellen, das wäre fatal. Wir haben nur einen Planeten und wir haben alle Hunger. Wenn jetzt Landwirte in OWL zu bedenken geben, dass Bio fast doppelt so viel Fläche braucht wie konventionelle Landwirtschaft, dann wird hier bei uns in der Tat die Dimension eines globalen Dilemmas deutlich. Überspitzt gesagt: Wollen wir Essen für alle oder wollen wir Bio für uns? In einem Land, in dem es an 365 Tagen im Jahr Ananas in der Tankstelle zu kaufen gibt, darf man sich solche Fragen sicherlich stellen. Anders sieht es allerdings beim Blick hinaus in die Welt aus. Wenn in südlicheren Regionen künftig Wälder abgeholzt werden, um Platz für verloren gegangene Ackerflächen zu schaffen, dann mag das aus deutscher Perspektive kurzsichtig sein. Der mahnende Zeigefinger ist allerdings vollkommen fehl am Platz, wenn wir im gleichen Atemzug die billigen Lebensmittel aus eben genau diesem Teil der Welt kaufen, weil auf den hiesigen Flächen nicht genug Platz für unseren eigenen Bedarf ist. Vielleicht ist es an der einen oder anderen Stelle ja doch legitim, den Landwirten einen größeren Ertrag zuzugestehen, damit sie der Nachfrage gerecht werden können, die es ganz offensichtlich in den Supermarktregalen gibt. Bio für alle wird nicht funktionieren. Schon gar nicht von heute auf morgen. Um globale Probleme in den Griff zu bekommen, können radikale Hau-Ruck-Aktionen nie der richtige Weg sein. Auch dann nicht, wenn es in Deutschland mal wieder fünf vor zwölf ist.



Quelle: ots/Neue Westfälische