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COP26

Luisa Neubauer zieht vernichtende Bilanz nach einer Woche Glasgow

Klimaaktivistin Luisa Neubauer hat eine vernichtende Zwischenbilanz nach einer Woche Klimagipfel in Glasgow gezogen. "Wie erwartet dreht sich sehr viel um mehr oder weniger leere Reden", sagte Neubauer im Gespräch mit der "Neuen Osnabrücker Zeitung" (NOZ). "Das Abkommen zum Schutz der Regenwälder symbolisiert eher, was hier schiefläuft: dass man sich auf Abkommen einigt, deren Ziele viel zu weit in der Zukunft liegen, und ohne konkreten Plan, wie sie eingehalten werden." Das sei "die Klimadiplomatie der vergangenen 40 Jahre". Weitere neun Jahre Rodungen abzunicken sei "lächerlich, denn die Entwaldung muss natürlich sofort gestoppt werden".

Geschrieben von Redaktion am . Veröffentlicht in Umwelt.
Klimaaktivistin attackiert Ampel-Koalitionäre - "Was wir aus Verhandlungen hören, lässt Schlimmes vermuten"
Klimaaktivistin attackiert Ampel-Koalitionäre - "Was wir aus Verhandlungen hören, lässt Schlimmes vermuten"
Foto: Oğuz Yılmaz / CC BY-SA 4.0 (via Wikimedia Commons)

Klimaaktivistin Luisa Neubauer hat eine vernichtende Zwischenbilanz nach einer Woche Klimagipfel in Glasgow gezogen. "Wie erwartet dreht sich sehr viel um mehr oder weniger leere Reden", sagte Neubauer im Gespräch mit der "Neuen Osnabrücker Zeitung" (NOZ). "Das Abkommen zum Schutz der Regenwälder symbolisiert eher, was hier schiefläuft: dass man sich auf Abkommen einigt, deren Ziele viel zu weit in der Zukunft liegen, und ohne konkreten Plan, wie sie eingehalten werden." Das sei "die Klimadiplomatie der vergangenen 40 Jahre". Weitere neun Jahre Rodungen abzunicken sei "lächerlich, denn die Entwaldung muss natürlich sofort gestoppt werden".

Auch die Übereinkunft zur Methan-Reduzierung sei "nicht radikal genug", um die globalen Klimaziele einzuhalten. "Während man sich hier einigt, Methan zu reduzieren, wird gleichzeitig auch von der Bundesregierung über die Expansion von Gas-Infrastruktur gesprochen. Auch in der EU. Dabei ist Gas einer der größten Treiber von Methan, einem der gefährlichsten Treibhausgase, die es gibt."

Scharf attackierte die Organisatorin der Fridays-for-Future-Bewegung Kanzlerin Angela Merkel (CDU): "Frau Merkel hat es auch auf ihrer letzten Konferenz als sogenannte Klimakanzlerin nicht geschafft, ehrlich zu sagen, wo wir gerade stehen, wie groß die Verfehlungen sind und was Deutschland zu leisten hat", so die 25-Jährige in einem Telefongespräch aus Glasgow, wo sie sich derzeit aufhält. "Stattdessen fordert sie zwar eine globale CO2-Bepreisung, hat es selber bis heute nicht geschafft in Deutschland, eine ausreichende CO2-Steuer einzuführen."

Merkel habe "anderthalb Jahrzehnte zugeschaut und mitgemacht, als die reichsten Staaten die Welt in Richtung Klimakollaps manövriert haben. Wenigstens in ihrer letzten Rede hätte sie aussprechen können, wie schlimm die Lage ist und was für drastische Veränderungen notwendig sind, um uns da noch herauszuholen", so Neubauer. "Stattdessen verbreitet auch sie weiter das Märchen, wir würden es schon schaffen, wenn wir hier und da einen Preismechanismus einsetzen. Schritt für Schritt mit kleinen Veränderungen umsteuern? Der Zug ist längst abgefahren, und zwar schon vor 30 Jahren."

In Glasgow hätten die Staaten aber in der kommenden Woche "noch alle Möglichkeiten, daraus einen diplomatischen Erfolg zu machen, der mehr ist als leere Worte", sagte Neubauer. Sie setze allerdings keine Hoffnung in die Regierungen. "Solange sie zu Hause nicht ihre Hausaufgaben machen, das Vereinbarte nicht umsetzen, so lange bleiben die ganzen Versprechen nutzlos." Ihre Hoffnung seien "wir, die Zivilgesellschaften, die Menschen aus dem globalen Süden, die hier alle zusammen vor Ort sind, um den Druck zu erhöhen".

Rufe nach einem neuen Klima-Club von EU, USA und China hält die Aktivistin für sinnlos. "Es mangelt uns nicht gerade an internationalen Clubs, an Zusammentreffen von Staaten. Es gibt eine riesengroße Menge an Konferenzen in allen möglichen Formaten, wo gesagt wird, jetzt machen wir aber wirklich mal was", sagte Neubauer. "Der Trend, sich für Ziele feiern zu lassen, die nicht ausreichen, und die Ziele dann nicht einzuhalten und davon abzulenken, indem man wieder neue Ziele vereinbart, der zieht sich seit Jahrzehnten durch die Klimadiplomatie."

Es gebe jetzt immerhin den Versuch von UN-Generalsekretär António Guterres, die Wirksamkeit der ganzen freiwilligen Abkommen ohne weiteres Greenwashing zu überprüfen. "Das wäre ein Fortschritt."

Quelle: Neue Osnabrücker Zeitung