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Tropenholz in Grillkohle entdeckt

Tester haben auch bei deutschen Lieferanten Tropenholz in Grillkohle und Briketts gefunden. Das ist das Ergebnis der ersten für Verbraucher zu diesem Thema in Auftrag gegebenen Untersuchung in Deutschland; sie liegt dem NDR vorab vor. Das Thünen-Kompetenzzentrum Holzherkünfte in Braunschweig untersuchte im Auftrag der Umweltorganisation World Wide Fund For Nature (WWF) 20 unterschiedliche Holzkohlen und Briketts. In acht Proben fanden die Forscher Tropenholz – darunter auch von als bedroht geltenden Baumarten wie Bongossi aus westafrikanischen Tropenwäldern und wertvolle Edelhölzer wie Padouk und Mouriri.

Geschrieben von Redaktion am . Veröffentlicht in Umwelt.
Foto: Hans Braxmeier / Pixabay CC0

Tester haben auch bei deutschen Lieferanten Tropenholz in Grillkohle und Briketts gefunden. Das ist das Ergebnis der ersten für Verbraucher zu diesem Thema in Auftrag gegebenen Untersuchung in Deutschland; sie liegt dem NDR vorab vor. Das Thünen-Kompetenzzentrum Holzherkünfte in Braunschweig untersuchte im Auftrag der Umweltorganisation World Wide Fund For Nature (WWF) 20 unterschiedliche Holzkohlen und Briketts. In acht Proben fanden die Forscher Tropenholz – darunter auch von als bedroht geltenden Baumarten wie Bongossi aus westafrikanischen Tropenwäldern und wertvolle Edelhölzer wie Padouk und Mouriri.

In Deutschland verkaufte Holzkohle wird fast ausschließlich importiert. Das Statistische Bundesamt gibt an, dass mehr als 200.000 Tonnen Holzkohle im vergangenen Jahr nach Deutschland eingeführt wurden. Die meiste Kohle stammt dabei aus Polen (rund 70.000 Tonnen). Dahinter liegen Nigeria mit rund 30.000 Tonnen und Paraguay mit rund 25.000 Tonnen. Auch Polen importiert Holz aus den Tropen.

Ob das verwendete Tropenholz in der Grillkohle legal oder illegal geschlagen wurde, kann die Untersuchungsmethode des Thünen-Instituts nicht nachweisen. Die Ernährungs – und Landwirtschaftsorganisation der Vereinten Nationen (FAO) geht davon aus, dass in Nigeria 75 Prozent des Holzeinschlags illegal stattfindet. Auch der Raubbau am subtropischen Regenwald in Paraguay zeigte zuletzt dramatische Auswüchse – riesige Waldflächen werden zu Rinderfarmen oder Sojaplantagen umgewandelt. Das dafür geschlagene Holz geht unter anderem in die Holzkohleproduktion, wie lokale und internationale Umweltschutzorganisationen berichten.

Johannes Zahnen vom WWF bewertet die Ergebnisse der Untersuchung daher kritisch. Im NDR Politikmagazin „Panorama 3“ sagt er: „In den Tropen haben wir nahezu überall auf der Welt das Risiko von illegalem Holzeinschlag, wir haben Raubbau – auch legalen – und völlig unökologische Waldvernichtung. Das Ergebnis ist ein Desaster. Bei vielen der untersuchten Produkte war auch gar nicht vermerkt, dass es sich um Tropenholz handelt. Das heißt, der Kunde wird hier im Dunkeln gelassen.“

Zwar müssen Händler, die Tropenholz importieren, gemäß der EU-Holzhandelsverordnung seit einigen Jahren nachweisen, dass das Holz aus legalem Einschlag stammt. Die Verordnung gilt jedoch nicht für Holzkohleprodukte. Nachweise sind daher nicht erforderlich. Auf Nachfrage teilte die EU-Kommission „Panorama 3“ mit, dass die Holzhandelsverordnung gerade überprüft werde. Lücken in der Produktliste würden gerade identifiziert und Interessenvertreter gehört, um Anpassungen der Produktliste vorzunehmen. Ergebnisse sind im Herbst zu erwarten.

Das Bundesministerium für Ernährung und Landwirtschaft setzt sich nach eigenen Angaben dafür ein, dass künftig alle Holzprodukte automatisch unter die Verordnung fallen und gegebenenfalls Ausnahmen erteilt werden.



Quelle: NDR