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Runter von der Palme

Anflug auf Krabi im Südwesten Thailands, eine paradiesische Gegend mit bizarren, hoch aufragenden Kalksteinfelsen. Diese Landschaft gilt als eine der schönsten auf der Welt. Doch je tiefer das Flugzeug sinkt, umso klarer wird: Der Palmenwald unter dem Jet hat Struktur, sehr klar, sehr definiert. Kilometerweit ziehen sich Palmenplantagen, jede Pflanze streng geometrisch in einem Raster. Das Paradies ist ein Trugbild, stattdessen geschundene Natur.

Geschrieben von Bernhard Fleischmann am . Veröffentlicht in Umwelt.
Foto: tristantan / Pixabay CC0

Anflug auf Krabi im Südwesten Thailands, eine paradiesische Gegend mit bizarren, hoch aufragenden Kalksteinfelsen. Diese Landschaft gilt als eine der schönsten auf der Welt. Doch je tiefer das Flugzeug sinkt, umso klarer wird: Der Palmenwald unter dem Jet hat Struktur, sehr klar, sehr definiert. Kilometerweit ziehen sich Palmenplantagen, jede Pflanze streng geometrisch in einem Raster. Das Paradies ist ein Trugbild, stattdessen geschundene Natur.

Hier wird Palmöl produziert. Vermutlich zum größten Teil für den asiatischen Markt, um dort zum Kochen und Backen verwendet zu werden. Aber Palmöl kommt in großen Mengen auch zu uns, beigemischt in Kosmetik und Schokolade. Und als Biosprit, beigemischt zu Benzin und Diesel aus Erdöl. Dabei ist klar: Die Bezeichnung "Bio" hat in diesem Fall mit Umweltschonung nichts zu tun. Aus der Ferne importiertes Palmöl hat in Treibstoffen, die hier verbrannt werden, null Berechtigung. Das EU-Parlament bewegt sich in die richtige Richtung, wenn es nun Palmöl als Basis von Biokraftstoffen verbannen will.

Die größten Exportländer von Palmöl, Indonesien und Malaysia, haben bereits einen Boykott von Waren aus der EU angedroht, sollte der Bann Wirklichkeit werden. Sie führen Millionen von Kleinbauern ins Feld, die dann ihr Einkommen verlieren würden. Damit ist die Frage gestellt: Müssen wir aus sozialer Verantwortung für die Bauern in Fernost weiterhin umweltschädliches Palmöl verbrennen? Die Antwort lautet Nein, ganz klar. Zwar verdienen diese Bauern ihr Geld unter anderem durch den Export des Öls. Aber sie ruinieren damit gleichzeitig langfristig ihre Existenzgrundlage - einen Boden, auf dem noch etwas wächst, Wasser, das noch trinkbar ist und Pflanzen nährt, die dann noch Mensch und Tier ernähren können, ohne ihre Körper zu vergiften.

Ethisch bedachter und ökologisch schonender Konsum ist sehr oft schwieriger als zunächst vermutet. Es ist ja durchaus möglich, dass bei einer sinkenden Nachfrage nach Palmöl die Bauern etwas noch Umweltschädlicheres mit ihren Flächen anstellen. Das lässt sich momentan schlecht abschätzen. Die betroffenen Staaten könnten aber immerhin versuchen, Anreize zu schaffen, damit das nicht geschieht. Jedenfalls sind die Auswirkungen des Palmöl-Anbaus in großem Stil derart schädlich, dass die EU deren Fortbestehen auf keinen Fall unterstützen sollte. Das Unschöne an der Beimischung des Palmöls in unsere Treibstoffe ist ja auch, dass wir damit unsere CO2-Bilanz aufhübschen. Dabei ist es wahrscheinlich, dass es der Umwelt weniger ausmachen würde, wenn wir stattdessen lieber beim Erdöl blieben.

Angesichts solcher Unübersichtlichkeiten resigniert der gewöhnliche Konsument schon mal und denkt sich, der Umwelt kann man es aber auch nicht Recht machen. Wettert man gegen Glyphosat und verbannt es von den Feldern, greifen die Landwirte vermutlich zu einem noch problematischeren Stoff. Kauft man bewusst kein Apple-Handy, weil die ihre Akkus so verbauen, dass man sie selbst nicht tauschen kann, kommt doch glatt eine Nachhaltigkeitsstudie daher, die Apple nach dem Fairphone die beste Umweltverträglichkeit bescheinigt. Der Grund: Die Amerikaner verzichten auf gefährliche Chemikalien und produzieren relativ klimafreundlich. Chinesische Hersteller wie Huawei oder Xiaomi kommen dagegen schlecht weg, genauso Samsung aus Südkorea. Das relativiert sich wieder, wenn der Konsument jedes Jahr das neueste iPhone kauft und so den Ressourcenverbrauch weiter beschleunigt. In diesem Fall ist die Lage aber übersichtlich. Wer nicht unbedingt auf den letzten technischen Fortschritt angewiesen ist - was bei den wenigsten Anwendern der Fall sein dürfte -, behalte seine Geräte länger. Das hilft der Umwelt, ganz sicher.



Quelle: ots/Mittelbayerische Zeitung