Skip to main content
Wörter | Min. Lesezeit |
Technologieaktien

In der Höhle der Löwen

Eine aktuelle Grafik im Wochenausblick des LBBW Research bringt es auf den Punkt: Value-Sektoren liegen im bisherigen Jahresverlauf im Stoxx 600 vorn, während Technologie abschmiert.

Geschrieben von Werner Rüppel am . Veröffentlicht in Wirtschaft.
Derzeit steht der Tech-Investor allerdings mit einem Verlust von rund 25 % (Stand 18. Februar, Kurs des Fonds auf Tradegate) gegenüber Auflage unter Wasser.
Derzeit steht der Tech-Investor allerdings mit einem Verlust von rund 25 % (Stand 18. Februar, Kurs des Fonds auf Tradegate) gegenüber Auflage unter Wasser.
Foto: GEDANKENtanken GmbH / CC BY-SA 4.0 (via Wikimedia Commons)

Eine aktuelle Grafik im Wochenausblick des LBBW Research bringt es auf den Punkt: Value-Sektoren liegen im bisherigen Jahresverlauf im Stoxx 600 vorn, während Technologie abschmiert.

So haben die Sektoren Energie, Rohstoffe und Banken jeweils gut 10 % an Wert gewonnen, während die Tech-Aktien rund 15 % eingebüßt haben. Entsprechend haben auch die meisten Technologiefonds markant an Wert verloren. Und der vom bekannten Gründer und Tech-Investor Frank Thelen aufgelegte "10xDNA"-Aktienfonds hat in diesem Jahr bereits rund 20 % eingebüßt.

Was ist da los? Schließlich waren Technologiefonds die Reichmacher der vergangenen Jahre. Dabei haben Big-Tech-Firmen wie vor allem Apple, Alphabet (Google), Amazon oder Microsoft immer größere Anteile unseres Lebens bestimmt und immer höhere Gewinne erwirtschaftet. Vor allem hat Tech aber auch von einem doppelten Rückenwind profitiert: Von extrem niedrigen Zinsen in Verbindung mit sehr reichlich durch die Notenbanken zur Verfügung gestellter Liquidität sowie von den Auswirkungen der Pandemie, haben doch Corona und Homeoffice zu einem besonderen Technologieschub geführt. Vor diesem Hintergrund hat der Technologieindex Nasdaq 100 im vergangenen Jahr noch 26,6 % in Dollar und aufgrund des schwachen Euro satte 37,8 % in der Einheitswährung zugelegt.

Jetzt geht es indes andersherum. Die Auswirkungen der Pandemie werden kleiner und die Inflation ist zurück. Die US-Notenbank steht vor mehreren Zinserhöhungen und auch die Europäische Zentralbank wird erst ihre Liquidität zurückführen und dann auch die Leitzinsen erhöhen. Die Zinswende ist im Gange. Nun hebt die Flut nicht mehr alle Boote, wie insbesondere im vergangenen Jahr. Vielmehr führt der Rückgang der Liquiditätsflut dazu, dass wieder zu sehen ist, wer eine Badehose anhat und wer nicht. Entsprechend haben nicht oder kaum profitable Hoffnungswerte an den Aktienbörsen in diesem Jahr zum Teil sehr erhebliche Verluste verbucht. Die Substanz und die Bewertung eines Unternehmens zählen jetzt wieder.

Viele Anleger sind Kinder der Hausse, sie kennen nicht aus eigener Erfahrung die Risiken gerade von Technologieinvestments. Ältere Semester, die die Dotcom-Hausse zur Jahrtausendwende erlebt haben, wissen, was passieren kann. Dass im Tech-Sektor breit gestreute Fonds in der Spitze rund 90 % an Wert eingebüßt haben, das ist alles realiter passiert. Und damals haben neben dem Einbruch von hochgehypten Einzeltiteln wie der Deutschen Telekom auch die Kurse von profitablen Tech-Werten mitunter deutliche Einbußen erlitten.

Dies heißt natürlich nicht, dass das alles wieder genauso kommen muss. Aber Zinswenden sind vor allem für Technologietitel gefährlich. Vor diesem Hintergrund ist es für Aktienanleger sinnvoll, auch wieder stärker in profitable Substanzwerte zu investieren und Größen wie Bewertung, Cashflows und möglichst hohe und regelmäßige Ausschüttungen zu beachten. "Die Märkte scheinen ein Schönwetterszenario einzupreisen, in dem den Zentralbanken eine sanfte Landung gelingt - ohne bedeutende Zinserhöhungen", warnt Andrew Balls, CIO Global bei Pimco. "Dies ist kaum vorstellbar. Die Geschichte lehrt uns, dass sich manchmal Unerwartetes abspielt, wenn die Geldpolitik umschwenkt."

Doch zurück zu Frank Thelen, der als Juror und Investor der Fernsehsendung "Die Höhle der Löwen" bekannt wurde. Der von ihm per 1. September 2021 initiierte Technologiefonds "10xDNA" ist ein sehr riskantes Investment mit großen Positionen in hoch bewerteten Titeln wie Tesla, Palantir oder Coinbase. Bei Comdirect ist der dort im Rahmen einer Sonderaktion ohne Ausgabeaufschlag erhältliche Fonds einer der Kundenfavoriten. Thelen wirbt auf allen Kanälen für sein Produkt und will das Geld der Anleger in vier bis acht Jahren verdreifachen. Derzeit steht der Tech-Investor allerdings mit einem Verlust von rund 25 % (Stand 18. Februar, Kurs des Fonds auf Tradegate) gegenüber Auflage unter Wasser. Seitdem hat der "10xDNA" auch stärker an Wert verloren als der US-Technologieindex Nasdaq 100.

Alles in allem sollten Anleger gerade in Zeiten der Zinswende die Risiken von Technologiefonds beachten und eher vorsichtig agieren. Ein Aktienfonds wie der von Frank Thelen scheint in erster Linie für "Risk Lover" geeignet. Wer diesen Fonds erwirbt, begibt sich quasi in die Höhle der Löwen. Das kann gut gehen oder auch nicht.

Quelle: Börsen-Zeitung