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Opec-Förderdrosselung: Saudische Konzessionen

Nach offensichtlich langen und harten Verhandlungen haben es das Kartell Organisation Erdöl exportierender Länder (Opec) sowie seine Verbündeten unter Führung Russlands doch noch geschafft, die Akteure am Ölmarkt zu beeindrucken. Die Notierung der wichtigsten Rohölsorte Brent Crude kletterte am Freitagnachmittag auf den höchsten Stand seit September vergangenen Jahres.

Geschrieben von Dieter Kuckelkorn am . Veröffentlicht in Wirtschaft.
OPEC Hauptquartier in Wien
OPEC Hauptquartier in Wien
Foto: alex.ch / CC BY-SA 2.0 (via Flickr)

Nach offensichtlich langen und harten Verhandlungen haben es das Kartell Organisation Erdöl exportierender Länder (Opec) sowie seine Verbündeten unter Führung Russlands doch noch geschafft, die Akteure am Ölmarkt zu beeindrucken. Die Notierung der wichtigsten Rohölsorte Brent Crude kletterte am Freitagnachmittag auf den höchsten Stand seit September vergangenen Jahres.

Zunächst hatten die Marktteilnehmer das Treffen der Minister der erweiterten "Opec plus" für ein Nichtereignis gehalten, da es nicht danach aussah, dass es im ersten und zweiten Quartal zu einer nennenswerten Reduktion des zu erwartenden Überangebots kommen würde. Nun sieht es danach aus, dass die Opec plus inklusive zusätzlicher freiwilliger Kürzungen Saudi-Arabiens ihre Ölförderung nicht wie bisher offiziell um 1,2 Mill. Barrel pro Tag (bpd) zurücknimmt, sondern um 2,1 Mill. bpd.

Das Kartell hat dazu auch mehrere Anläufe benötigt. Zunächst hatte es geheißen, es sei lediglich eine Verlängerung der eigentlich zum Jahresende auslaufenden Kürzungen von 1,2 Mill. bpd drin, die allerdings bis Ende 2020 gelten sollte. Dann verlautete, dass man sich auf zusätzliche Kürzungen um 500.000 bpd auf dann 1,7 Mill. bpd geeinigt habe, allerdings nur für drei Monate. Dies sorgte am Ölmarkt bestenfalls für Desinteresse, und Analysten äußerten sich kritisch: Das Überangebot an Rohöl im ersten Quartal sei weitaus größer als die zu dem Zeitpunkt von der Opec plus beschlossenen zusätzlichen Kürzungen von 500.000 bpd.

Außerdem wurde bezweifelt, ob die damit insgesamt avisierte Kürzung von 1,7 Mill. bpd in der Realität überhaupt auf eine Verkleinerung des Angebots hinausgelaufen wäre. So ist nämlich Saudi-Arabien mit einer durchschnittlichen Ölproduktion im bisherigen Jahresverlauf von 9,8 Mill. bpd deutlich unter den dem Land zugestandenen offiziellen Opec-Quoten von 10,3 Mill. bpd geblieben. Außerdem blieben Angola, Aserbaidschan und Mexiko hinter den ihnen bewilligten Ölmengen zurück. So hatte die Opec plus zuletzt effektiv um 1,6 Mill. bpd gekürzt.

Hinter den Kulissen wurde daher hart gerungen. So übte Saudi-Arabien erheblichen Druck auf die anderen Teilnehmer aus, mit dem Ziel, die ungleiche Verteilung der Lasten zu korrigieren. Insbesondere der Irak und Nigeria hielten sich nicht an die Quoten, so dass die Saudis erheblich mehr als geplant drosseln mussten, um den Ölpreis stabil zu halten.

Letztlich hat sich aber die Verhandlungsposition des Opec-Schwergewichts Saudi-Arabien auch diesmal als schwach erwiesen. Es war nämlich allen Beteiligten klar, dass Saudi-Arabien mehr als die anderen Länder auf einen stabilen und nach Möglichkeit weiter steigenden Ölpreis angewiesen ist. Grund dafür ist das derzeit laufende Initial Public Offering (IPO) des staatlichen saudischen Ölkonzerns Aramco, auf dessen Erlös das Land und sein Machthaber Kronprinz Mohammed bin Salman dringend angewiesen sind. Bin Salman hatte für Aramco die exorbitant hohe Bewertung von 2 Bill. Dollar avisiert. Mit dem aktuellen Zuteilungspreis sind es zwar immer noch extrem hohe 1,7 Bill. Dollar, aber das Königshaus scheint damit nicht zufrieden zu sein.

Das Land sah sich daher jetzt im Rahmen der Opec-Verhandlungen zu weitergehenden Konzessionen gezwungen. So legt Saudi-Arabien noch einmal weitere freiwillige Kürzungen um 400.000 bpd drauf, um den Aramco-Börsengang und vor allem die Performance der Aktie nach dem IPO nicht zu gefährden. So kommt es nun, wie der saudische Ölminister nicht versäumte vorzurechnen, zu den effektiven Kürzungen des Länderblocks um 2,1 Mill. bpd.

Damit könnte sich das effektive Angebot der Opec und ihrer Verbündeten tatsächlich um rund 400.000 bpd verringern - wenn die anderen Anbieter mitspielen. Dies haben aktuell die Vertreter Russlands, Nigerias und des Iraks zwar auch zugesagt. Ob sie sich daran halten werden, steht auf einem anderen Blatt. Dementsprechend ist es letztlich noch offen, wie sich das globale Ölangebot entwickelt. So haben bekanntlich nicht nur die USA ihre Schieferölproduktion zuletzt stark ausgebaut. Auch andere Anbieter außerhalb der Opec wie Norwegen drehen den Ölhahn auf.

Außerdem ist es nicht klar, wie sich die Nachfrage entwickeln wird, da sich die verarbeitende Industrie in vielen Teilen der Welt in der Rezession befindet. Ob es, wie von der saudischen Führung dringend erhofft, zu einer weiteren Erholung des Ölpreises kommt, ist daher fraglich.



Quelle: ots/Börsen-Zeitung