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Stimmung in der Wirtschaft

In Nahost brennen nun sogar Krankenhäuser. Russland sieht sich wieder im Kalten Krieg mit dem Westen. Europa droht an der Flüchtlingsfrage zu zerbrechen. Parteipolitiker reden sich in Deutschland um Kopf und Kragen. Doch die Wirtschaft strotzt vor Kraft - und strahlt voller Optimismus. Leben die Unternehmer auf einem anderen Stern? Sind sie etwa gedopt?

Geschrieben von Redaktion am . Veröffentlicht in Wirtschaft.
Foto: pexels (CC 0)

In Nahost brennen nun sogar Krankenhäuser. Russland sieht sich wieder im Kalten Krieg mit dem Westen. Europa droht an der Flüchtlingsfrage zu zerbrechen. Parteipolitiker reden sich in Deutschland um Kopf und Kragen. Doch die Wirtschaft strotzt vor Kraft - und strahlt voller Optimismus. Leben die Unternehmer auf einem anderen Stern? Sind sie etwa gedopt?

An Aufputschmitteln fehlt es nicht. Da ist das schon längere Zeit konstant niedrige Zinsniveau. Es verbilligt Kredite für betriebliche Investitionen und verführt Verbraucher, mehr zu konsumieren als im Sinne einer vernünftigen Altersvorsorge angeraten ist. Hinzu kommen der niedrige Euro-Kurs und das billige Öl. Die Währung hilft im Export, weil sie die Waren im Ausland preiswerter macht. Das Öl entlastet die Kostenseite. Ein echtes Konjunkturpaket ist die große Zahl an Migranten. Die Flüchtlinge brauchen Wohnraum - darüber freut sich die Bauwirtschaft. Sie brauchen Essen - und fördern damit unter anderem Handel und Gastronomie. Der Staat braucht Personal, sie zu verwalten, zu versorgen, zu schützen, zu beaufsichtigen, zu unterrichten: Das schafft Arbeit. Zusätzlich wirken Flüchtlinge dem demographischen Wandel entgegen und können langfristig die Sozialsysteme stützen.

Doch was ist, wenn das Doping nicht mehr wirkt? Ist die Wirtschaft stark genug für einen Entzug? Der Abschwung des Dax seit Dezember zeigt, dass zumindest die Börse Zweifel hat. Schon gibt es internationale Entwicklungen, die eine harte Landung provozieren. Da sind die Kriege, der Terrorismus, der wirtschaftliche Abschwung in einigen Schwellenländern. Griechenland steckt weiter in der Krise fest. Großbritannien wird möglicherweise die EU verlassen. Doch die größere Gefahr geht von neuen Grenzen in Europa aus. Kontrollen verlangsamen nicht nur den Reiseverkehr, sondern stoppen auch den Warenfluss. Die europäische Wirtschaft ist zusammengewachsen - mit der Folge, dass Produktionsbetriebe auf pünktliche Lieferungen angewiesen sind. Sind sie nicht mehr sicher, verlängern sich die Produktionszeiten. Lagerhallen kosten, fangen aber den Nachteil nicht auf. Der Industrie- und Handelskammertag berechnete den Schaden für die deutsche Wirtschaft auf zehn Milliarden Euro.

Nüchtern betrachtet ist die Lage der Welt, Europas und Deutschlands alles andere als ermutigend. Es wäre an der Zeit, die Probleme gemeinsam anzupacken. Doch das klappt schon in Deutschland nicht; gute Ansätze auch in der Wirtschaft werden durch Populisten vom Schlage Horst Seehofers oder Sigmar Gabriels sowie von Bürokraten in Ämtern, Agenturen und Rathäusern blockiert. Es klappt auch in Europa nicht, weil Regierungschefs vergessen haben, woher ihre Staaten kommen, und glauben, Solidarität sei eine Einbahnstraße. Wenn es aber in Deutschland und Europa nicht klappt, wie soll erst die Welt, wenn das Doping abgesetzt ist, wieder auf die Beine kommen?



Quelle: ots/Westfalen-Blatt