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Verteilungswirkung der EZB-Anleihekäufe bislang nicht eindeutig

Ob das Anleihekaufprogramm der Europäischen Zentralbank (EZB) die Einkommens- und Vermögensungleichheit im Euroraum erhöht oder verringert, lässt sich einer Analyse des Deutschen Instituts für Wirtschaftsforschung (DIW Berlin) zufolge bislang nicht eindeutig klären.

Geschrieben von Redaktion am . Veröffentlicht in Wirtschaft.
Foto: UschiL / pixabay (CC)

Ob das Anleihekaufprogramm der Europäischen Zentralbank (EZB) die Einkommens- und Vermögensungleichheit im Euroraum erhöht oder verringert, lässt sich einer Analyse des Deutschen Instituts für Wirtschaftsforschung (DIW Berlin) zufolge bislang nicht eindeutig klären.

Kurzfristig dürfte der im Frühjahr 2015 gestartete umfangreiche Ankauf von Staats- und Unternehmensanleihen durch die Zentralbank zu einer Steigerung der Vermögenspreise geführt haben, von der vor allem wohlhabende Haushalte profitieren. Die Vermögensungleichheit sei damit mutmaßlich gestiegen. Ob diese Verteilungswirkung jedoch langfristig anhält oder ausgeglichen wird, hängt unter anderem vom Erfolg der ultralockeren Geldpolitik ab und ist bislang noch nicht abzuschätzen, so die Autoren des aktuellen DIW Wochenberichts. Geringverdienende oder verschuldete Haushalte können langfristig profitieren, wenn das Programm zu einer wirtschaftlichen Erholung beiträgt, die zu besseren Beschäftigungschancen und einer höheren Inflation führt.

Abgrenzung und Quantifizierung der Effekte schwierig

Seit März 2015 und mindestens bis März 2017 kauft die EZB für 60 Milliarden Euro im Monat Schuldtitel von Unternehmen und Staaten des Euroraums, um die Deflationsgefahr zu bannen. Inwieweit sie damit auch die Einkommens- und Vermögensungleichheit beeinflusst, wurde bislang noch wenig untersucht. Weil die Zinsänderungen der Zentralbank, aber auch ihre Anleihekäufe das allgemeine Zinsniveau und die Vermögenspreise beeinflussen, kann es zu erheblichen Verteilungswirkungen kommen. Eine genaue Quantifizierung ist jedoch nur schwer möglich, da die Wirkungen der Geldpolitik auf die Vermögensverteilung von anderen - wie etwa konjunkturell bedingten - Wirkungen kaum abzugrenzen sind. Die DIW-Wissenschaftler Benjamin Beckers, Kerstin Bernoth und Philipp König haben nun analysiert, auf welchem Wege die expansive Geldpolitik und besonders das Anleihekaufprogramm die Ungleichheit von Einkommen und Vermögen im Euroraum beeinflussen können. Sie konzentrierten sich dabei auf sechs Wirkungskanäle, für die sie teils gegenläufige Trends konstatierten. Wie schwierig eine Bewertung ist, zeigt allein die Analyse des Zinsrisikokanals: So profitieren von einer Zinssenkung Haushalte, die sich verschulden wollen. Andererseits sinken Zinsen auf Guthaben, sofern diese nicht umgeschichtet werden. Gleichzeitig steigen Nachfrage und Preise alternativer Anlageprodukte wie Immobilien sowie Aktien, und auch der Kurswert von langlaufenden, festverzinslichen Anleihen zieht an. "Wer genau die Gewinner und Verlierer dieser Entwicklung sind, lässt sich ohne weitere Forschung nicht genau sagen. Da Aktien, Anleihen und Immobilien aber hauptsächlich von Vermögenden und nicht von ärmeren Menschen gehalten werden, ist es wahrscheinlich, dass die Vermögensungleichheit zunächst erst einmal steigt", so die Autoren.

Langfristige Wirkung unklar

Wie sich Anleihekäufe langfristig auswirken, sei jedoch derzeit völlig unklar. "Auf der einen Seite dürften sich exzessive Wertsteigerungen, zum Beispiel bei Aktien, mit der Zeit wieder korrigieren", so die Autoren. "Auf der anderen Seite können Wertzuwächse und Wertverluste durchaus bei unterschiedlichen Haushalten anfallen und damit auch längerfristige Verteilungswirkungen entfalten." Weniger vermögende Haushalte könnten allerdings dann profitieren, wenn das Programm erfolgreich dazu beitrage, die Wirtschaft und damit den Arbeitsmarkt und die Inflation zu stabilisieren und zu beleben. Die Wissenschaftler plädieren aufgrund der ungewöhnlichen Größe des Programms dafür, die Verteilungswirkungen näher zu untersuchen und eventuell nachteilige Verteilungswirkungen während eines Ausstiegs aus der ultralockeren Geldpolitik zu berücksichtigen.



Quelle: DIW Berlin