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Corona-Fälle heizen Familienstreit bei Tönnies an

Die massenhaften Corona-Fälle in der Belegschaft des Fleischkonzerns Tönnies in Rheda-Wiedenbrück fachen den seit Jahren erbittert geführten Streit zwischen den Gesellschaftern weiter an. 50-Prozent-Mitinhaber Robert Tönnies (42) äußert sich "schockiert über die hohe Zahl" der positiven Befunde und wirft der Firmenspitze um seinen Onkel Clemens Tönnies (64) schwere Versäumnisse vor. In einem Brief fordert er die Geschäftsleitung des Konzerns und mehrere Beiratsmitglieder zum Rücktritt auf. Das berichtet das in Bielefeld erscheinende Westfalen-Blatt.

Geschrieben von Redaktion am . Veröffentlicht in Regio-News.
Der Sohn des 1994 verstorbenen Firmengründers Bernd Tönnies beklagt, dass die seit längerem von ihm geforderte Abschaffung der Werkverträge noch nicht erfolgt sei.
Der Sohn des 1994 verstorbenen Firmengründers Bernd Tönnies beklagt, dass die seit längerem von ihm geforderte Abschaffung der Werkverträge noch nicht erfolgt sei.
Foto: Daidalus / CC BY-SA 3.0 (via Wikimedia Commons)

Die massenhaften Corona-Fälle in der Belegschaft des Fleischkonzerns Tönnies in Rheda-Wiedenbrück fachen den seit Jahren erbittert geführten Streit zwischen den Gesellschaftern weiter an. 50-Prozent-Mitinhaber Robert Tönnies (42) äußert sich "schockiert über die hohe Zahl" der positiven Befunde und wirft der Firmenspitze um seinen Onkel Clemens Tönnies (64) schwere Versäumnisse vor. In einem Brief fordert er die Geschäftsleitung des Konzerns und mehrere Beiratsmitglieder zum Rücktritt auf. Das berichtet das in Bielefeld erscheinende Westfalen-Blatt.

Der Sohn des 1994 verstorbenen Firmengründers Bernd Tönnies beklagt, dass die seit längerem von ihm geforderte Abschaffung der Werkverträge noch nicht erfolgt sei, obwohl diese auch Bestandteil einer 2017 geschlossenen Vereinbarung zwischen den Gesellschaftern - auf der anderen Seite Clemens Tönnies und dessen Sohn Max (30) - gewesen sei. "Dass gerade in Schlachtbetrieben die Infektionszahlen weit überdurchschnittlich hoch sind, ist ganz sicher auch dem System der Werkverträge geschuldet; es zwingt viele Arbeiterinnen und Arbeiter in unzumutbare Wohnverhältnisse, die mit einem hohen Ansteckungsrisiko verbunden sind und nur wenig Schutzmöglichkeiten bieten, wenn einmal eine Infektion auftritt", erklärt Robert Tönnies.

Er bedauere außerordentlich, dass die Abschaffung "bis heute nicht umgesetzt worden ist, denn das hätte den Menschen Leid erspart und unserem Unternehmen unnötigen Aufwand und Reputationsschaden". Seine Vorstöße dazu - zuletzt im Mai - seien immer wieder ignoriert und abgeblockt worden. "Dass sich aus dem überholten System der Werkverträge aufgrund seiner Struktur und seiner fehlenden gesellschaftlichen Akzeptanz unberechenbare Risiken ergeben, wurde immer wieder bestritten", erklärt Robert Tönnies.

Nun stehe der Konzern wegen der jahrelangen Untätigkeit vor einem "Scherbenhaufen" mit unkalkulierbaren Einbußen durch die Schließung sowie einem massiven Imageverlust. "Aufgrund dieses unverantwortlichen Handelns und der Gefährdung des Unternehmens und der Bevölkerung fordere ich die Geschäftsleitung und die verantwortlichen Beiratsmitglieder auf, die notwendigen Konsequenzen aus Ihrem Tun zu ziehen und geschlossen von Ihren Ämtern zurückzutreten", heißt es in dem am Mittwochabend an die Konzernmutter gesendeten Brief, der dem Westfalen-Blatt vorliegt.

Die nicht erfolgte Abschaffung der Werkverträge sei auch als ein Streitpunkt in die Zerrüttungsklage aufgenommen worden, erklärt Robert Tönnies. Diese hatte der 50-Prozent-Gesellschafter im Sommer 2019 bei der Institution für Schiedsgerichtsbarkeit eingereicht. Er strebt die unternehmerische Trennung von seinem Onkel Clemens an, der den Konzern seit 26 Jahren führt.

Quelle: ots/Westfalen-Blatt