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Klasse Fehlleistung - Eskalation auf dem Schulhof war vermeidbar

Soweit musste es kommen: Er, der Schulleiter, sitzt auf der Anklagebank. Ein Mädchen soll er grob angefasst haben. Es gilt die Unschuldsvermutung, obwohl der Richter wörtlich sagt: "Er hätte die Schülerin nicht so hart anfassen dürfen." Klingt nach Vorverurteilung und manch findiger Rechtsanwalt hat derlei Sätze schon zum Anlass genommen, Befangenheitsanträge zu stellen ...

Geschrieben von Fabian Klaus am . Veröffentlicht in Regio-News.
Auftritt des neuseeländischen Sängers Graham Candy wurde vom Eichsfelder Landratsamt und dem Nordthüringer Schulamt nicht genehmigt.
Auftritt des neuseeländischen Sängers Graham Candy wurde vom Eichsfelder Landratsamt und dem Nordthüringer Schulamt nicht genehmigt.
Foto: Ashleycpr / CC BY-SA 4.0 (via Wikimedia Commons)

Soweit musste es kommen: Er, der Schulleiter, sitzt auf der Anklagebank. Ein Mädchen soll er grob angefasst haben. Es gilt die Unschuldsvermutung, obwohl der Richter wörtlich sagt: "Er hätte die Schülerin nicht so hart anfassen dürfen." Klingt nach Vorverurteilung und manch findiger Rechtsanwalt hat derlei Sätze schon zum Anlass genommen, Befangenheitsanträge zu stellen ...

Und wofür das Ganze? Weil ein Schulleiter Angst hatte, den Kindern eine Stunde, allenfalls zwei, zu gönnen, in denen ein Musiker, der gerade angesagt ist, ein Schulhofkonzert gab. Während das im Nachbarland Niedersachsen genauso wenig ein Problem darstellte wie in Sachsen-Anhalt, wurden in Thüringen große Reden geschwungen und Schüler stellten sich auf den Schulhof und streikten. Nein, das durften sie nicht - das Schulgesetz sieht die Schulpflicht vor. Ein Jahr ist seither vergangen. Gelernt hat offenbar bisher kaum jemand. Der Schulleiter nicht, der in seiner Aussage das Wort "Entschuldigung" nicht über die Lippen brachte - und das zuständige Ministerium nicht.

Es stellt eine klasse Fehlleistung dar, dass es nach einer solchen Eskalation zu einem eigentlich lapidaren Thema immer noch keine klare Regelung gibt. Bildungsministerin Birgit Klaubert (Linke) war im vergangenen Jahr an der Schule. Man kann ihr nicht vorwerfen, sich nicht gekümmert zu haben. Aber das ist nur die eine Seite - das Thema liegt nach wie vor halb fertig herum.

Die Eskalation war vermeidbar. Denn es ging hier nicht um ein stundenlanges Popkonzert, sondern nur um eine kleine Abwechslung vom Schulalltag. Mindestens in Deutsch und Englisch wäre die sogar mit dem Unterricht verbindbar gewesen, indem man zum Beispiel einen Liedtext des Sängers hätte analysieren lassen.



Quelle: ots/Thüringische Landeszeitung