Skip to main content
Wörter | Min. Lesezeit |

Pflege unter Generalverdacht

"Mit einer umstrittenen Zusatzabfrage stellt der Landkreis Diepholz alle Pflegedienste unter einen unerträglichen Generalverdacht und raubt mit unnötiger Bürokratie Zeit, die eigentlich den Pflegebedürftigen zusteht."

Geschrieben von Redaktion am . Veröffentlicht in Regio-News.
Foto: Geralt / pixabay (CC)

"Mit einer umstrittenen Zusatzabfrage stellt der Landkreis Diepholz alle Pflegedienste unter einen unerträglichen Generalverdacht und raubt mit unnötiger Bürokratie Zeit, die eigentlich den Pflegebedürftigen zusteht."

Für den niedersächsischen Landesvorsitzenden des Bundesverbandes privater Anbieter sozialer Dienste e.V. Karsten Neumann zeigen sich aktuell die gravierenden Auswirkungen einer fahrlässigen Entscheidung der Landespolitik. Im vergangenen Jahr hatte das Land mit einem Zusatz im Landespflegegesetz die Erhebung personenbezogener Gesundheitsdaten von Kunden ambulanter Pflegedienste, die Leistungen der Pflegeversicherung erhalten, ermöglicht, sofern die Datenerhebung ausschließlich auf den Einzelfall und nur bei konkreten Verdachtsmomenten auf Falschabrechnung gegen einen Dienst beschränkt ist.

Der Landkreis Diepholz möchte nun alle Pflegedienste vor Ort verpflichten, mindestens quartalsweise alle Leistungen für jeden einzelnen Pflegebedürftigen nachzuweisen, obwohl entsprechende Übersichten bereits für die Pflegekassen und für die Pflegedokumentation erstellt werden und der Landesrechnungshof schon heute die Angaben der Dienste laut Gesetz überprüfen kann. "Die ambulanten Pflegedienste haben keine Zeit, unnütze Nachweise auszufüllen, damit ein Landkreis Daten sammeln kann, die ihn eigentlich nichts angehen und zudem den Pflegekassen bereits vorliegen", ärgert sich Neumann, der rund 1.100 Pflegedienste und Einrichtungen in Niedersachsen vertritt. "Wenn die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter hunderte zusätzliche Formblätter ausfüllen müssen, geht wichtige Zeit für die Pflege und Betreuung verloren."

Der Verband fürchtet nun, dass diese Datensammelwut der Anfang ist. "Hier manifestiert sich massives Misstrauen gegenüber den Pflegediensten", so Neumann. Die Pflege brauche Wertschätzung, Zeit und zusätzliches Personal aber keine neuen bürokratischen Vorgaben. "Bundesweit arbeiten Politik und Verbände gemeinsam an Entlastungen durch eine effizientere Pflegedokumentation und hier führt ein Landkreis sinnlose Abfragen ein, die jede Menge Zeit kosten".

Der bpa wird über die Praktik aufklären und sich zusammen mit den Pflegebedürftigen und den Diensten der Region für eine Rücknahme dieser rechtlich äußerst fragwürdigen Praxis einsetzen.



Quelle: ots / bpa