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Tarifverhandlungen Berliner Flughäfen: Vermitteln reicht nicht!

Nachdem die Tarifverhandlungen für das Bodenpersonal an den Berliner Flughäfen gescheitert sind, soll nun der ehemalige Berliner Innensenator Ehrhart Körting vermitteln. Dieser Schritt ist richtig, reicht aber nicht aus. Denn im Gegensatz zu einem Schlichter nimmt Körting als Mediator keinen inhaltlichen Einfluss auf die Verhandlungen.

Geschrieben von Redaktion am . Veröffentlicht in Regio-News.
Ein Schlichter könnte helfen, weitere Streiks an den Berliner Flughäfen zu verhindern.
Ein Schlichter könnte helfen, weitere Streiks an den Berliner Flughäfen zu verhindern.
Foto: Michael Gaida / CC0 de via Pixabay

Nachdem die Tarifverhandlungen für das Bodenpersonal an den Berliner Flughäfen gescheitert sind, soll nun der ehemalige Berliner Innensenator Ehrhart Körting vermitteln. Dieser Schritt ist richtig, reicht aber nicht aus. Denn im Gegensatz zu einem Schlichter nimmt Körting als Mediator keinen inhaltlichen Einfluss auf die Verhandlungen.

Wenn die Tarifpartner ihre Tarifverhandlungen nicht selbst lösen können, schalten sie häufig einen Schlichter oder einen Mediator ein. Der Mediator beschränkt sich auf die Moderation der Gespräche, während sich der Schlichter auch inhaltlich einbringt und einen Schlichtungsvorschlag erarbeitet. Der Schlichter übernimmt dabei oft die Funktion des Mediators mit.

Bei den Tarifverhandlungen zwischen der Dienstleistungsgewerkschaft ver.di und dem Forum der Bodenverkehrsdienstleister Berlin-Brandenburg für die Berliner Flughäfen ist jetzt in Person des ehemaligen Berliner Innensenators Ehrhart Körting ein Mediator eingeschaltet worden. Dieser entlastet die Tarifparteien von der Verhandlungsführung, sodass diese sich allein auf die Inhalte konzentrieren können. Der Vermittler hat kein eigenes Interesse am Verhandlungsinhalt und auch keine Entscheidungsgewalt. Er konzentriert sich allein darauf, den Verhandlungsprozess verbessern. Den Kompromiss müssen die Tarifparteien selbst aushandeln. Das kann schwierig sein, weil hinter den verhandelnden Personen Mitglieder stehen, deren unterschiedliche Interessen gewahrt werden müssen und deren Positionen durch den Arbeitskampf verhärtet sind.

Hier bietet die Schlichtung eine Chance zum Durchbruch. Da der Schlichter nicht nur vermittelt, sondern am Ende einer Schlichtung auch eine Schlichtungsempfehlung vorlegt, fängt er unrealistische Erwartungen auf beiden Seiten ein. Das macht es den Tarifparteien leichter, einen Kompromiss zu erzielen. Eine Auswertung von Tarifkonflikten in 13 Branchen seit dem Jahr 2000 zeigt, dass die Schlichtung ein wirksames Instrument ist. Insgesamt 28 der 38 untersuchten Schlichtungen endeten erfolgreich – das entspricht einer Erfolgsquote von 75 Prozent. Zuletzt half die Schlichtung auch beim Konflikt zwischen GDL und Deutscher Bahn.

Für die Tarifverhandlungen an der Berliner Flughäfen folgt daraus: Der Vermittler ist ein wichtiger erster Schritt, die Berufung eines Schlichters sollte ein zweiter sein. Dann nähme das Risiko weiterer Streiks nicht nur vorübergehend, sondern dauerhaft ab.



Quelle: IW Köln