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Unister: Gesellschafter will Anzeige erstatten

Unister-Gesellschafter Daniel Kirchhof fordert eine umfassende Aufklärung der Geschehnisse rund um das mutmaßliche Geldgeschäft in Venedig und den Absturz des Kleinflugzeuges mit zwei Gesellschaftern an Bord. "Ich werde noch am Mittwoch Anzeige gegen Unbekannt erstatten, unter anderem wegen Untreueverdacht", sagte Kirchhof dem MDR-Magazin "Exakt" in einem Interview.

Geschrieben von Redaktion am . Veröffentlicht in Regio-News.
Foto: Alois Wonaschütz / CC0 via Pixabay

Unister-Gesellschafter Daniel Kirchhof fordert eine umfassende Aufklärung der Geschehnisse rund um das mutmaßliche Geldgeschäft in Venedig und den Absturz des Kleinflugzeuges mit zwei Gesellschaftern an Bord. "Ich werde noch am Mittwoch Anzeige gegen Unbekannt erstatten, unter anderem wegen Untreueverdacht", sagte Kirchhof dem MDR-Magazin "Exakt" in einem Interview.

"Von meiner Seite halte ich es für ganz, ganz dringend, dass da aufgeklärt wird. Insbesondere wie es überhaupt dazu kommen konnte, dass so eine große Menge Bargeld in der Gegend rumfährt, wer da auch an dem ganzen Vorgang beteiligt gewesen ist, wer davon wusste", sagte der Gesellschafter weiter. Zudem erfuhr "Exakt", dass mittlerweile auch die Generalstaatsanwaltschaft Dresden Ermittlungen wegen des ungeklärten Geldtransportes aufgenommen hat.

Kirchhof wollte Insolvenz abwenden

Kirchhof bedauert, dass das Unternehmen in die Insolvenz gegangen ist. Er habe gleich am Wochenende zahlreiche Gespräche mit möglichen Investoren und den Gesellschaftern geführt, um einen Insolvenzantrag zu vermeiden. "Ich hatte das ganz dringende Bedürfnis zu schauen, wie schlimm ist es im Unternehmen, lasst uns drüber reden, lasst uns nach Lösungen suchen, Vorschläge unterbreiten, damit wir ganz, ganz schnell wieder in ein besseres Fahrwasser kommen und eine Rettung ermöglichen", sagte Kirchhof "Exakt". Diese Gespräche seien jedoch gescheitert.

Biedenkopf war als Vermittler bei Unister im Gespräch

Der Anwalt eines Unister-Gesellschafters teilte "Exakt" darüber hinaus mit, dass Sachsens Ex-Ministerpräsident Kurt Biedenkopf (CDU) bereit gestanden hätte, um auch sehr kurzfristig zwischen den zum Teil zerstrittenen Gesellschaftern zu vermitteln. Das Büro von Kurt Biedenkopf bestätigte dem MDR-Magazin dagegen lediglich, dass dem Ex-Ministerpräsidenten nur eine Anfrage vorliege, für den Fall, dass eine Moderation hilfreich sein könnte.

Gesellschafter sollten Geschäftsführung übernehmen

Kirchhof selbst wollte, dass die verbliebenen drei Unister-Gesellschafter Christian Schilling, Sebastian Gantzckow und Daniel Kirchhof vorrübergehend gemeinsam die Geschäftsführung bei Unister übernehmen. "Wenn wir das gemacht hätten, wäre das ein starkes Zeichen nach außen gewesen", sagte Kirchhof. "Warum das nicht passiert ist? Die Frage kann ich letztlich nicht beantworten. Wir sind letztlich nicht zu der finalen Entscheidung gekommen, dass es gemeinsam möglich ist." Nun sei die Gefahr sehr groß, dass sowohl das Unternehmen als auch der Standort Leipzig in Gefahr sind. Kirchhof macht sich Sorgen darüber, ob es gelinge, das Unternehmen in seiner jetzigen Dimension fortzuführen und: "Die Frage ist schon, was bleibt überhaupt davon in Leipzig? So drastisch kann man formulieren", sagte der Gesellschafter abschließend.

Der bisherige Unister-Geschäftsführer Thomas Wagner war am Donnerstag zusammen mit drei weiteren Deutschen beim Absturz eines Kleinflugzeugs in Slowenien ums Leben gekommen. Mit an Bord war auch Unister-Gesellschafter Oliver Schilling. Das Leipziger Unternehmen Unister betreibt bekannte Reiseportale wie ab-in-den-urlaub.de und fluege.de und beschäftigt mehr als 1.000 Mitarbeiter.

Unister-Chef Thomas Wagner wurde in Venedig offensichtlich betrogen

Vor seinem Tod ist Unister-Chef Thomas Wagner in Venedig bei einem Geldgeschäft offensichtlich betrogen worden. Das ergaben Recherchen des MDR-Nachrichtenmagazins "Exakt". Marino Pangos, Präsident und Sprecher der Kriminalpolizei in Nova Gorica gegenüber "Exakt": "Wir haben italienische Dokumente gefunden, die besagen, dass Wagner Opfer eines Betrugs geworden ist, bei dem es um extrem hohe Summen ging." An der Unglücksstelle in Slowenien seien neben den Papieren außerdem 10.000 Schweizer Franken gefunden worden, ein Geldkoffer dagegen nicht.

Unabhängig davon hatten Insider der Redaktion berichtet, dass Wagner für ein Kreditgeschäft nach Venedig geflogen sei. Um das Geschäft zustande zu bringen, sollte der Unister-Chef eine Sicherheit hinterlegen. Beim Umtausch des mitgebrachten Geldes in Schweizer Franken wurde Wagner mutmaßlich Falschgeld untergeschoben. Er habe daraufhin Anzeige bei der örtlichen Polizei erstattet.

Von den vier Todesopfern des Flugzeugabsturzes sei bisher noch keines identifiziert worden. "Die Leichen sind bis zur Unkenntlichkeit verbrannt.", so Marino Pangos. Derzeit ist das forensische Institut Ljubljana mit DNA-Vergleichen beschäftigt, die Klarheit bringen sollen. Außerdem würden vom slowenischen Verkehrsministerium die Wrackteile der Maschine untersucht, um die Unfallursache herauszufinden. Es gäbe bisher keine Anhaltspunkte auf eine Manipulation, so der Sprecher der slowenischen Polizei.



Quelle: MDR-Magazin "Exakt"