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Die Geschichte von 9/11 muss neu geschrieben werden

Es geht um ein brisantes Dokument, das bis heute unter Verschluss gehalten wird: Das vom ehemaligen US-Präsidenten George W. Bush als „geheim“ eingestufte Kapitel des Untersuchungsberichts von Senat und Repräsentantenhaus zu den Terroranschlägen von 9/11. Der ehemalige Vorsitzende dieser Kommission und ehemalige Leiter des Geheimdienstausschusses, Bob Graham, fordert im MONITOR-Interview die Veröffentlichung dieses als „28 Seiten“ bekannt gewordenen Abschnitts. Laut Inhaltsangabe soll es darin um die „ausländische Unterstützung“ einiger Attentäter gehen.

Geschrieben von Redaktion am . Veröffentlicht in Welt.
Bild: Cliff / CC BY 2.0 via Flickr

Es geht um ein brisantes Dokument, das bis heute unter Verschluss gehalten wird: Das vom ehemaligen US-Präsidenten George W. Bush als „geheim“ eingestufte Kapitel des Untersuchungsberichts von Senat und Repräsentantenhaus zu den Terroranschlägen von 9/11. Der ehemalige Vorsitzende dieser Kommission und ehemalige Leiter des Geheimdienstausschusses, Bob Graham, fordert im MONITOR-Interview die Veröffentlichung dieses als „28 Seiten“ bekannt gewordenen Abschnitts. Laut Inhaltsangabe soll es darin um die „ausländische Unterstützung“ einiger Attentäter gehen.

Graham, Mitglied der US-Demokraten, kennt den Inhalt der Seiten, darf aber keine konkreten Aussagen über Details machen. Dennoch spricht er im MONITOR-Interview erstaunlich offen von einer „systematischen“ Hilfe für die Attentäter aus Saudi-Arabien: „Diese 28 Seiten werden zusätzliche Beweise dafür liefern, dass es eine systematische Unterstützung gab. Und dass dieses System seinen Ursprung vor allem in Saudi-Arabien hat.“ Für Graham steht fest: „Die Geschichte von 9/11 muss neu geschrieben werden.“

Hinweise auf eine saudische Beteiligung gab es schon früh: 15 der 19 Attentäter waren laut Untersuchungsbericht saudische Staatsbürger. Dazu gibt es Vermerke über organisatorische Unterstützungen von einigen Todespiloten durch saudische Helfer. Trotzdem stellte ein weiterer Untersuchungsausschuss, die sogenannte „9/11 Kommission“ von Senat und Repräsentantenhaus in ihrem Abschlussbericht fest, dass man keinerlei Beweise dafür gefunden habe, dass „die saudische Regierung als Institution oder einzelne, hochrangige saudische Beamte die Organisation (d.h.: al-Qaida) finanziert“ hätte.

Dem widerspricht Graham nun. Ihm zufolge geht es nicht nur um Einzelpersonen, sondern auch um die saudische Regierung, das saudische Ministerium für Islamfragen und saudische Wohltätigkeitsorganisationen. Darüber hinaus gehe es auch um „Diplomaten, sowohl im Konsulat in Los Angeles, als auch an der Botschaft in Washington und weitere saudische Staatsbürger, die auf die eine oder andere Weise an der Finanzierung der 9/11-Attentäter beteiligt waren.“

Eine Beteiligung der saudischen Regierung hätte möglicherweise Schadensersatzforderungen in Milliardenhöhe zur Folge. Denn der US-Senat hat vor kurzem auf Druck der Angehörigen von 9/11-Opfern ein Gesetz auf den Weg gebracht, nach dem ausländische Staaten wegen Unterstützung von Terroranschlägen auf US-amerikanischem Boden verklagt werden könnten.

Im Juni will US-Präsident Obama entscheiden, ob es möglicherweise zu einer vollständigen oder teilweisen Veröffentlichung der 28 Seiten kommt. Bisher hat der US-Präsident die Veröffentlichung der 28 Seiten mit Hinweis auf die „nationale Sicherheit“ blockiert. Bob Graham hält diese Begründung für fraglich. „Ich habe den Verdacht, dass es vor allem darum geht, die Beziehungen zwischen den Vereinigten Staaten und Saudi-Arabien nicht zu beschädigen.“ Das saudische Königreich hätte das Stillhalten der US-Regierungen bis heute als „Signal der Straffreiheit“ verstanden, um weiterhin Terrororganisationen zu unterstützen.

Weder die Botschaft Saudi-Arabiens in Washington, noch die saudische Botschaft in Berlin wollten sich auf die Fragen des ARD-Magazins MONITOR (2. Juni 2016 um 21.45 Uhr im Ersten) zu diesem Thema äußern.

Sendung: Monitor | 02.06.2016, 21.45 - 22.15 Uhr | Das Erste



Quelle: WDR Presse und Information