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Redaktion
Mittwoch, 20. Februar 2019 um 18:54 Uhr
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Allgemeine Zeitung Mainz: Barmherzig? Reinhard Breidenbach zum kirchlichen Arbeitsrecht

Mainz(ots) Deutschland hat christlich-jüdische Wurzeln und darf getrost stolz darauf sein. Diese Feststellung diskriminiert weder andere Religionen noch Atheisten. Kulturelle, insbesondere weltanschauliche und religiöse Vielfalt bereichert eine Gesellschaft, wenn ein gemeinsames Verständnis für wechselseitigen Respekt garantiert bleibt. In Deutschland wie in vielen anderen Staaten haben es die christlichen Kirchen aber zunehmend schwer. Nicht unbedingt materiell, wohl aber, was die Akzeptanz angeht. Das Argument, daran seien die Kirchen auch selbst schuld, etwa im Zusammenhang mit Missbrauchsskandalen, ist nicht falsch, hat aber nur einen kleinen Teil der Wahrheit im Blick. Die Bürger, die den christlichen Kirchen vertrauen, müssen sie stärken. Aber auch die Kirchen als Institution müssen alles dafür tun, sich selbst zu stärken. Das tun sie ganz sicher nicht, wenn sie sich an Privilegien klammern, die aus der Zeit gefallen sind. Etwa im Arbeitsrecht. Absurd wird es, wenn ein katholisches Krankenhaus einen katholischen Chefarzt wegen dessen zweiter Ehe entlässt, bei Konfessionslosen eine solche zweite Ehe aber "duldet". Bei allem Verständnis für das Recht der Kirchen, die Grundpfeiler ihres Glaubens zu beschützen: Hier muss abgewogen werden. Die Kirche muss im Dorf bleiben. Die Kirchen tragen dem durchaus Rechnung und haben Arbeitsrechtsregeln schon verändert. Und die Gerichte sagen klar: An die Loyalitätspflicht kirchlicher Arbeitnehmer dürfen hohe, aber keine überzogenen Anforderungen gestellt werden. Die christlichen Kirchen sollten eigentlich gut zurecht kommen mit diesem Maßstab, ist er doch letztlich von Barmherzigkeit geprägt.



Quelle: ots/Allgemeine Zeitung Mainz