Zum Hauptinhalt springen
Allgemeine Zeitung Mainz
Donnerstag, 05. September 2019 um 18:47 Uhr

Eine Mahnung - Kommentar von Andreas Härtel zum Fall Lügde

Mainz (ots) - Die Justiz hat nun im Fall Lügde gleich aus mehreren Gründen bemerkenswert gearbeitet. Zum einen fiel das Urteil so klar aus, wie es nur sein konnte. Zum anderen kam es so schnell, wie es leider nicht üblich ist - obwohl es doch immer so sein müsste. Erst im Dezember waren die Täter festgenommen worden, jetzt, gerade einmal ein Dreivierteljahr später, steht fest: Die Opfer werden ihren Peinigern wohl nie mehr begegnen. Schließlich dürfte die Sicherungsverwahrung dafür sorgen, dass die Verurteilten nicht mehr freikommen. Das Gericht hat den Opfern damit ihre schlimmste Angst genommen. Vor der Festnahme allerdings haben sich die Ermittlungsbehörden nicht mit Ruhm bekleckert. Immer wieder hatte es Hinweise auf sexuellen Missbrauch auf dem Campingplatz gegeben, aber dem war offensichtlich jahrelang nicht mit letztem Nachdruck nachgegangen worden. Unvergessen sind auch die Meldungen über Ermittlungspannen wie verschwundene Beweismittel. Das relativiert die Reaktion von NRW-Innenminister Herbert Reul von gestern: Ja, das Urteil ist eine Warnung an alle Täter. Aber es ist halt auch eine Mahnung für alle Ermittler, auch für jene, die Reul zu führen hat. Ebenso für die Politik, weil die Behörden, die Missbrauch verhindern und ahnden sollen, nicht in dem Maße auf ihre Aufgabe vorbereitet sind, wie sie es sein müssten. Und es ist eine Mahnung für die gesamte Gesellschaft. Man weiß es doch: Die meisten Missbrauchsfälle gibt es im Familien- oder Bekanntenkreis. Und die meisten Täter kommen deshalb davon, weil andere wegsehen. Mit alldem muss Schluss sein. Auch im Namen der Opfer von Lügde.



Quelle: ots/Allgemeine Zeitung Mainz