Skip to main content
Redaktion
Donnerstag, 30. Mai 2019 um 18:54 Uhr
Wörter | Min. Lesezeit |

Allgemeine Zeitung Mainz: Risiko - Kommentar von Reinhard Breidenbach zur SPD

Mainz (ots) - Vor 50 Jahren, 1969, wurde der FC Bayern München Deutscher Meister. Mit dem Fußball, den die Bayern damals spielten, würden sie heute um den Klassenerhalt in der Zweiten Bundesliga bangen müssen. Der Kern des Fußballs und der Geist ist schon noch der von 1969, und den haben die Bayern auch immer noch drauf. Aber extrem viel drumherum hat sich radikal gewandelt. Vor rund 150 Jahren wurde die SPD gegründet. Eine stolze Partei, die den Nazis die Stirn bot und Männer wie August Bebel, Friedrich Ebert und Willy Brandt hervorbrachte. Im Grunde geht es heute um dieselben Werte wie vor 150 Jahren: Freiheit, Gerechtigkeit, Solidarität. Aber gerade in den vergangenen 50 Jahren hat sich das Tempo und das Drumherum in der Politik extrem gewandelt. Nicht nur, aber gerade damit tut sich die SPD schwer. Absolut treu geblieben ist sich die Partei stets in einem: Sie ist sehr gerne zerstritten und geht gnadenlos mit Führungspersönlichkeiten um, die nicht (mehr) den Ansprüchen der Partei genügen, wobei aber wegen erheblicher interner Meinungsdifferenzen nicht einmal immer klar ist, welches die genauen Ansprüche überhaupt sind. Davon kann Andrea Nahles nun ein garstig Lied singen. Sie war eine hervorragende Arbeitsministerin. Dann, als Parteivorsitzende, hatte sie - um es in der Fußballersprache auszudrücken - zuerst kein Glück, und dann kam auch noch Pech hinzu. Ende? Offen, theoretisch. Große Chancen, sich an der Spitze zu halten, hat sie aber nicht. Sie kannte ihr persönliches Risiko. Das Risiko für das Land ist ungleich größer, wenn die früheren Volksparteien schrumpfen und die Parteienlandschaft immer mehr zersplittert.



Quelle: ots/Allgemeine Zeitung Mainz